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Gute Pflege

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Gute Pflege

Regelmäßige Wartung der Kabine sorgt für Sicherheit – auch vor Lackierfehlern

MR

Die Lackierkabine ist das Herzstück und die größte Einzelinvestition im Lackierbetrieb. Die Qualität der Lackierung hängt ganz entscheidend von der einwandfreien Funktion und dem optimalen Zustand der Lackierkabine ab. Damit die Lackierkabine nicht nur optimale Lackierergebnisse ermöglicht, sondern auch die in diesem sensiblen Bereich hohen Sicherheitsansprüche erfüllt, sind regelmäßige Kontrollen durch Spezialisten notwendig. Auch der Anwender selbst kann jedoch dazu beitragen, die Lackierkabine in Top-Zustand zu halten. Über richtige Kabinenwartung und -pflege unterhielten wir uns mit Tiemo Sehon, dem Geschäftsführer der SEHON Innovative Anlagen GmbH.
Herr Sehon, die Wartung von Lackieranlagen ist die Keimzelle Ihres Unternehmens. Dazu gekommen sind energie- und zeitsparende Aufrüstkomponenten sowie die Planung und Lieferung von Sehon-Lackier- und Trocknungsanlagen. Wie ist heute die Gewichtung zwischen diesen Leistungsbereichen?
Die Wartung von Kabinen aller Fabrikate spielt zusammen mit der Nachrüstung von Kabinen mit Energiesparlösungen oder Systemen zur Trocknungsbeschleunigung immer noch eine bedeutende Rolle. Auch bei den von uns gelieferten Neuanlagen stehen Wartung und Service ganz oben, denn das gute After Sales-Geschäft bindet den Kunden an das Unternehmen.
Was wird bei den Wartungsarbeiten besonders unter die Lupe genommen?
Wir bieten unterschiedliche Komplettpakete an. Beim Sicherheits-Check gehen wir beispielsweise die sicherheitsrelevanten Baugruppen durch.
Als da wären?
Wir prüfen alle Schaltschrankfunktionen sowie den Sicherheits- und Nachlauf-Thermostat. Hebebühnen, Beleuchtung, Magnetventile und Brenner werden kontrolliert. Schließen alle Regelklappen korrekt? Entspricht die Luftleistung der Kabine den vorgegebenen oder zu erwartenden Werten? Eine wichtige Rolle spielen so genannte kraftbetätigte Tore. Rolltore werden gemäß der Unfallverhütungsvorschrift kontrolliert. Bei den Trockenanlagen sind die gleichen Punkte zu überprüfen. Zusätzlich wird die Menge des Lösemittelanteils und der Frischluftzusatz überprüft.
Wieviel Zeit nimmt so ein Sicherheits-Check in Anspruch?
Etwa drei bis vier Stunden ist ein Monteur damit beschäftigt. Wesentlich länger dauert eine komplette Wartung, bei der auch umfangreiche Reinigungsarbeiten ausgeführt werden. Der Innenraum wird beispielsweise komplett gereinigt, die Kabinenwände werden gesäubert, auch die Gitterroste werden mit einem Highflow-Dampfstrahlgerät abgestrahlt. Zusätzlich wird die komplette Aggregateapparatur geöffnet und gereinigt. Dafür sind zwei Monteure mindestens einen Tag lang beschäftigt. Nach dem zusätzlichen Tausch aller Filtermedien ist die Kabine allerdings auch fast wie neu.
Reinigungsarbeiten kann der Betrieb ja auch selbst durchführen. Welche Maßnahmen empfehlen Sie in welchem Turnus?
Die Innenreinigung der Kabine kann der Betreiber problemlos selbst durchführen. Je nach Benutzungsintensität würde ich einen Turnus von zwei bis vier Wochen empfehlen.
Wie stehen sie zur Beschichtung der Wände mit Klebelacken?
Dazu rate ich grundsätzlich. Solche Beschichtungen sind sehr sinnvoll, da sich je nach Aufbau und Leistungsfähigkeit der Kabine viel Overspray an den Wänden absetzen kann. Auch wenn Ablüftsysteme mit Injektordüsen eingesetzt werden, verhindert der Klebelack, dass Staubpartikel von den Wänden gerissen werden. Wir gehen sogar noch weiter und empfehlen, die Kabinenwände mit weißer Spezialfolie abzukleben und erst darauf den Klebelack aufzutragen.
Wo liegt da der Vorteil?
