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Dramatischer Appell an Schadensteuerer

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Dramatischer Appell an Schadensteuerer

Dramatischer Appell an Schadensteuerer
Drei Verbände richten geneinsam Fragen an Versicherer und Schadensteuerer I Foto: M. Rehm
Reinhard Beyer, Vorstandsvorsitzender des BVdP e.V., wendet sich wegen der Corona-Krise direkt an Versicherungen und Steuerer

Wir veröffentlichen den heute veröffentlichten Appell des BVdP nachfolgend im Wortlaut:

„Corona hat die Welt fest im Griff.

Die Verantwortlichen und Mitarbeiter in Pflege und Versorgung arbeiten ohne Pausen und sind dem Virus teils selbst hilflos ausgesetzt.

Tag für Tag sorgen wir uns um das Wohl unserer Liebsten und unserer Angehörigen, die ohne unseren Trost und Zuspruch in Krankenhäusern und auf Intensivstationen liegen müssen und hoffentlich wieder gesund werden. Und doch sterben immer mehr eines grausamen Todes. Mittlerweile werden nicht nur Ältere und Vorerkrankte dahingerafft, nein, auch junge und gesunde Menschen verlieren ihr Leben. Niemand weiß, wer wann betroffen ist.

Die große Hoffnung von Politikern und Wissenschaftlern ist, dass wir die Zahl der ernsthaft Erkrankten unter der Kapazitätsgrenze unseres zum Glück immer noch sehr, sehr guten Gesundheitssystems halten können.

Nein, das ist jetzt keine Grippe. Das ist ein Virus, dem wir ohne Medikamente oder Impfstoffe schutzlos ausgeliefert sind. Es wird weltweit vielleicht Millionen Tote geben. Unsere Mütter, Väter, Großmütter und Großväter sind am schlimmsten gefährdet.

Wir können uns nur schützen und zur Eindämmung dieser möglichen Katastrophe beitragen, indem wir uns alle verantwortlich verhalten.

Ich lasse mir diese Worte nochmal durch den Kopf gehen. Wir alle müssen uns verantwortlich verhalten, um die Katastrophe zumindest eindämmen zu können.

Und ich denke daran, dass ich nicht nur wegen meiner und der Gesundheit meiner Liebsten und Mitarbeiter Angst habe.

Ich habe auch Angst um unser aller wirtschaftliches Wohlergehen.

Denn, als sei die Bedrohung unserer Gesundheit und unseres Lebens nicht schrecklich genug, sitzt vielen unserer Betriebsinhaber auch noch die blanke Existenzangst im Nacken.

Ich weiß, andere Branchen trifft das noch viel mehr. Gastronomie, Friseure, Hotellerie usw.

Man könnte fast meinen, die Autoreparaturwerkstätten gehörten zu den Privilegierten.

Immerhin dürfen wir noch arbeiten.

Doch:

Wie lange noch? Wie lange gibt es noch Ersatzteile? Wann trifft uns der Virus und wir müssen in Quarantäne? Wann kommt der finanzielle Kollaps? Wie lange können wir unsere Existenz halten?

Nicht wenige fragen sich, warum sie diesen Job eigentlich noch machen sollen.

Pulvere ich meine Ersparnisse jetzt in einen Betrieb, den es in einem halben Jahr nicht mehr gibt?

Besonders K+L-Betriebe, die sich auch mit Autoservice beschäftigen, trifft es noch mehr.

Trotzdem sagen Viele, dass sie wenigstens überhaupt noch Arbeit haben, weil sie ja, wenn auch stark reduziert, von den Steuerern welche bekommen.

Aber Vorsicht – das kann eine Falle sein!

Denn was geschieht jetzt und was, wenn die Krise vorbei ist? Wer überlebt den wirtschaftlichen Wahnsinn?

Führen wir uns vor Augen, wo wir stehen.

Die Schadensteuerungsbetriebe, zum größten Teil organisiert im BVdP, rufen schon lange in den Markt, dass ihre Investitionsfähigkeit erhalten bleiben muss. Dass es Facharbeitermangel gibt. Dass Mitarbeiter besser bezahlt werden müssen. Dass Ersatzteilmargen erhalten bleiben müssen.

Die Steuerer und angeschlossene Versicherer zeigen im Moment durchaus Verständnis und schieben einiges an, um zumindest Liquidität von sich selbst auf die Betriebe zu verlagern.

Können wir Betriebe uns damit schon zufriedengeben?

