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Pinstriping – Kreativtechnik mit feinem Pinsel

Lackiertechnik-Reihe
Pinstriping – Kreativtechnik mit feinem Pinsel

Pinstriping - Kreativtechnik mit feinem Pinsel
Foto: M. Rehm
Modernste Effektlacke, Hochleistungsfolien, Hightech-Airbrush- oder Designpistolen: Utensilien, die bei der Designlackierung verwendet werden, sind üblicherweise auf dem neuesten Stand der Technik. Beim Pinstriping ist das etwas anders. Wichtigstes, im Grunde einziges Werkzeug dafür ist ein Pinsel, besser gesagt: ein kleines Sortiment von edlen Fehhaar-Pinseln.
mit_feinem_Pinsel

Das englische Wort „Pinstripe“ könnte man mit „Nadelstreifen“ übersetzen. Unter Pinstriping versteht man das dekorative, freihändige Aufbringen von Zierlinien auf Fahrzeugen. Und das hat eine lange Tradition. Schon die alten Römer dekorierten ihre Streitwagen mit Zierlinien. Kutschen und später auch Motorfahrzeuge waren mit Streifen verziert. Bis etwa zur Mitte der 1950er-Jahre waren Zierlinien üblich, viele Fahrzeughersteller beschäftigten fest angestellte Berufslinierer oder -linierinnen. Danach kamen Zierlinien allmählich aus der Mode – außer bei Fahrrädern, dort hielten sie sich teilweise bis in die frühen 1990er-Jahre. Heutzutage werden Zierlinien „ab Werk“ als Klebeband appliziert.
Ob auf Kampfwagen, Autos oder Fahrrädern – die Zierlinien hatten eines gemeinsam: Sie folgten immer mehr oder weniger brav den Konturen des Objekts, auf dem sie angebracht waren. Doch Mitte der 1950er Jahre tauchten in Südkalifornien auf einmal seltsame, bizarre Liniengewirre auf den umgebauten Autos junger Männer auf. Zuerst nur auf den Handschuhfachdeckeln, wuchsen sie zwei Jahre später um die Kühlergrille, hinter die Radläufe, über Kofferdeckel, C-Säulen und Türen. Freestyle- Pinstriping war geboren und breitete sich in der florierenden Hot Rod- und Custom Car-Szene aus. Von etwa 1965 bis 1985 war dann das Interesse an Pinstriping fast erloschen. In den frühen neunziger Jahren jedoch begann man, die frühen Customstile wiederzuentdecken. Retro-begeisterte Hot Rod- Fans und Rockabillys spritzten ihre alten Autos in matter Grundierung, statt auf Hi-Tech-Anbauteile wurde auf authentisches, altes Zubehör Wert gelegt, und so wurde auch das Pinstriping wieder populär. MR

Spitzen, Winkel, Bögen

Für gewöhnlich, aber keinesfalls zwingend, ist ein solches Pinstriping-Motiv symetrisch und besteht aus einer Vielzahl gleich dünner Linien einer oder mehrerer Farben, die ein meist abstraktes, ornamenthaftes Motiv aus Parallelen, Spitzen, Winkeln und Bögen ergeben. Eine Unterart des Pinstriping ist das so genannte Scrollwork, welches sich ausschließlich in kunstvollen Schnörkeln ergeht. Mischformen untereinander und auch mit Airbrush-Motiven sind ebenfalls bekannt.
Pinstriping funktioniert unter oder auf dem Klarlack Pinstripe-Farben werden meist auf Emailbasis für den Einsatz über Decklacken entwickelt. Sie zeichnen sich durch allerhöchste Deckkraft und Brillanz aus und sind langölig eingestellt. Die komplette Trocknung kann einen Tag lang dauern. Die im vorgestellten Beispiel verwendeten Lacke können mit und ohne Härterverdünner verwendet werden. Mit Härter können sie auch klar überlackiert werden. Ohne Härterzugabe würden sie dagegen vom Klarlack angelöst werden. Allerdings: Für für Traditionalisten hat echtes Pinstriping ohnehin nur auf dem Klarlack zu erfolgen.
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Schritt für Schritt zum Pinstripe

 

1., 2. Bei diesem Tribal-artigen Pinstriping-Motiv auf dem Klarlack wird zunächst der Untergrund nicht etwa mattiert, sondern lediglich mit Silikonentferner gereinigt. Mit Hilfe von Zierlinienband und einem weichen Bleistift wird danach eine Linie aufgezeichnet, die später die Mittelachse des Motivs bildet und somit Orientierung bietet.
3. Wenn der Pinsel satt mit Lack getränkt ist, aber nicht tropft, kann es losgehen. Linien und Bögen werden frei Hand aufgetragen, immer erst links, denn rechts von der eingezeichneten Achse. So wird das Motiv nicht durch die Arbeitshand verdeckt – Linkshänder verfahren natürlich umgekehrt. Um eine sichere Linie zu ziehen und nicht zu verwackeln, sollte der Pinsel nicht nur mit der Spitze, sondern flächig aufgesetzt werden.
4., 5. Eine Kunst für sich stellt das Abstützen der Arbeitshand dar. Mit der Zeit entwickeln Anwender komfortable und effektive Arbeitspositionen. Auch die Länge des Pinsels kann variiert werden, um sichere Linien zu ziehen. Wenn der erste Arbeitsgang in Silber absolviert ist, können weitere Farben aufgetragen werden. Wichtig: Der wertvolle Pinsel sollte sofort mit Verdünner gereinigt werden. Mit Schwarz wird das Motiv komplettiert.
Je nach Temperatur kann die vollständige Trocknung bis zu einen Tag lang dauern.

Das richtige Werkzeug für feine Pinstripes

bild1Der Pinsel ist das wichtigste Arbeitsgerät für Pinstriper. Es gibt Pinsel in etlichen Stärken und Formen; der gebräuchlichste ist der sogenannte Schwertschlepper, ein extrem langhaariger, flacher, einseitig geschrägter Pinsel mit kurzem Stiel zum Ziehen langer Linien. Für die Fehhaar-Pinsel müssen meist kanadische oder russische Eichhörnchen ihre Schweifhaare lassen. Die Pinsel zeichnen sich durch extrem hohe Farbaufnahme und Flexibilität aus. Besonders wichtig ist die sorgfältige Reinigung der Pinsel und die anschließende Konservierung in Öl oder Ähnlichem. Profis trimmen ihre Pinsel von Zeit zu Zeit, um ungewollte Linien durch abstehende Haare zu vermeiden.


Spezialist für optisches Tuning

Die Pinstriping-Techniken in diesem Beitrag wurden von Ralf Berger, rechts im Bild, einem der renommiertesten Custompainter in Deutschland, präsentiert (www.bergerartofcustom.de). Er verwendete Materialien der Firma Starpaint (www.bergerartofcustom.de), einem Spezialisten für optisches Tuning mit breitem Angebot an Airbrush-, Pinstripe- und Effektlacken. Unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Szene-Koryphäen wie West Coast Customs genießt die Firma von Hans-Jürgen Neujahr, links im Bild, in Tuning-Kreisen internationalen Ruf.

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