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Early 911S Wuppertal - Trockeneisstrahlen für 911er Restauration

Trockeneisstrahlen
Eiszeit in Wuppertal

Die Firma Early 911S setzt bei der Restauration von historischen Porsche auf Trockeneisstrahlen.

Martin Wendland

Klassische 911er sind Kult, weshalb Porsche-Enthusiasten heiß auf die Firma Early 911S sind. Die Wuppertaler sind Marktführer, wenn es um die authentische Restauration von luftgekühlten Elfern geht. Rund zwei Jahre vergehen, ehe ein komplett in den Originalzustand aus den 1960er- oder 1970er-Jahren versetzter 911er zum zweiten Mal vom Band läuft. Vielleicht kann die Wartezeit aufs Traumauto demnächst leicht verkürzt werden? Seit kurzem setzt die Autoschmiede bei der Aufbereitung der Fahrzeuge mit dem Trockeneisstrahlen auf ein buchstäblich cooles Verfahren, das sich durch Qualität und Zeitgewinn auszeichnet.

In Richtung Kunstobjekt

Geschäftsführer und Gründer von „Early 911S“ ist Manfred Hering. Was der ehemalige Werbeprofi 2006 als Quereinsteiger mit einem Mitarbeiter startete, hat sich – unter dem Motto „Porsche for Collectors“ – zum globalen Marktführer für die originalgetreue Restauration und Renovierung der zwischen 1963 und 1998 in Zuffenhausen gebauten luftgekühlten 911er entwickelt. Egal ob Coupé, Cabrio, Targa, Carrera oder als limitierte RS-Version für den Rennsport, die Luftgekühlten gelten als Ikonen. Sie lassen nicht nur die Herzen echter Porsche-Liebhaber höher schlagen, sondern ziehen auch nüchtern kalkulierende Anleger in ihren Bann. „Wertsteigerungen von bis zu 700 Prozent in den letzten zehn bis 15 Jahren für besonders exotische
Elfer sprechen für sich – und zeigen, dass wir uns immer mehr in Richtung Kunstobjekt bewegen“, so Hering.

Zu den seltensten Stücken, die in Wuppertal von Grund auf überholt wurden, zählt Steve McQueens legendärer
Porsche 911 2.2S (Baujahr 1970) aus dem Filmklassiker „Le Mans“.

In der Szene gilt Hering als „Bewahrer“ – als einer, der versucht, möglichst alles zu erhalten und zu restaurieren. Mit umgebauten und neu zusammengestellten Fahrzeugen kann er nichts anfangen. „Unsere DNA sind klassische Elfer, die wir exakt in den Zustand versetzen, der bei der Auslieferung vor 35, 40 oder 65 Jahren gegeben war. Wir wollen unseren Kunden ein wirklich authentisches Erlebnis bieten“.

Erhalten und restaurieren

„Wir sind bodenständig und direkt – und kommunizieren offen unsere Preise und die Leistungen, die dahinter stecken, was in der Branche nicht unbedingt üblich ist“, so Hering. Mit 300.000 Euro ist man dabei. Zu diesem Preis gibt’s einen von A bis Z komplett restaurierten klassischen 911er. „Komplett heißt komplett“, so Daniel Neumann, der als Leiter des Kundendiensts für sämtliche Abteilungen und Gewerke des Betriebes zuständig ist, der aktuell 80 Mitarbeiter beschäftigt. „Totalrestauration heißt, dass wir jedes Teil – bis zur letzten Schraube – mindestens einmal in der Hand hatten“.

Vor Abschluss eines Restaurationsvertrages, bei dem es zwei Jahre Garantie auf das fertiggestellte Fahrzeug gibt, hat der Kunde die Qual der Wahl. „Wir haben hier mehr klassische 911er – von komplett renoviert über fahrbereit bis zu Needs Work – mehr Porsche hat nur Porsche“, so Hering. Über 450 Originale sind auf Paletten feinsäuberlich in einem Regalsystem sortiert, aus dem der Liebhaber, Sammler oder Investor seinen Wunsch-Elfer auswählen kann. „Unser Kapital sind unserer Mitarbeiter und die Top-Technik, die wir ihnen an die Hand geben“, so Neumann. Das Team besteht aus Meistern mit großer Erfahrung und jungen Leuten, die höchst professionell zur Sache gehen. „Wir sind wie eine große Familie, in der jeder für die Sache brennt“, ergänzt Hering.

Schockfrieren

Jüngster Zuwachs im Maschinenpark ist der Ice Blaster IB 15/120. Das leistungsstärkste Trockeneisstrahlgerät aus dem Kärcher-Programm, das in der Stunde bis zu 120 kg Eispellets von 3 mm Länge mit per Druckluft erzeugter Beschleunigung von 150 m/s
verschießt, ist bei der rückstandslosen Beseitigung von hartnäckigen Verschmutzungen voll in seinem Metier. Beim Aufprall der –79 °C kalten Minigeschosse aus Trockeneis – klassisches CO2, das man auch von Bühnenshows kennt – gefrieren die zu reinigenden Flächen in Millisekunden.