Ganz einfach: Indem ich so verfahre, schütze ich mein Produkt noch besser. Das Kabinengehäuse bleibt immer glatt und sauber. Außerdem sorgt die erneuerbare weiße Folie für optimale Helligkeitswerte in der Kabine.
A propos Helligkeit: Ist die Kontrolle oder der Austausch der Leuchtröhren auch Gegenstand einer Wartung?
Bei den Leuchten gibt es Unterschiede zwischen dem, was wünschenswert wäre, und dem, was in der Praxis ausgeführt wird. So schreiben die Leuchtenhersteller vor, wie viele Betriebsstunden eine Leuchtstoffröhre leisten soll. Sinnvoll wäre es daher, die Röhren nach dieser Dauer en bloc auszutauschen; allerdings beschränken sich die meisten Betriebe aus Kostengründen darauf, lediglich defekte Röhren bei Bedarf zu ersetzen. Durch den Einsatz von speziellen Lichtfarben und Reflektoren können übrigens immer immense Leuchtkraftverstärkungen erzeugt werden.
Was gibt es bei den Filtern zu beachten?
Deckenfilter sollten je nach Benutzungsgrad in der Regel einmal, Vorfilter drei- bis viermal im Jahr ausgetauscht wird. Moderne Anlagen zeigen an, wann gewechselt werden muss. Diese Anzeige sollte keinesfalls ignoriert werden.
Wir empfehlen bei Ganzberostungen, die ganze Bodenfläche mit Farbabscheidematten auszulegen, die im Bereich der Absaugung je nach Verschmutzung gewechselt werden sollten. Auch die Restfläche nimmt jedoch Schmutzpartikel und Restoverspray auf.
Häufig hört man, dass die Filter heute schneller zusetzen als früher. Ist dies eine Folge der Einführung von Wasserlacken?
Das kann ich bestätigen. Obwohl Filtermatten heute noch stärker als früher progressiv aufgebaut sind, hat sich in Betrieben mit sehr hohem Durchsatz nach unseren Beobachtungen der Verbrauch an Farbabscheidematten verdoppelt. Auch Bodenberostungen verunreinigen stärker und sollten gelegentlich gereinigt werden.
Bleiben wir noch einen Moment beim Thema Wasserlack. In vielen Kabinen sind Systeme zur Trocknungsbeschleunigung integriert. Was sollte man hier beachten, um Staubfreiheit sicherzustellen?
Das hängt stark davon ab, welches Trocknungssystem benutzt wird. Grundsätzlich halte ich Deckensysteme für unproblematischer als solche, die auf Fahrzeughöhe quer zum Kabinenluftstrom abblasen. Wir bieten unser Abblasesystem in zwei Varianten an. Wenn die Ventilatoren unterhalb der Filterdecke fest montiert sind, empfehlen wir, einmal im Monat bei laufender Anlage das gesamte System abzublasen. Das in die Filterdecke versenkbare System ist dagegen wartungsfrei.
Wie sollten Wärmetauscher behandelt werden?
Ja nach Brennstoff müssen auch diese regelmäßig gereinigt werden. Grober Schmutz wird mit der Bürste entfernt und dann mit dem Rußsauger abgesaugt. In welchem Abstand dies geschehen muss, hängt sehr stark von der Art der Beheizung ab. Bei Gasverbrennung ist die Verschmutzung relativ gering. Bei Ölverbrennung ist dagegen die Verschmutzung in der Regel so, dass einmal pro Jahr eine Reinigung erfolgen sollte. Bei direkt befeuerten Gasflächenbrennern entfallen solche Arbeiten.
Gibt es noch andere Wartungs- oder Reinigungsmaßnahmen, die der Betrieb selbst ausführen oder in Auftrag geben sollte?
Das hängt stark von den individuellen Vorgaben ab. Bei vielen DaimlerChrysler-Betrieben, die wir betreuen, werden beispielsweise einmal im Jahr die Abluftschächte von oben nach unten gereinigt. Das wird aber, obwohl sich dort tatsächlich viel Material ablagert, der kleine und mittlere Handwerksbetrieb, wenn überhaupt, nur in wesentlich größeren Abständen machen.
Woran liegt es Ihrer Erfahrung nach, wenn Staubprobleme in der Lackierung vorkommen?
Staub entsteht nicht durch die Kabine. Die Erfahrung zeigt, dass in 95 Prozent der Fälle der Staub in der Kabine oder die Fehllackierungen andere Ursachen haben. Moderne Kabinen bieten in dieser Hinsicht größtmögliche Sicherheit – vorausgesetzt, sie werden richtig und regelmäßig gewartet.

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