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Dringender Handlungsbedarf

Management
Dringender Handlungsbedarf

Der BVdP e.V. fordert angesichts der aktuellen Situation der Partnerwerkstätten ein Umdenken im „kooperativen Schadenmanagement“.

Eigentlich fast ein Routinevorgang: Das „Kooperationsgespräch“ zwischen steuernden Versicherern und ihren Partnerbetrieben. Alljährlich werden hier Stundensätze festgezurrt, oft auch Auftragsvolumina fixiert. Allerdings: Wie soll unter den derzeitigen Bedingungen, bei galoppierenden Material- und Energiepreisen, seriös ein Stundensatz definiert werden, der dieser Situation gerecht wird? Das ist nur einer von mehreren Punkten, die dazu führen, dass beim Schadenmanagement einige Dinge überdacht und ein paar Weichen neu und anders gestellt werden sollten. Genau deshalb hat der Bundesverband der Partnerwerkstätten BVdP e.V. nun eine Stellungnahme zur aktuellen Situation der Werkstätten im Schadenmanagement veröffentlicht. Wir veröffentlichen die Stellungnahme im Wortlaut:

„Die Pandemie, der Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierenden Lieferengpässe sowie die extremen Preissteigerungen stellen (nicht nur) die Werkstätten in der Schadensteuerung vor nie dagewesene Herausforderungen. Und als wäre das nicht genug, wird den Betrieben seit Jahren bereits durch Fachkräftemangel und Transformationsdruck einiges abverlangt. In einer solch herausfordernden Zeit ist gegenseitiges Vertrauen ein ausschlaggebender Faktor für die erfolgreiche Zusammenarbeit von FLIs und Werkstätten. Auf der einen Seite müssen sich FLIs auf die Betriebe in Ihren Werkstattnetzen verlassen können, denn die Zufriedenheit der gemeinsamen Kunden mit dem Produkt „Schadenmanagement“ steht und fällt mit der Qualität der Arbeit und der Abwicklung der Betriebe, also der Einhaltung des gegebenen Leistungsversprechens.

Auf der anderen Seite benötigen die Werkstätten in der Schadensteuerung angesichts der aktuellen, teils dramatischen Situation mehr Flexibilität, um das Leistungsversprechen tagtäglich optimal umzusetzen und sich dabei gleichzeitig weiterzuentwickeln. Vor allem jetzt, wo Entwicklungen eintreten, mit denen so nicht zu rechnen war, ist es an der Zeit, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Werkstätten wieder zukunftsorientiertes Handeln ermöglichen. Denn nur, wenn beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren, funktioniert das System.

Das Schadenmanagement war und ist ein Innovationsmotor für die Betriebe in der Schadensteuerung. Diese Werkstätten haben intensiv in Equipment, Qualifikation, Prozesse etc. investiert und sich stark im Markt aufgestellt. Von all diesen Faktoren profitieren Schadensteuerer und deren Kunden in sehr hohem Maße. Will man nun dieses Erfolgsmodell Schadensteuerung nicht gefährden und gemeinsam mit den Werkstätten weiter ausbauen, dann ist es höchste Zeit, die Entwicklungen der letzten Jahre nicht nur zu verstehen, sondern auch im aktiven Handeln zu berücksichtigen. Nur dann, wenn das Geschäft beiden Seiten Spaß macht, wird die Erfolgsstory „Schadenmanagement“ weiter fortgeschrieben werden können. Ein Schadenmanagement ohne ein leistungsfähiges Werkstattnetz würde genau das Gegenteil erreichen. Es ist also das Gebot der Stunde, den Partnerwerkstätten wieder mehr Luft zum Leben und zum Teil auch zum Überleben zu ermöglichen.

Die Partnerwerkstätten, das beweisen sie jeden Tag, machen ihren Job engagiert, motiviert und auf sehr hohem Qualitätsniveau. Sie sind Handwerker mit Leib und Seele, aber eben auch Kaufleute und Unternehmer, die wirtschaftlich arbeiten müssen. Sie stehen zu ihrem Leistungsversprechen, werden dabei aber in der aktuellen Situation Stück um Stück ausgebremst. Dies führt unweigerlich in einen Teufelskreis, so dass mangels Liquidität und Cashflow wichtige Themen wie durchgehende Digitalisierung oder notwendige Investitionen in zukunftweisendes Equipment auf die lange Bank geschoben werden.

