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Effizient den Schaden dokumentieren

Technik
Effizient den Schaden dokumentieren

Technische Fotografie im Werkstattbetrieb

Die Situation kennt jeder, der sich bereits einmal mit Schadenerfassung und -management beschäftigt hat. Ein Kunde bringt seinen metallic-schwarzen Kombi mit einigen schlecht sichtbaren Parkdellen an der Fahrertür zur Reparatur. Nun gilt es, die Schäden mit einer Digitalkamera für die Werkstatt selbst, insbesondere aber für die Versicherung zu dokumentieren. Oftmals ist nun guter Rat teuer, denn auf den Fotos sind die Schäden dann bestenfalls zu erahnen. Die Dokumentation eines Unfall-, Hagel- oder sonstigen Schadens ist für Foto-Amateure alles andere als einfach. So stellen reflektierende Lackoberflächen, kaum sichtbare Dellen, ungünstige Lichtverhältnisse oder schlecht zugängliche Schadenstellen hohe Anforderung an Fotografen und Handwerkszeug. Das gilt bei Hagelschäden ebenso wie bei Steinschlägen, bei Kratzern im Lack oder bei Beschädigungen an schwer zugänglichen Teilen. Dennoch, mit etwas fotografischen Grundkenntnissen, mit der Nutzung des Funktionsumfangs der eingesetzten Digitalkamera und mit ein paar wenigen zusätzlichen Hilfsmitteln lässt sich eine ganze Menge mehr in Sachen bessere Fotos, auf denen erkennbar die Schadendetails zu abgebildet sind, erreichen.

Gutes Foto, schneller Ablauf
Nun haben gut gemachte Schadenfotos viele Vorteile. Denn wenn der Schaden auf einem digitalen Foto eindeutig dokumentiert ist, dann unterstützt dies eine schnelle und unkomplizierte Schadenabwicklung, erspart Nachfragen und kann im Endeffekt einen schnelleren Zahlungseingang beim Werkstattbetrieb sowie zufriedenere Endkunden zur Folge haben. Einmal ganz davon abgesehen, dass neben all diesen Prozessvorteilen der Arbeitsschritt der Schadendokumentation in der Werkstatt selbst signifikant verkürzt werden kann. Eine professionelle Schadenfotografie wird aber auch das Image einer Werkstatt bei deren Kunden und allen weiteren Partnern im Schadenprozess positiv befördern.
Im Folgenden finden Sie einige Hinweise, die Sie dabei unterstützen, die Schadendokumentation mittels digitaler Fotografie zu optimieren.
Tipps für bessere Schadenbilder
Die Bildqualität beginnt natürlich schon bei der Wahl der Kamera. Achten Sie beim Kauf weniger auf eine Rekordzahl an Megapixeln als vielmehr auf eine mittelgroße Kompakt- oder Bridgekamera mit einem guten und großen Bildsensor (verantwortlich für die Bildqualität), einem robusten Gehäuse, vielen manuellen Bedienelementen (erlaubt schnelle, direkte Einstellungen ohne umständliches Umhersuchen in Kameramenüs) und einem schwenkbaren Display. Zusätzlich sollte die Kamera über einen optischen Bildstabilisator und ein Objektiv mit 3- bis 5-fachem optischem Zoom verfügen.
Stellen Sie Bildqualität und Bildgröße an Ihrer Kamera entsprechend den Anforderungen des Schadendialogs ein, um Speicherplatz und Rechenzeit (schnellere Kamera-Reaktion) zu sparen. Hier genügen in der Regel drei bis vier Megapixel (2048 x 1536 Pixel) bei geringer Komprimierung.
Nutzen Sie zur Schadendokumentation das Kameraprogramm „P“. Sie verfügen dann zwar immer noch über eine Vollautomatik, können aber bestimmte Parameter, auf die im Folgenden noch kurz eingegangen wird, selbst einstellen und so die Qualität des Fotos entscheidend beeinflussen.
Vermeiden Sie es, den Blitz zu nutzen, da die Reflexion des Blitzlichts meist jeden Schaden überdeckt. Stellen Sie lieber die Empfindlichkeit, also den ISO-Wert Ihrer Kamera, höher ein. Das kann zwar zu einem Bildrauschen führen, das ist aber in der technischen Fotografie unerheblich, solange Dellen, Kratzer etc. deutlich zu erkennen sind. Sollten Sie dennoch in bestimmten Aufnahmesituationen auf den Blitz zurückgreifen müssen, dann erhalten Sie bei höherem ISO-Wert eine bessere Ausleuchtung und Blitzreichweite.
Um eine möglichst maximale Bildschärfe zu erzielen, können Sie trotz Autofokus einige Einstellungen und Hilfsmittel nutzen. Dabei sollten Sie zuerst einmal die Gesichtserkennung an Ihrer Kamera – sofern vorhanden – abschalten, damit nicht zufällig ein sich im Lack spiegelndes Gesicht von der exakten Fokussierung auf den eigentlichen Schaden ablenkt. Der Autofokus Ihrer Kamera sucht immer den Punkt mit dem meisten Kontrast und stellt darauf scharf. Das bereitet natürlich vor allem bei einfarbigen Lackflächen Probleme. Hier lässt sich allerdings leicht Abhilfe schaffen. Längst bekannt sind farbige Pfeile, die Sie an der Schadenstelle anbringen und auf die Sie dann mit der Kamera fokussieren können. Besser noch sind schwarz-weiße Maßstabkarten (siehe Foto), die Sie neben dem Schaden anbringen. Diese Hilfsmittel verfügen über eine Millimeter-Skala, mit der Sie auch gleich die Größenverhältnisse des Schadens dokumentieren. Zur Befestigung können Sie übrigens einfach Karosserie-Kit benutzen.
Gerade Dellen oder Hagelschäden lassen sich meist schwer abbilden. Auch hier wirkt ein einfaches Hilfsmittel Wunder. Mit einem Dellenreflektor (siehe Foto), wie er von Sachverständigen vielfach genutzt wird, also einem schwarz-weiß gestreiften Stoff, der in einem Rahmen befestigt ist, machen Sie kleinste Dellen sichtbar, da die im Lack reflektierten Streifen sich in den Dellenvertiefungen gebogen darstellen. Für kleinere Flächen lässt sich ein Reflektor auch einfach selbst erstellen. Bedrucken Sie ein DIN-A4-Blatt mit schwarzen Streifen und laminieren Sie es zum Schutz vor Feuchtigkeit.
Nutzen Sie zur Schadenfotografie den Makromodus Ihrer Kamera (er wird meist durch eine Blume symbolisiert). Vermeiden Sie es dabei aber, mit einer Weitwinkeleinstellung (das Gegenteil von Zoom) ganz nah am Schaden zu fotografieren, da die Proportionen des Objekts im Weitwinkel verzerrt werden.
Auch der Aufnahmewinkel kann entscheidend sein, wenn es darum geht, eine kaum sichtbare Delle auf einem Foto zu zeigen. Versuchen Sie, vor der Fotografie mit einem Auge eine Position zu finden, von der aus der Schaden am besten zu erkennen ist. Anschließend schießen Sie das Foto aus genau dieser Position.
Bei der Dokumentation von Schäden an unzugänglichen Stellen wie z.B. in Radkästen kann Sie zum einen ein schwenkbarer Monitor an der Kamera unterstützen, zum anderen leistet hier ein an einem Stativ montierter Spiegel wertvolle Dienste (siehe Bild).
Achten Sie auf hochwertiges Kamerazubehör, mehrere schnelle Speicherkarten von namhaften Herstellern, und zwei bis drei Sätze Austausch-Akkus sollten Sie in jedem Fall vorhalten. Formatieren Sie Ihre Speicherkarten, nachdem alle Bilder auf den Rechner überspielt wurden, auch regelmäßig in der Kamera, um diese von Datenmüll frei zu halten. Und sollten Sie Ihre Bilder einmal versehentlich von der Karte gelöscht haben, dann gibt es Dienstleister, die in der Lage sind, unter bestimmten Voraussetzungen eine Datenrettung vorzunehmen.
Es gibt noch zahlreiche weitere Hilfsmittel und Einstellmöglichkeiten (Weißabgleich, Messfeldeinstellung, Best Shot Selection, Langzeitblitz etc.), deren Erklärung allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Sollten Sie aber Interesse daran haben, effizienter und kompetenter in Sachen Schadendokumentation zu werden, dann ist der Besuch eines Workshops oder Seminars zu diesem Thema ohnehin der beste Weg.

