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Nicht nur reden, sondern was tun

Know-how
Nicht nur reden, sondern was tun

Die Azubi-Akademie Lübeck unterstützt Auszubildende nicht nur in fachlicher Hinsicht

Mangelhafte Umgangsformen, zu wenig Engagement, fehlender Teamgeist, ungenügendes Geschick, persönliche Probleme – bei der Auswahl neuer Lehrlinge und der anschließenden Ausbildung stehen Unternehmen heute häufig vor einigen Schwierigkeiten. „Vielen jungen Menschen fehlt die nötige Ausbildungsreife, um gut ins Berufsleben zu starten. Das beginnt beim höflichen Umgang mit Kunden und Kollegen, setzt sich fort mit einem Defizit an Ausdauer und Durchhaltewillen und endet bei mangelndem Einsatz in der Schule und im Betrieb“, weiß Michael Scharnberg, Geschäftsführer der Jürs Karosserie & Lack GmbH, Lübeck, und Initiator der Azubi-Akademie Lübeck.

Dirk Czub, Technical Trainer Manager Nexa Autocolor, bestätigt dies: „Ähnliche Rückmeldungen erhalten wir von vielen unserer Partnerbetriebe: Einerseits mangelt es an Bewerbern für handwerkliche Ausbildungen, andererseits weisen viele Jugendliche mangelhafte Qualifikationen im schulischen und im handwerklichen Bereich auf.“ Deswegen hat Lackhersteller Nexa Autocolor im Rahmen seines Seminarprogramms mit „‚Start up – Training für Auszubildende“ eine Schulung speziell für den Lackierernachwuchs konzipiert, in der angehende Auszubildende schon zu Beginn der Ausbildung theoretisches und praktisches Grundlagenwissen erhalten, das sie befähigt, direkt aktiv im Ausbildungsbetrieb einzusteigen. „Ein echter Vorteil für Azubi und Betrieb gleichermaßen“, erklärt Dirk Czub. Schwerwiegender als handwerkliche und schulische Defizite sei jedoch der von Michael Scharnberg beschriebene Mangel an sozialen Kompetenzen: „Ein Azubi, der undiszipliniert, schnell frustriert und unfreundlich gegenüber Kunden und Mitarbeitern ist, ist dauerhaft nicht tragbar.“
Ans Unternehmen binden
Ebenso problematisch sei aber auch die Bindung vielversprechender Lehrlinge an das Unternehmen über die Ausbildung hinaus, so Michael Scharnberg weiter: „Es ist ein echter Verlust, wenn ein ausgezeichneter Azubi, den Sie sehr gut ausgebildet haben, das erworbene Fachwissen nach der Lehre in einem anderen Betrieb einsetzt.“ Ebenfalls eine Erfahrung, die er selbst gemacht hat und mit vielen anderen Unternehmern teilt. „Aber egal, ob unzureichende Ausbildungsreife oder mangelnde Fachkräftesicherung, nur darüber reden hilft niemandem weiter, weder den Unternehmen noch den Auszubildenden“, so der Geschäftsführer.
Also suchte Michael Scharnberg nach Lösungen – und gründete gemeinsam mit Katja Boomers, Geschäftsführerin der Lübecker Werbeagentur Manovo, und Wirtschaftspsychologe Heiko Frerichs die Azubi-Akademie Lübeck, kurz AAL. Die bietet ein ganzheitliches, gemeinschaftliches Lernen auf Basis zweier Säulen: „Einerseits geht es in der AAL um die Förderung der Ausbildungsreife der jungen Lehrlinge, also um die Vermittlung der so genannten Soft Skills. Das beinhaltet neben Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation auch Seminare zu Gesundheit und Ernährung sowie Methodentraining“, erklärt Michael Scharnberg. Dabei trainieren die Jugendlichen in vierstündigen Schulungen ihre sozialen Kompetenzen, üben etwa höfliche Umgangsformen und das Miteinander im Team. Aber auch Themen wie Selbstmotivation und Selbstmanagement, wertschätzende Kommunikation oder Suchtproblematiken stehen hier auf der Agenda – eben Themenbereiche, in denen die Jugend von heute Unterstützung benötigt, die der Ausbilder im Betrieb einfach nicht leisten kann.
Methodisch fördern