Der schockgefrostete Schmutz wird porös und rissig. Über die Sprödrisse dringen nachfolgende Trockeneispartikel tief in den verkrusteten Schmutz ein und sublimieren. Das CO2 wird gasförmig und vergrößert sein Volumen um das 700-fache. Dabei sprengt es den aufgeplatzten Dreck vollständig ab, der trocken zu Boden fällt und sich aufnehmen lässt.

Aus dem Stand entschieden

„Schon die ersten Testläufe waren so überzeugend, dass wir uns quasi aus dem Stand für die Anschaffung des Ice Blasters entschieden haben“, so Neumann. „Das Gerät kommt bei uns seit Mitte Dezember regelmäßig zum Einsatz und beschert uns – von der Motorreinigung bis zur Beseitigung von Langzeitdreck und mehrfachen Wachsschichten im Unterbodenbereich – ein tadelloses Reinigungsergebnis und handfeste Zeitersparnis.“

Der „Iceman“ bei „Early 911S“ ist Marcel Gottschlich, gelernter KFZ- Mechaniker, privat selbst begeisterter Sammler und Schrauber von VW-
Porsche der 914er-Baureihe und seit gut zwei Jahren im Team Hering. Nach einer Einweisung durch Kärcher und nicht zuletzt aufgrund mehrmonatiger Praxiserfahrungen kennt Gottschlich seinen IB 15/120 aus dem FF. „Alle zwei bis drei Wochen haben wir so viele Projekte fürs Trockeneisstrahlen zusammen, dass ich mit der Maschine anrücke und loslege“, so Gottschlich. Mit ein paar Handgriffen ist das knapp 100 Kilo schwere Gerät über eine Klauenkupplung schnell an das vorhandene Druckluftnetz angeschlossen. Ausgelegt ist die IB 15/120 für Anlagen mit einem Luftvolumenstrom von 2 bis 12 m3/min.

Am besten frisches Eis

„Beim Trockeneisstrahlen kann man mit bloßem Auge den Fortschritt sehen“, so Gottschlich. „Im Nu verschwinden bei der Unterboden- oder Radhausreinigung verkrustete Schmutzreste und alter Glanz kommt zum Vorschein.“ Störkonturen wie Getriebetunnel oder Vorbauten im Motorraum – von sensibler Bordelektronik über Lüfter bis zu Filterkästen – haben ihre Schrecken verloren. „Trockeneisstrahlen sorgt ganz ohne zeitaufwendige Demontage von Bauteilen für Reinigungsergebnisse auf höchstem Niveau“, so Koch. „Genau das ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Verfahrens.“ Darüber hinaus hat der Kärcher-Mann ein paar zusätzliche Alleinstellungsmerkmale in petto. „Da Trockeneis relativ weich ist, können auch empfindliche Oberflächen problemlos gereinigt werden“, erklärt Koch. Clou des materialschonenden Verfahrens ist, dass die Pellets beim Aufprallen ohne Verflüssigung vom festen in den gasförmigen Zustand übergehen. Sie sublimieren und lösen sich rückstandlos in CO2 auf. „Ein Riesenplus ist dies besonders bei der Reinigung von Elektronik, die schon beim kleinsten Tropfen Flüssigkeit an der falschen Stelle ihren Geist aufgibt“, ergänzt Gottschlich.

Stationäre Anlage ist geplant

Das Trockeneisstrahlen ist so gut angekommen, dass man in Wuppertal demnächst noch ein paar Gänge hochschalten will. „Wir suchen aktuell einen Platz in unserer Werkstatt, an dem wir den IB 15/120 stationär nutzen können“, so Neumann. „Sobald wir eine lärmgeschützte Kabine haben, können wir dank Trockeneisstrahlen eine Menge weitere Jobs professionell und schnell abwickeln. Ein Riesenthema wird etwa das rückstandsfreie Reinigen von Motorblöcken sein – ein Feld, bei dem wir uns aktuell noch schwerpunktmäßig auf unserer Teilewaschmaschine verlassen, nach umfänglichen Demontage-Arbeiten versteht sich.“

Nicht festlegen will sich Neumann auf eine Prognose, um wie viel sich die Wartezeit auf den langersehnten Traum-Elfer durch den Einsatz des Ice Blasters reduzieren lässt „Bei einer Vollrestauration investieren wir zwischen 2.000 und 5.000 Stunden – immer abhängig vom Ist-Zustand des
jeweiligen Elfers“, so Neumann. „Angesichts dieser riesigen Bandbreite eine einfache Zahl zu liefern, hätte was von Kaffeesatzleserei.“ ■

www.early911s.de



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