Müssen wir nicht spätestens jetzt alle gemeinsam in ohrenbetörender Lautstärke in den Markt brüllen: „Wenn ihr uns jetzt nicht mehr Geld gebt, braucht ihr uns bald gar keins mehr zu geben und ihr könnt Eure Unfälle in Euren Lobbys selbst reparieren!“

Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir alle gemeinsam unseren Volumenkunden unmissverständlich klar machen, dass das Ursprungskonzept der Schadensteuerung – Auslastungssicherung gegen niedrige Konditionen – endgültig gescheitert ist, weil es einfach keine „guten“ Aufträge mehr gibt?

Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir Betriebe endlich alle gemeinsam dafür einstehen, dass wir sofort viel mehr Geld brauchen? Dass wir jetzt umdenken müssen, um im Vergleich zum Markt immer noch im ürsprünglichsten Sinne preiswert arbeiten zu können?

Wie soll denn ein Betrieb überhaupt noch zukunftssicher sein, nach dem durch die Coronakrise verursachten zusätzlichen Raubbau an unserer Investitionsfähigkeit? Mit den lächerlichen Margen, die uns schon früher nur noch blieben, kratzten doch damals bereits Viele an der wirtschaftlichen Existenzfähigkeit.

Wenn unsere großen Workprovider es wirklich ernst damit meinen, dass sie gemeinsam mit uns durch die Krise gehen wollen, dann dürfen sie es jetzt nicht bei oberflächlichen Maßnahmen belassen.

Dann müssen sie die Verrechnungssätze jetzt sofort mindestens auf das Niveau der mittleren ortsüblichen Verrechnungssätze laut Dekra anheben und mindestens bis zum Ende der Coronakrise bezahlen.

Dann müssen sie uns sofort jegliche Marge aus dem Ersatzteilgeschäft lassen und die jetzt offensichtlich sogar noch dazu kommenden Logistikkosten ohne Wenn und Aber übernehmen.

Dann müssen wir endlich von jedem Steuerer unser Lackmaterial vollständig bezahlt bekommen.

Dann muss das Geschachere darum, wer es geschafft hat, uns am meisten im Preis zu drücken – und nichts anderes bedeutet es, wenn ein Workprovider sich gegenüber seinen Kunden mit dem niedrigsten verhandelten Stundenverrechnungssatz brüstet – endlich aufhören.

Dann muss endlich unsere Leistung und Leistungsfähigkeit wieder im Vordergrund stehen und nicht, wer am billigsten arbeiten kann.

Und darüber hinaus muss nach der Coronakrise endlich ein auch für uns akzeptables Niveau unserer Erlöse erreicht werden, damit wir unseren Mitarbeitern, unseren Nachfolgern, unseren Familien und auch uns selbst endlich wieder eine halbwegs sichere Zukunft geben können.

Ich spreche im Namen des gesamten BVdP, wenn ich den Betrieben dringend zurufe: Ihr müsst jetzt endlich zusammenstehen. Gerade in der Krise müsst ihr zusammenhalten! Wir dürfen uns nicht mehr in Gruppen, Grüppchen und Einzelbetriebe aufspalten lassen.

Ich spreche aber auch für den BVdP, wenn ich unseren Volumenkunden das Versprechen gebe, dass wir auch weiterhin alles tun werden, um ihr eigenes Geschäftsmodell mit unserem ganzen Engagement zum Erfolg zu tragen. Ohne unseren Beitrag gäbe es in Deutschland nicht die extrem hohe Qualität in der Unfallreparatur und damit viel weniger Sicherheit.

Wir wissen, dass zumindest in der KFZ-Sparte der Versicherungen derzeit viel weniger Geld als kalkuliert ausgegeben wird. Wir wissen, dass die höher kalkulierten Prämien vermutlich nicht an die Versicherten zurückerstattet werden. Wir hoffen, dass dieser zusätzliche Gewinn der Versicherer nicht zu unserem Schaden wird.

Und deshalb spreche ich für den gesamten BVdP und unsere Branche, wenn ich an alle Steuerer appelliere: Setzt jetzt ein echtes Zeichen der Solidarität.

Gebt uns ab sofort bis zum Ende der Coronakrise wirklich den Dekra-Satz.

Lasst uns unsere Teilemargen.

Zahlt unser Lackmaterial.

Übernehmt unsere Logistikkosten.

Und gebt uns nach der Coronakrise endlich so viel Geld, dass wir unsere Betriebe dauerhaft und sicher fortführen können.

Dann kommen wir wirklich gemeinsam durch die Krise.“

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