Der zweite Fokus der Azubi-Akademie Lübeck liegt auf der Exzellenzförderung: Sie verbindet die methodische Förderung von Azubis, die bereits sehr gut sind, mit der gezielten Bindung der Jugendlichen an den Betrieb über die Lehre hinaus. „Die Fachkräftesicherung ist in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels einfach ein Thema, das kein Unternehmer und keine Branche aus dem Auge verlieren sollte“, so Michael Scharnberg, und Dirk Czub bekräftigt: „Die Azubis von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Eine gezielte Förderung während der Ausbildung macht daher absolut Sinn – und am besten ist es dann natürlich, wenn der Lehrling nach der Ausbildung auch bleibt!“ Deshalb erarbeitet Michael Scharnberg etwa bereits in der Lehrzeit zusammen mit seinen Azubis, welche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten diese nach der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb haben.
Alle Unterstützungs- und Förderungsgedanken bringen natürlich nichts, wenn die Jugendlichen zwar an den Schulungen teilnehmen, aber keine Lernerfolge erzielt werden. Michael Scharnberg: „Deswegen verfolgen wir in der AAL den Ansatz des sozialen und erlebnisorientierten Lernens, denn wir sind der Überzeugung, dass man nur behält, was man auch wirklich verinnerlicht hat.“ Um also zu gewährleisten, dass die jungen Menschen in den Akademie-Seminaren auch etwas mitnehmen, holen die akribisch ausgesuchten Trainer und Dozenten die Jugendlichen dort ab, wo sie stehen – sprachlich und in der aktiven Umsetzung. Da heißt ein Seminar dann etwa „11 Freunde sollt Ihr sein! – Teamfähigkeit & Rollen in Teams“ oder „The Last Samurai – Mentale Prüfungsvorbereitung“, findet Teambuilding auch mal am Strand oder im Park statt – und sorgt so bei den Jugendlichen für das nachhaltige Aha-Erlebnis.
Bei aller Jugendförderung orientiert sich das Programm der Azubi-Akademie Lübeck jedoch nicht nur an den Bedürfnissen der Azubis, sondern auch an denen der Betriebe. Dazu haben die Initiatoren eigens einen Beirat gegründet, der sich aus Mitgliedern aller Wirtschaftszweige zusammensetzt. „Hier sind genauso Unternehmer aus der Kommunikationsbranche vertreten wie aus dem Handwerk oder dem Dienstleistungsbereich“, erklärt Michael Scharnberg. „Wir setzen uns regelmäßig zusammen, erarbeiten, was an Förderung der Markt in puncto Azubis aktuell benötigt, setzen diese Bedürfnisse dann aktiv in der AAL um.“ Dabei legt der Beirat größten Wert auf Flexibilität, was Seminarinhalte, aber auch was Seminartermine angeht. Michael Scharnberg: „Wir fragen immer wieder nach, was etwa an Themen gewünscht wird und welche Seminarzeiten für die Firmen am günstigsten sind. Und das fließt in unsere Themen- und Terminplanung ein.“ So gibt es Seminartermine unter der Woche und am Wochenende, auch Inhouse-Schulungen oder Ganztagesseminare sind möglich.
Positives Feedback
Es entstand ein flexibles Programm, das Azubis und Unternehmen gleichermaßen unterstützt – und mit dem Michael Scharnberg und seine Mitstreiter den Nerv der Zeit getroffen haben: Seit ihrer Gründung hat die Azubi-Akademie Lübeck nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus für Furore gesorgt. „Etwas Vergleichbares wie die AAL gab es für kleine und mittelständische Unternehmen vorher einfach nicht“, so Michael Scharnberg. „Und der Bedarf ist da: Wir erhalten sehr viele Anfragen und positive Resonanzen, zudem auch zahlreiche Unterstützungsangebote von Menschen, die mit der Thematik eigentlich nichts zu tun haben. Denn letztlich unterstützt unsere Initiative ja Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen – und das bereits jetzt in der Ausbildung als auch später, denn die heutigen Azubis sind die Mitarbeiter und Kollegen von morgen.“
Deshalb arbeiten Michael Scharnberg und seine Kollegen von der AAL bereits an einer Erweiterung des Akademie-Konzeptes, planen ein Mentoring-Programm, das für noch mehr individuelle Unterstützung sorgen wird. Am Schönsten aber, meint Michael Scharnberg, sei das sehr positive Feedback von den teilnehmenden Azubis und Unternehmen. Wie etwa das von Marius Jorga (21), Fahrzeuglackierer im dritten Lehrjahr bei der Autolackiererei Jürs: „Die AAL hat mir den Anreiz gegeben, über meine Ziele, Möglichkeiten und Selbststärke nachzudenken.“
Und auch Merle Lubhe (21), Auszubildende zur Bürokauffrau, hat hier einiges mitgenommen: „Man hat dort gute Übungen gelernt, die ich jetzt immer bei Aufregung und Stress machen kann.“

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