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Mehr als eine Formel

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Die spezielle Situation im Betrieb bildet die Grundlage für die Errechnung des „betriebsspezifischen“ Lackmaterial-Index. Foto: M. Rehm
Der AZT-Materialindex sollte individuell berechnet und regelmäßig überprüft werden

Quelle BFL/Institut für Fahrzeuglackierung IFL

Der Materialeinsatz kann bei der Unfallreparaturlackierung nach unterschiedlichen Methoden berechnet werden. Neben den Berechnungsmethoden nach Hersteller, dem prozentualen Aufschlag auf den Lacklohn und der Berechnung nach DAT-Materialpunkten ist die Kalkulation nach einem vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) entwickelten Verfahren gängig, das unterschiedliche Substrate ebenso wie ein definiertes Sortiment von Materialien berücksichtigt. Der AZT-Index 100 stellt dabei den in der Landeswährung ausgedrückten erforderlichen Materialaufwand dar und gibt den Durchschnitt der länderspezifischen Abgabepreise der im Warenkorb enthaltenen Produkte wieder – wohlgemerkt, den Durchschnitt. Der individuelle Wert kann je nach Betrieb höher oder auch niedriger liegen. Diskussionen über den AZT-Index gab es im Laufe des vergangenen Jahres, als Prüfdienstleister dazu übergingen, den von den Betrieben angegeben Index, sobald er höher lag, unberechtigterweise pauschal auf 100 zu kürzen. Obwohl sich auch das AZT gegen diese Praxis gewandt hat, beobachten die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer und das Institut für Fahrzeuglackierung IFL, dass Kürzungen immer noch auf der Tagesordnung sind.
Bereits beim Lackierertag 2015 stand wegen der grundsätzlichen Bedeutung und der fortwährenden Problematik mit den Schadenprüforganisationen und den Versicherern das Thema „AZT-Lackindex“ ganz oben auf der Agenda. Norbert Hermann vom AZT erläuterte, wie sich der Index im Detail zusammensetzt, und empfahl den Betrieben, den Index regelmäßig zu prüfen.Jeder Betrieb, der sich für eine Kalkulation mit AZT Lackiermaterial-Index entscheidet, sollte die immer noch aktuelle Empfehlung und Aufforderung anlässlich des Lackierertages zum Anlass nehmen, seinen „eigenen“ Index zu errechnen, Werte aus der Vergangenheit zu kontrollieren und an Preislistenänderungen anzupassen. Lackierfachbetriebe, die andere Lackmaterial-Kalkulationssysteme nutzen, sind hiervon nicht betroffen, aber auch hier macht es Sinn, die eigenen Zahlen regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Errechnet, nicht verhandelt
Es sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass alle Kalkulationsmethoden (Eurolack-, Herstellerlack-, AZT-Lacksystem, prozentuale Aufschläge auf den Lacklohn) zulässig sind, und es im freien Ermessen eines jeden Betriebes liegt, welche Kalkulationsmethode zur Anwendung kommt. Einschränkungen ergeben sich eventuell nur aus eingegangenen Verpflichtungen gegenüber Vertragspartnern. An die Betriebe möchten wir an dieser Stelle appellieren, nicht unreflektiert von Seiten der Kooperationspartner vorgegebene Indizes zu übernehmen, denn der errechnete Index ist eine für den eigenen Betrieb betriebswirtschaftlich kalkulierte Größe und nicht „frei verhandelbar“. Gleichzeitig wird es in der Außendarstellung widersprüchlich scheinen, einen höheren Index bei einer Kundengruppe zu fordern und bei der anderen mit Index 100 zu rechnen. Wie im Weiteren klar wird, könnte eine deutliche Reduzierung des Index ja nur durch Korrekturen beim Punkt „Risiko und Gewinn“ erfolgen, alle anderen Werte bleiben in der Errechnung konstant. So hat es auch mit Glaubwürdigkeit zu tun, sich zu positionieren und den „eigenen“ Index bei Kooperationsverhandlungen einzufordern. Sinn und Notwendigkeit des betriebsspezifischen Lackiermaterial-Index liegen darin begründet, dass der Betrieb seine betriebsspezifischen Materialkosten einschließlich der damit verbundenen Neben- bzw. Gemeinkosten ermittelt, unter Berücksichtigung von Marktorientierung sowie von Risiko und Gewinn bewertet und dann diesen Wert seiner Kalkulation zugrunde legt. Das bedeutet, die spezielle Situation im Betrieb bildet die Grundlage für die Errechnung des „betriebsspezifischen“ Lackmaterial-Index.
Was bedeutet der Index 100? Der vom AZT errechnete Index 100 ist ein Durchschnittswert für die Materialberechnung, bezogen auf die Fläche, unabhängig vom Lohn. Basis sind die unrabattierten Listenpreise des Lack- und Zubehörmaterials, die Berechnung der spritzfertigen Mischung der Lacke, Berücksichtigung der verschiedenen Preisgruppen (beim Basislack Gewichtung der Preisgruppen) sowie „Schütt und Schwund“, Preiserhöhungen der Lackhersteller und die Flächenermittlung am Fahrzeug. Keine Berücksichtigung im Index 100 finden nach AZT preisintensive Lacke. Hinweis: Welche Zubehör- und Lackmaterialen vom AZT beim Index berücksichtigt werden, findet sich in einer groben Übersicht in der technischen Mitteilung des AZT 11/2015, diese Auflistung sollte regelmäßig mit den im eigenen Betrieb verwendeten Materialien abgeglichen werden.