Chance nutzen

Der Autor Stefan Endres ist Inhaber von zoom-e, einer Agentur für Unternehmenskommunikation und Mediendesign – mit einem Schwerpunkt im Schadenbusiness-bereich. Er beschäftigt sich bereits seit Anfang der 2000er-Jahre mit dem Thema digitale Fotografie im Schadenprozess.
Kontakt: zoom-e ::: Agentur für Unternehmenskommunikation & Mediendesign Tel. 096217911163

Fotokurs als Management-Training

Grundlage dieses Artikels ist der Workshop „Digitale Unfallschaden-Fotografie“, zu dem Acoat Selected (Sikkens) im Rahmen seiner Management-Trainings am 12. November 2013 in das Lackierzentrum Höchstadt (Aisch) geladen hatte. Mit starker Praxisorientierung vermittelte der Referent Jens Kestler, seines Zeichens professioneller Fotograf mit großer Erfahrung in Sachen Technische Fotografie im Sachverständigenbereich, das notwendige theoretische Wissen im Umgang mit der Schadenfotografie, um dieses dann ausführlich im Werkstattbetrieb an Schadenfahrzeugen umzusetzen und zu trainieren. „Für Mitarbeiter von Werkstätten, deren Job es ist, Lackschäden, Unfallschäden oder Mängel an Fahrzeugen zu dokumentieren, ist es enorm wichtig, die Basics im Umgang mit der Kamera in der technischen Fotografie zu kennen“, ist Jens Kestler Überzeugt. „Dass es dazu auch noch zahlreiche praktische Hilfsmittel gibt, die die korrekte fotografische Schadenerfassung unterstützen, ist für die meisten Kursteilnehmer ein Aha-Erlebnis, das sie gerne mit nach Hause nehmen.“
Auf der Website von Jens Kestler (www. digitalfotokurs.de) finden sich im Übrigen zahlreiche nützliche Tipps und Angebote rund um die Digitale Fotografie.

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