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Folie aus der Lackierpistole

Lackieren Technik
Folie aus der Lackierpistole

Das Karosserie- und Lackierzentrum Schneider hat mit Sprühfolie sein Angebot erweitert

Matt grau, so lautete die Wunschfarbe des Toyota-Besitzers. In der Kabine des Karosserie- und Lackierzentrums Schneider wartet der vormals weiße Kleinwagen auf seine Verwandlung. Drei Schichten sind schon aufgetragen, weitere zwei werden folgen. Viel Aufwand für ein solches Fahrzeug, zumal komplette Umlackierungen selten sind. Um eine solche handelt es sich, genau genommen, aber auch nicht. „Wir beschäftigen uns seit rund einem Jahr intensiv mit Sprühfolie“, berichtet Betriebsleiter Florian Schneider. „Immer wieder kommt es vor, dass Kunden aus unterschiedlichsten Gründen eine komplett neue Farbe möchten. Viele gehen dann zum Folierer, um den Wagen bekleben zu lassen. Diese Leistung anzubieten, kam für uns aber nicht in Frage. Folieren hat zum einen mit dem klassischen Lackieren nur sehr wenig zu tun, zum anderen können wir preislich mit den echten Spezialisten nicht mithalten.“

Im Karosserie- und Lackierzentrum Schneider wird die Folie nicht aufgeklebt, sondern aufgesprüht. „Mit der Sprühfolierung können wir unseren Kunden eine hochwertige Alternative zur normalen Lackierung anbieten“, erklärt Florian Schneider, „und zwar auf Zeit. Rund vier Jahre hält eine solche Sprühfolie, bevor sie wieder abgezogen wird. Für die meisten Kunden reicht dies völlig aus.“ Der gelernte Fahrzeuglackierer hat sich mit Sprühfolie ein kleines zweites Standbein aufgebaut. Überzeugt hat ihn dabei nicht nur die Verarbeitung der von ihm verwendeten Liwrea-Sprühfolie, sondern vor allem die enorme Flexibilität und Vielfalt bei den Farbtönen.

Alle Farben sind möglich

„Das Besondere an diesem Produkt ist, dass jeder herkömmliche Farbton aus der Lackmischbank aufgetragen werden kann“, berichtet Peter Böhler, Geschäftsführer der Firma Monaco Trends, die die Liwrea-Sprühfolie in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreibt. Wie das funktioniert? Eigentlich ganz simpel: Die eigentliche Sprühfolie ist transparent und wird mit 20 Prozent Standard-Wasserbasislack vermischt – ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Sprühfolien, die häufig nur in einer begrenzten Anzahl an Farbtönen verfügbar oder ausmischbar sind.

Je nach Ausgangsfarbton des Fahrzeugs und neuem Wunschton sind bis zu fünf Spritzgänge notwendig. „Das liegt zum einen daran, dass eine gewisse Schichtstärke erreicht werden muss, um die Folie bei Bedarf wieder rückstandsfrei entfernen zu können“, erklärt Florian Schneider. „Zum anderen ist das Material lasierend und benötigt mehrere Lagen, bis es deckt.“ Gleichzeitig gewährleistet die entsprechende Schichtstärke auch einen Steinschlagschutz. „Im Bereich der Motorhaube und der Schweller tragen wir etwa 100 µm auf. Bei der restlichen Oberfläche sind es mindestens 80 µm.“ „Liwrea WR3 ist eine VOC-konforme Mattsprühfolie mit den Eigenschaften eines normalen Lackes und hat mit den Autosprühfolien der ersten Generation, mit denen manche Lackierer schlechte Erfahrungen gemacht haben, nichts zu tun. Sie ist benzin-, diesel- und säurebeständig. Wir garantieren, dass sie sich nach bis zu vier Jahren rückstandsfrei von glatten Oberflächen entfernen lässt“, erklärt Peter Böhler. „Waschanlagen sind gar kein Problem, und auch eine vorsichtige Reinigung mit dem Dampfstrahler aus 50 Zentimetern Abstand ist möglich.“ Zudem behalte die Folie im Gegensatz zu Mattlackierungen ihren Matt-Effekt dauerhaft. Ein glänzendes Finish kann wiederum durch einen speziellen hochflexiblen 2K-Klarlack erreicht werden.