Individuellen Index ermitteln
Um einen für den Betrieb repräsenta-tiven Index zu ermitteln, werden die Materialkosten von mindestens drei beispielhaften Aufträgen mit einem durchschnittlichen Arbeitsumfang (zwei bis drei zu lackierenden Teilen) aufgelistet. Alle verbrauchten Materialien werden quantitativ erfasst. Die Kosten der verbrauchten Materialien werden mit den tatsächlichen Einkaufspreisen der Materialien berücksichtigt. In die Materialkosten des Betriebes gehen neben den tatsächlichen Einkaufspreisen abzüglich Boni oder Mengenrabatten auch die Gemeinkosten wie Lagerhaltung, Raumkosten, Telefon, Pacht, Mischraum, Mischcomputer mit Computerwaage, Mischanlage, Farbtonmessgerät, Farbdokumentation, Heizung, Strom, Entsorgungskosten für Lackmaterialien usw. ein. Hinzuaddiert werden die betriebsspezifischen Werte für Risiko und Gewinn.
Die Indexberechnung erfolgt dann nach der Gleichung:
Materialkosten meines Betriebes x 100 (inkl.Gemeinkosten und W+G)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––-
Materialkosten nach AZT Lackkalkulation (inkl. Gemeinkosten und W+G )
In EDV-Kalkulationsprogrammen wird bei Auswahl des herstellerunabhängigen Lacksystems AZT-Lack der ermittelte Index in der „Randfahne 51“ hinterlegt. Bei DAT ist das AZT Lacksystem seit 2014 in SilverDAT CalculatePro integriert und kann in den Werkstattdaten/ Lackfaktoren eingegeben werden. Dieser Wert bildet dann im Weiteren die Grundlage für die Schadenkalkulation. Und da die Berechnungsgrundlage die betriebswirtschaftliche Situation ist, wird damit auch klar, dass der betriebsspezifische Materialkosten-Index auch deutlich größer als 100 sein kann, ebenso wie Werte unter 100 möglich sind. Allein aus der Auftragsstruktur können und werden sich so für die einzelnen Lackierbetriebe vollkommen verschiedene Materialverbräuche und Indizes ergeben.
Der Betriebsinhaber oder Schadenmanager sollte nicht versäumen, dies mit den entsprechenden beteiligten Parteien, seien es Sachverständige, Versicherer, Schadenmittler, Kunden, auch im Einzelfall zu kommunizieren.
Wichtig: Der errechnete betriebsspezifische Index und der AZT-Index 100 berücksichtigen nicht die Sonderfälle mit preisintensiven Basislacken (Chromaflair-Pigmente, Xirallics oder andere spezielle Lacke), hier gilt es im Vorfeld der Schadenkalkulation zu prüfen, welche Lackart am Fahrzeug zu finden ist und lieber einmal mehr einen Blick auf die Lackrezeptur zu werfen, als im Nachhinein festzustellen, dass die Lackmaterialkosten zu gering angesetzt wurden. Anzumerken ist hierbei, dass es selbst innerhalb der Varianten eines einzigen Farbtones zu sehr unterschiedlichen Lackmaterialpreisen kommen kann, abhängig davon, welche Mischlacke in der jeweiligen Rezeptur enthalten sind, teilweise sind in neueren Variantenrezepturen vielfach Xirallics enthalten, in älteren nur Metallics und Pearls. Dies betrifft auch Farbtonvarianten, die als Zwei- oder Dreischicht vom Lackhersteller rezeptiert wurden. Hält man sich vor Augen, dass Xirallics teilweise doppelt so teuer sind wie Perlcolor-Mischlacke, wird klar, wie wichtig die regelmäßige Überprüfung ist. Hilfreich ist hierbei – wenn vorhanden – die Option, sich am Mischcomputer den Preis des gewählten Farbtons anzeigen zu lassen.
Das AZT empfiehlt bei kosteninten-siven Einzelfällen, die preisintensiven Lacke als Sonderpositionen zu erfassen. Ob dies der Betrieb aber so handhaben möchte oder die kostenintensiven Lackmaterialien in den Lackindex integriert, liegt allein in seinem Ermessen. Zu bedenken ist dabei, dass wenn der Betrieb dem AZT-Vorschlag folgt, eine NSP-Position (*-Position) mit den bekannten Konsequenzen ausgelöst wird.
Schon im Jahr 2006 haben die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer und das Institut für Fahrzeuglackierung hierzu Informationen und Musterrechnungen unter www.farbe.de hinterlegt, die den Betrieben, ergänzt durch die aktuellen Materialpreise und den verwendeten Materialien, als Berechnungsvorlage dienen kann.
Ausführliche Informationen zur Ermittlung des Index in Verbindung mit einem Berechnungsbeispiel, an dem die Ermittlung leicht nachvollzogen werden kann, hat das Institut für Fahrzeuglackierung mit aktuellen Daten auf der Homepage www.farbe.de zum Download hinterlegt.

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