Welche Effekte liegen besonders im Trend? Und was muss der Lackierer bei der Reparatur mit Sonderfarbtönen beachten? Jörg Sandner, Spies-Hecker-Trainingsleiter, gibt Tipps.
Sonderfarbtöne erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Pro Jahr bringt die Automobilindustrie rund 1.000 neue Farbtöne auf den Markt. In erster Linie kommen die Hersteller damit dem Anspruch der Autofahrer nach mehr Individualität nach – und lassen sich diesen gut bezahlen: je nach Hersteller und Modell zwischen 500 und 12.000 Euro Aufpreis. Neben sogenannten Twinton-Lackierungen, beispielsweise beim Opel Adam, werden auch neue Effektpigmente immer beliebter. Diese haben inzwischen in allen Fahrzeugklassen Einzug gehalten: Xyrallics, Perlmutt, Glasflakes, aber auch Mattfarbtöne, Liquid Silvers sowie eingefärbte Klarlacke sind inzwischen in der Serie angekommen. Für den Lackierer bedeutet das, weiterdenken. „Denn die verschiedenen Effekte erhöhen die Anforderungen, die die Lackierung an den Fachmann stellt“, erklärt Jörg Sandner, Trainingsleiter bei Spies Hecker.
Höherer Aufwand bei Sonderfarbtönen
So erfordern außergewöhnliche Farbtöne dem Experten zufolge mehr Zeit bei der Vorbereitung und der Farbtonfindung. „Der eingefärbte Klarlack beeinflusst die digitale Farbtonfindung. Der richtige Farbton lässt sich somit nur mit erhöhtem Aufwand treffen.“ Bei eingefärbten Klarlacken empfiehlt Jörg Sandner abschließend einen zusätzlichen Klarlackauftrag. „Darüber hinaus fallen kleinste Lackierfehler sofort auf und verhindern ein einheitliches Lackierergebnis. Auch der Lackiervorgang an sich muss so präzise wie möglich erfolgen – hier sind Erfahrung und Training des Lackierers gefragt.“
In regelmäßigen Seminaren zeigen die Experten von Spies Hecker die fachgerechte Reparatur von Sonderfarbtönen und erläutern auch an Praxisbeispielen das Einlackieren bei Effektlackierungen.
Reparaturtipp: Mazda 46v Soul Red Crystal
Mit der Einführung des neuen CX-5 Modells bietet Mazda auch einen neuen Rotfarbton mit außerordentlicher Tiefenwirkung und Brillanz. Für Mazda 46v Soul Red Crystal hat Spies Hecker einen speziellen Reparaturprozess mithilfe eines eingefärbten Klarlacks entwickelt. Für diesen eingefärbten Klarlack ist im Zuge der Farbtonermittlung vor der Reparatur eine genaue Bemusterung unerlässlich: „Um eine identische Lackierung der Farbmusterkarten zur späteren Reparaturlackierung zu gewährleisten, sollten die Farbmusterkarten beispielsweise auf einem alten Karosserieteil appliziert werden “, empfiehlt Jörg Sandner. Er weist außerdem darauf hin, dass die Anzahl der Spritzgänge des eingefärbten Klarlacks den endgültigen Effekt und die Brillanz des Farbtons beeinflussen. Daher sollten Farbmusterbleche mit unterschiedlichen Spritzgängen des eingefärbten Klarlacks erstellt werden, sodass eine Beurteilung des Farbtons möglich ist. Für die Beilackierung des eingefärbten Klarlacks ist laut Jörg Sandner eine fachgerechte Vorbereitung entscheidend.
„Der Füllerschlifff sollte in der Reparaturzone mit P500-P600 erfolgen, in der Beilackierzone, zum Beispiel mit P1000-P1200.“ Außerdem ist darauf zu achten, den richtigen Füllerfarbton einzusetzen, bevorzugt Colorlevel 3. Nach dem Ablüften des Basislacks erfolgt der Auftrag des eingefärbten Klarlacks auf die Reparaturzone und das Einlackieren in das angrenzende Teil. Dafür stellt der Fachmann alle Komponenten entsprechend dem TDS bzw. der Phoenix Farbtonsoftware ein. Tipp vom Experten: „Verwenden Sie zwei Lackierpistolen oder Einwegbechersysteme, um ein zügiges Arbeiten zu gewährleisten.“ Nach erfolgter Reparatur mit Farbtonabgleich empfiehlt Jörg Sandner einen Zwischenschliff, zum Beispiel mit P1000er-Körnung. Anschließend sollte eine weitere Schicht nicht eingefärbter Klarlacks auf den gesamten Reparaturbereich aufgetragen werden. „Dies verbessert den allgemeinen Decklackstand und vereinfacht spätere Polierarbeiten“, betont Jörg Sandner abschließend.