Übung macht den Meister

Für die richtige Verarbeitung bedarf es auch hier einiger Übung. „Wenn man sich regelmäßig damit beschäftigt, hat man nach einer kurzen Eingewöhnungszeit den Dreh raus“, erzählt Alexander Fedele, Kfz-Lackierer bei Karosserie Schneider. Er hat sich im Betrieb auf die Verarbeitung der Sprühfolie spezialisiert. Das Werkzeug ist im Prinzip das gleiche wie bei normalen Lackierungen. „Bei der Applikation haben sich Füllerpistolen mit Düsen ab einer Größe von 1,6 Millimeter und ein Druck von 1,8 bis 2,2 bar am besten bewährt.“ Peter Böhler empfiehlt, auch ein Druckbechersystem ins Kalkül zu ziehen. „Das bedeutet zwar für den Lackierer eine kleine Umstellung, jedoch wird das Material gezielter aufs Objekt aufgetragen. Letztlich bedeutet das nicht nur einen geringeren Materialverbrauch, sondern schont auch die Filter.“

Hoher Kundenanspruch

„Die Oberflächenqualität, die wir dabei erreichen, ist sehr hoch“, erklärt Florian Schneider, „und das muss auch so sein.“ Da die Sprühfolierung vom Lackierer durchgeführt wird, sind die Ansprüche sehr hoch. „Der Kunde erwartet eigentlich das gleiche Ergebnis wie bei einer Lackierung, dabei ist und bleibt es eine Folie. Auch wir als Lackierer haben eine Weile gebraucht, um das für uns zu realisieren und einen vernünftigen Weg zwischen dem hohen Anspruch an die Oberfläche und einer wirtschaftlichen und effizienten Arbeitsweise zu finden“, so der Betriebsinhaber.

„Die Kundschaft für die Sprühfolierung ist eigentlich bunt gemischt“, berichtet Florian Schneider. „Jedoch ist es schon so, dass aktuell eher Besitzer hochpreisiger Fahrzeuge nach diesem Produkt fragen.“ Das mag daran liegen, dass gerade diese Fahrzeuge nicht immer in jedem Farbton verfügbar sind, oder die Besitzer die Möglichkeit eines Weiterverkaufs im Hinterkopf behalten. „Zudem wird die qualitativ hochwertige Verarbeitung geschätzt und das lassen sich die Leute dann auch gerne etwas kosten“, berichtet Florian Schneider. „Ein Kunde hat seinen neuen R8 in giftgrün bestellt. Nach drei Monaten gefiel ihm diese Farbe aber schon nicht mehr, weshalb wir das Fahrzeug in mattgrau umgesprüht haben.“

Standbein oder Zusatzgeschäft

Florian Schneider hat sich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, die Sprühfolierung anzubieten. „Zum einen finde ich, dass die Sprühfolie einfach eine coole Alternative zur normalen Lackierung ist. Zudem ist es für einen Betrieb nie schlecht, sich etwas breiter aufzustellen und den Kunden mehr bieten zu können.“ In seinem Karosseriebetrieb nimmt er zur Zeit etwa zwei solcher Aufträge pro Monat an, Tendenz steigend. Das gilt auch für die Lukrativität des Geschäfts: „Bei den ersten Fahrzeugen habe ich definitiv draufgezahlt, aber mit der Zeit lernt man dazu und weiß, worauf zu achten ist.“ Als mögliches Hauptgeschäft sieht Florian Schneider die Sprühfolierung nicht, jedoch als profitables Zusatzgeschäft. Daher will er künftig noch mehr Aufträge in diesem Bereich annehmen. „Als realistisches Ziel sehe ich etwa vier Fahrzeuge pro Monat.“

Auch Peter Böhler erkennt hier – abgesehen vom optischen Mehrwert – ein mögliches Geschäftsmodell: „Wir sprechen Lackierbetriebe an, dass sie auf Autohäuser zugehen und diesen Schutz für Leasingfahrzeuge anbieten sollen. Die Kosten für die Folierung können mit ins Leasing einberechnet werden, im Monat gesehen macht das nicht viel aus. Nach vier bis fünf Jahren kann die Folie einfach abgezogen werden und der Lack ist wie neu. Das erfreut sowohl den Kunden als auch die Autohäuser.“ Evelyn Becker 

Weitere Informationen zum Produkt:
www.monaco-trends.com

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