Mit der Reihe 100 präsentierte Glasurit im September letzten Jahres eine komplett neue Wasserbasislackreihe. Neue Wege ging man dabei auch beim Kernthema Farbton. „Die Farbtongenauigkeit ist eines der wichtigsten Kriterien für ein Decklacksystem“, erklärt Hendrik Franke, bei Glasurit Leiter Technisches Management. „Mit der Reihe 100 hatten wir die einmalige Chance, ein komplett neues Produkt zu schaffen, aber bei unserer Key-Kompetenz Farbton bleiben wir unserem hohen Standard natürlich treu. Eine kontinuierliche Verbesserung der Farbgenauigkeit ist bei der Entwicklung unserer Formulierungen ein konstantes Ziel.“
State-of-the-Art-Pigmentsystem
Doch wie gelingt es, eine brandneue Lackreihe auf den Markt zu bringen und gleich beim Start präzise Lösungen für Zigtausend Farbtöne zu präsentieren? Einer der Schlüssel dazu liegt in einem langen Vorlauf. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der BASF arbeiten weltweit bereits seit Jahren sehr intensiv an der Ausarbeitung der Mischformeln mit der Reihe 100. Der Aufwand hierfür ist enorm, da jede Farbtonausarbeitung im Coloristik-Labor „nass“ entwickelt und geprüft wird. „Zwar liegen aus anderen Lackreihen des Unternehmens über lange Jahre gesammelte, verlässliche Farbtoninformationen bereits vor, unsere neue Lackreihe beruht aber auf einer komplett neuen Pigmenttechnologie“, erläutert Hendrik Franke. „Ein Datentransfer für die Ausarbeitung der Farbtöne war somit nicht möglich.“ Der Vorteil der komplett neuen Pigmenttechnologie besteht umgekehrt darin, dass ein State-of-the-Art-System vorliegt, das nicht nur den Zigtausende von Farbtönen umfassenden Bestand an Autofarben verlässlich nachstellt, sondern vor allem eine Antwort auf aktuellste Entwicklungen in der Serienlackierung gibt. „Es ist aber nicht nur die Farbtongenauigkeit, die von der neuen Pigmenttechnologie profitiert“, weiß Hendrik Franke. „Es gibt auch eine Reihe von Prozessvorteilen: erhöhte Deckkraft, schnellster und sehr einfacher Applikationsprozess, neuer Benchmark im Bereich VOC und eine längere Haltbarkeit der Ausmischungen.“
Privilegierter Service: Solve100
Unmittelbar beim Start der Reihe 100 lagen bereits rund 30.000 Rezepturen vor. Täglich kommen zahlreiche neue Rezepturen hinzu und stehen jedem Anwender sofort digital zur Verfügung. Individuelle Unterstützung erhalten Anwender der neuen Lackreihe durch exklusive Farbtonservices, die der Lackhersteller als eine so genannte „Signature Solution“ unter dem Titel „Solve100“ zusammenfasst. Eines der Angebote dabei: Ein Archivton-Matching. Reihe 100-Anwender übermitteln Glasurit die ihrem Betrieb gängigsten Farben und erhalten ein individuelles Farbton-Starterkit. Ein weiterer „Solve100“-Service ist der Farbtonschnelldienst: Während der Umstellungsphase können Anwender bei Unsicherheiten via Expresspost physische Lackmuster, zum Beispiel Tankdeckel, gratis zum Hersteller senden und erhalten innerhalb von zwei Arbeitstagen garantiert Support.
Rein digitaler Prozess
Den klassischen Farbton-Support per Farbtonpaspel-System wird es bei der Reihe 100 nicht mehr geben. Hendrik Franke: „ Wir haben mit dem Glasurit Spektrophotometer RatioScan 12/6 die digitale Suche nach dem richtigen Farbton auf ein neues Niveau gebracht. Kunden können bequem und schnell die exakten Farbtöne finden. Sie haben Zugriff auf eine Vielzahl von Mischformeln und können jederzeit ihre eigenen Mischformeln erstellen. Schon jetzt zeigt sich, dass, wenn dennoch Fragen auftauchen, die Reihe 100-Kunden mit Solve100 zusätzliche sichere Optionen haben und nutzen.“ mr■
Nachhaltigkeit als Prozessvorteil
Wie läuft die Einführung der Reihe 100? Wir sprachen mit Tobias Brefeld, Direktor Autoreparaturlacke Deutschland.
Herr Brefeld, dass die Farbtöne „passen“, ist die Kernqualität einer Lackreihe. Welches Feedback erhalten Sie in dieser Hinsicht aus dem Markt, nachdem die Reihe 100 vor rund einem halben Jahr präsentiert worden ist?
Die Farbtongenauigkeit wird von unseren Kunden als sehr gut bewertet und die Palette an Farbtönen der Reihe 100 wächst schnell. Was uns besonders freut: Die Kunden nutzen auch intensiv die Leistungen aus unserem „Solve- 100“-Angebot, zum Beispiel den Farbtonschnelldienst. Eine wichtige Rolle spielt auch das offene und ehrliche Feedback, das wir von unseren langjährigen Glasurit-Kunden zur Reihe 100 erhalten – gerade beim Thema Farbton profitieren beide Seiten sehr von diesem Austausch.
Wo liegt denn derzeit die Stoßrichtung bei der Reihe 100: bei der Umstellung bestehender Kunden oder der Gewinnung neuer?
Sowohl als auch. Unsere Vertriebsmannschaft ist glücklich, mit der Reihe 100 eine „zweite Waffe“ in die Hand zu bekommen. Und das soll auch so bleiben. Die Reihe 90 bleibt die Reihe 90, denn man muss sehen: Wir haben in den Lackier- und Karosseriebetrieben eine riesige Bandbreite an Bedürfnissen. Eine zweite Premium-Lackreihe mit klarer Unterscheidung bietet hier ganz neue Lösungsmöglichkeiten.
Was hat sich denn als Key-Argument bei der Einführung der Reihe 100 erwiesen? Die Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist in der Tat ein starkes Argument. Und die Reihe 100 ist mit einem VOC-Wert von 250 Gramm pro Liter das – vom TÜV bestätigt – derzeit grünste Lacksystem. Unsere Partner können sich hier nicht nur beim Endkunden profilieren, man muss auch sehen, dass Nachhaltigkeit bei vielen Autoherstellern ein ganz zentrales Thema darstellt, was sich natürlich auch auf deren Partnerwahl auswirkt. Ganz wichtig für die Werkstätten ist aber, dass Nachhaltigkeit bei der Reihe 100 auch durch ganz klare Prozessvorteile untermauert wird: zum Beispiel höhere Deckkraft, geringerer Materialeinsatz und weniger Energieverbrauch bei der Trocknung.
Nun fiel die Markteinführung der Reihe 100 durch die Coronapandemie in eine schwierige Zeit: Inwieweit hat Sie das beeinträchtigt?
Die Beschränkung der persönlichen Kontaktmöglichkeiten hat natürlich manche Pläne durchkreuzt. Auch wenn unsere Kunden und wir mittlerweile digital sehr gut aufgestellt sind, lässt sich das nicht komplett ausgleichen. Insgesamt sind wir aber beim Roll-out in der Spur und ich bin hochzufrieden darüber, was unser Team unter den gegebenen Umständen erreicht hat.
Herr Brefeld, vielen Dank für das Gespräch