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Komplexe Folie, schwieriges Recycling

Horn & Bauer meistert Recycling-Herausforderungen
Komplexe Folie, schwieriges Recycling

Hohe Energiekosten, teure Rohstoffe, mehr Recycling: Wie Folienhersteller Horn & Bauer die Herausforderungen meistert.

Kunststoffe zu recyceln ist das Gebot der Stunde. Welche Anforderungen das an einen Hersteller von Abdeckfolien für Lackierer stellt, fragten wir Karsten Grötecke, Vertriebsdirektor für den Reparaturmarkt bei Horn & Bauer.

Herr Grötecke, ein Folienhersteller wie Horn & Bauer steht beim Thema Nachhaltigkeit in zweierlei Hinsicht im Fokus: In einem sehr energieintensiven Extrusionsverfahren produzieren Sie ein Produkt, das vielfach als problematisch gilt. Welche Lösungsstrategien sehen Sie da?

Karsten Grötecke: Fangen wir beim Thema Energie an: Wir produzieren unseren eigenen CO2-neutralen Strom und in der Tat gibt es Ansätze, die Prozesstemperaturen zu reduzieren, was, nebenbei gesagt, für uns auch eine deutliche finanzielle Entlastung bedeuten würde. Da sind wir aber auch auf Support aus der chemischen Industrie angewiesen, denn niedrigere Prozesstemperaturen setzen Modifikationen bei den Rohstoffen voraus.

Und „was geht“ beim Produkt Kunststoff selbst?

Karsten Grötecke: Da gibt es in der öffentlichen Debatte zwei Ansätze. Der eine besteht darin, Kunststoff komplett zu vermeiden. Das funktioniert zum Beispiel bei Trinkhalmen. Gerade bei technischen Anwendungen muss man allerdings erkennen, dass Kunststoff ein sehr schwer zu ersetzender, weil günstiger, flexibler und modularer Rohstoff ist. So auch beim Recycling unserer Folien.

Wo liegt die Lösung dann?

Karsten Grötecke: Ganz einfach – im Recycling. Aber auch da gilt: Je komplexer und technischer die Anwendung ist, desto größer ist die Herausforderung, mit Rezyklat zu arbeiten. Genau daran arbeiten wir.

Wie hat man sich das bei Lackierfolien vorzustellen?

Karsten Grötecke: Lackierfolien sind ein sehr gutes Beispiel für technisch anspruchsvolle Folien. Sie müssen zum Beispiel absolut silikonfrei sein und dürfen keine Fusseln freisetzen. Unsere hochwertigen Lackierfolien bestehen aus drei Schichten. Die innere Schicht, die unmittelbar auf dem Fahrzeug aufliegt, hat statische Eigenschaften, sodass sie dicht anliegt, außerdem soll sie die Bildung von Wasserflecken verhindern. Die äußere Schicht sorgt dafür, dass Lack sicher anhaftet. Die mittlere dient gewissermaßen „nur“ bestimmten mechanischen und mit dem Handling der Folien zusammenhängenden Zwecken, sodass sie sich aus Rezyklat herstellen lassen. Der insgesamt bei diesen Folien erreichbare Rezyklatanteil liegt also bei rund 30 Prozent. An einer solchen Folie arbeiten wir und gehen davon aus, sie zur kommenden Automechanika präsentieren zu können.

Technisch weniger anspruchsvolle Folien können also einen höheren Anteil an Recycling aufweisen?

Karsten Grötecke: Richtig, wir haben beispielsweise Reifensäcke im Programm, die zu 100 Prozent aus wiederverwerteten Kunststoffen bestehen. Die Anwender müssen dabei lediglich gewisse Farbschwankungen in Kauf nehmen. Aber wie gesagt, das sind deutlich weniger komplexe Folien als Lackierfolien.

Wie hat man sich, wenn Lackierfolien recycelt werden, das Sammeln und Abholen vorzustellen?

Karsten Grötecke: Wir arbeiten schon jetzt mit dem Entsorger PreZero zusammen. Unsere Kunden sammeln die gebrauchte Folie in Säcken und wenn eine bestimmte Anzahl von Säcken vorhanden ist, wird der Entsorger kontaktiert und holt die Säcke ab.

Muss unterschieden werden zwischen mit Lack behafteter Folie und Resten vom Zuschneiden?

Karsten Grötecke: Nein, Folie, die wiederverwertet wird, kann bis zu drei Prozent Fremdkörper enthalten. Dazu zählen im Fall von Lackierfolie auch Klebebandreste.

Sortenrein getrennte Folie stellt ja auch einen Wertstoff dar – erfolgt eine Art Rückvergütung für die Kunden?

Karsten Grötecke: Auch daran arbeiten wir und gehen davon aus, dass wir ein entsprechendes Modell zusammen mit einer neuen recycelbaren Lackierfolie präsentieren werden.

Wie ist aus Ihrer Sicht das Feedback der Lackierbetriebe auf recycelbare Folie? Anders als etwa beim Einsparen von Energie oder Lackmaterial ist hier ja kein direkter materieller Vorteil greifbar?

Karsten Grötecke: Das steht bei vielen auch nicht unbedingt im Vordergrund. Viele Kunden sagen uns: Solange sich der Preis nicht erhöht und die Qualität gleich ist, stellen wir gerne um. Auch für die Lackierbetriebe geht es in Zukunft viel stärker darum, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Aus eigenem Antrieb, aber auch, weil eines Tages nicht nur Großkunden und nicht zuletzt der Gesetzgeber darauf achten. Auch im Lackierbetrieb geht die Reise ganz klar in Richtung Nachhaltigkeit.

Herr Grötecke, vielen Dank für das Gespräch.

mr■

 www.horn-bauer.de


Karsten Grötecke

„Je komplexer und technischer die Anwendung ist, desto größer ist die Herausforderung, mit Rezyklat zu arbeiten.“

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