Wenn also das Schadenmanagement weiterhin funktionieren soll, dann kann es nicht wie gewohnt weitergehen und es werden alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen, damit FLIs auf der einen Seite und Werkstätten auf der anderen Seite sowie deren gemeinsame Kunden weiterhin vertrauensvoll zusammenarbeiten können und schlussendlich von der Schadensteuerung profitieren. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass einige Rahmenbedingungen im Schadenmanagement nicht mehrzeitgemäß sind und einer Reform bedürfen.

Wir als BVdP sehen vor allem in den folgenden Bereichen dringenden Handlungsbedarf:

  • Lackmaterialpreis

Partnerbetriebe müssen heute noch mit einem SVS inklusive Lackmaterialpreis klarkommen. Und das, obwohl mittlerweile zwei meist deutliche Preiserhöhungen pro Jahr für das Lackmaterial keine Seltenheit mehr sind. Der Anteil des Lackmaterials nimmt immer weiter zu. Diese Entwicklung wurde allerdings in den letzten Jahren bei gesteuerten Schäden nur sehr selten zu Gunsten der Werkstätten berücksichtigt. Das Modell „SVS inkl. Lackmaterial“ kann im Jahr 2022 nicht mehr funktionieren und bringt die betroffenen Betriebe in eine

finanzielle Schieflage.

  • Kostenexplosion / Liquiditätsengpässe

Massive Preiserhöhungen im Energiesektor schlagen im Jahr 2022 enorm zu Buche und ein Ende der Preisspirale ist noch nicht abzusehen. Damit einhergehend führt die stockende Ersatzteilversorgung dazu, dass Aufträge nicht abgeschlossen werden können und massiv Kapital binden. In der Konsequenz sind die vorhandenen Leihwagen wesentlich länger als bisher und meist kostenlos bei den Endkunden. Hinzu kommen der kontinuierliche Preisdruck bei Arbeitsmaterial und Ersatzteilen, steigende Personalkosten und die Inflation. Vor diesem Hintergrund schwindet der Spielraum der Partnerbetriebe, die notwendige Liquidität aufzubauen, um zum einen auf kurzfristige Marktentwicklungen, wie wir sie in diesem Jahr leider beobachten müssen, reagieren zu können und zum anderen die notwendigen und von Steuerern geforderten Investitionen abzusichern.

Deshalb ist es unseres Erachtens höchste Zeit, das Zeitintervall für die Kooperationsgespräche zu verkürzen und sich mindestens zweimal pro Jahr am Verhandlungstisch zu treffen, um auf Augenhöhe partnerschaftliche Gespräche zu führen, die das Ziel haben, eine Win-Win-Situation herbeizuführen.

  • Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit und Energiewende im Reparaturgeschäft kosten nicht nur Geld, sie müssen auch im Prozess des Schadenmanagements durchgängig gelebt und gefördert werden. Im gesteuerten Geschäft kommt hier den Prüfdienstleistern eine besondere Rolle zu, wenn es darum geht, den ökologisch und ökonomisch sinnvollen Reparaturweg zu forcieren (und nicht zu verhindern). Erste Ergebnisse aus unserer Prüfdienstleister-Umfrage bei den Partnerbetrieben weisen darauf hin, dass das Verhalten der Prüfdienstleister zum Teil immer noch die Wahl des Reparaturwegs zugunsten des Erneuerns beeinflusst, wichtige Investitionen verhindert und dadurch die Innovationsbereitschaft bei manchen Betrieben mindert und unnötige Kosten verursacht. Angesichts der überragenden Bedeutung des nachhaltigen Handels halten wir einen Rollenwandel für unabwendbar. Zukünftig sollte das Prüfverhalten auf den ökologisch und ökonomisch sinnvollen Reparaturweg ausgerichtet sein, wann immer dies fachgerecht möglich ist.

Das kooperative Schadenmanagement hat Zukunft

Wenn es uns gemeinsam gelingt, die genannten Störfaktoren einvernehmlich zu beseitigen, dann werden tatsächlich alle Beteiligte profitieren. Dazu braucht es Vertrauen in die Partner und die Bereitschaft, Gespräche offen und auf Augenhöhe zu führen. Wenn wir es heute schaffen, einen vernünftigen Interessenausgleich herbeizuführen, dann können wir Verhältnisse vermeiden, die mittelfristig vor allem den Schadensteuerern auf die Füße fallen werden.“ ■

www.bvdp.info


Michael Pinto, BVdP-Geschäftsführer

„Nur, wenn beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren, funktioniert das System.“

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