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Heute Azubi, morgen Fachkraft

Know-how
Heute Azubi, morgen Fachkraft

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde – auch in der K+L-Branche. Lackhersteller PPG und zwei seiner Partnerunternehmen erklären, welche Vorteile die betriebliche Ausbildung für die Werkstatt hat und wie man Auszubildende findet.

Der Fachkräftemangel ist längst in der Branche angekommen“, erklärt Sascha Petschke, Trainer PPG. „Viele Betriebe Hiltscherhaben Probleme, gut ausgebildetes Personal zu finden, und diese Situation wird sich in Zukunft noch deutlich verschärfen.“ Dabei, so der Fachmann weiter, ist diese Problematik zum Teil hausgemacht: „Immer weniger Karosserie- und Lackierbetriebe sind bereit, in eine qualifizierte betriebliche Ausbildung zu investieren. Zudem bleiben bei den Unternehmen, die ausbilden möchten, oft die Bewerber aus, können freie Ausbildungsplätze nur schwer oder gar nicht besetzt werden. Aus dieser Gemengelage folgt im Umkehrschluss, dass es immer weniger Azubis gibt, und damit sinkt auch die Zahl an Fachpersonal – der Fachkräftemangel nimmt also weiter zu. Letztlich haben wir als Branche es also selbst in der Hand, ob wir morgen noch mit qualifizierten Mitarbeiter arbeiten.“

In die eigene Zukunft investieren

Bei den PPG-Partnerbetrieben BERGER Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH, Frankfurt, und Hiltscher GmbH, Bergisch Gladbach, wird der Grundsatz „Ausbilden für den zukünftigen Unternehmenserfolg“ schon lange aktiv gelebt: In beiden Karosseriebau- und Lackierbetrieben werden bewusst und kontinuierlich mehrere Azubis in verschiedenen Berufszweigen ausgebildet. So reicht die Bandbreite der Lehrberufe von Karosserie und Mechanik über die Fahrzeuglackierer- bis zur kaufmännischen Ausbildung in der Verwaltung. Für die Geschäftsleitungen dieser PPG-Partner ist es selbstverständlich, Fachkompetenzen und Knowhow an nachfolgende Generationen weiterzugeben.

Generell sollten alle Fachbetriebe ausbilden, und das branchenunabhängig“, erklärt Detlef Berkenhoff, Geschäftsführer BERGER GmbH. „Als Fachbetrieb leben wir von der Fachkompetenz unserer Mitarbeiter. Wie sollten wir weiterbestehen und uns entwickeln, wenn uns das dafür essenzielle Fachpersonal nicht zur Verfügung steht? Jeder Unternehmer sollte sich verantwortlich fühlen, eine hochwertige Ausbildung anzubieten und auch durchzuführen“ Eine Position, die auch Marc Hiltscher, geschäftsführender Gesellschafter Hiltscher GmbH, vertritt: „Wenn wir junge Menschen nicht ausbilden, wer wird dann in Zukunft die Arbeit machen? Die Reparatur eines Unfallschadens ist immer eine individuelle Handwerksleistung. Diese wird auch in Zukunft nicht durch Digitalisierung und Automation ersetzt werden können. Daher wird es auch künftig Menschen geben müssen, die unser Handwerk verstehen und ausführen können. Wer sollte das vermitteln, wenn nicht wir Handwerksbetriebe?“

Über den Beruf sprechen

Viele Unternehmer klagen jedoch, dass die Zahl der Bewerber für offene Ausbildungsplätze in den letzten Jahren rapide abgenommen hat. Einen der Gründe, warum sich immer weniger Jugendliche für handwerkliche Berufe wie Fahrzeuglackierer und Karosseriebauer interessieren, sieht Marc Hiltscher in der mangelnden Medienpräsenz: „Wenn man sich die heutige Werbung anschaut, versteht man, warum das Handwerk immer mehr aus dem Sichtfeld der jungen Generation verschwindet: Scheinbar ist alles über ein Webportal zu lösen. Dass hinter der digitalen Welt aber Menschen stecken, die etwa ein Hotelzimmer reinigen, einen Schrank bauen oder im Fall der Fahrzeuglackierer eine Lackierpistole in die Hand nehmen, verschwindet zunehmend aus dem Fokus. Es gilt also nicht nur, den richtigen Kommunikationsweg zu wählen, um Jugendliche auf handwerkliche Berufsbilder aufmerksam zu machen.“ Vielmehr, so ist er der Ansicht, müssten auch das Handwerk und seine Leistungen der jungen Generation wieder nahegebracht werden. „Sicherlich sind soziale Medien wie Facebook und Instagram da hilfreich, parallel sollte man aber auch Ausbildungsmessen besuchen sowie an die Schulen gehen und aktiv den Kontakt suchen.“

Neue Azubis finden – so geht´s

Die Hiltscher GmbH etwa postet regelmäßig auf dem Unternehmensaccount bei Facebook, stellt mit der Präsentation durchgeführter Arbeiten die eigene Fachkompetenz unter Beweis, informiert über Veranstaltungen und lässt Besucher am Werkstattalltag teilhaben. Zusätzlich plant Marc Hiltscher derzeit einen Videopodcast mit den eigenen Azubis. „Die Idee ist, dass unsere Auszubildenden per selbstgedrehtem Video aus ihrem Ausbildungsalltag berichten, zeigen, was sie bei uns alles tun, und erzählen, wie ihre Ausbildung abläuft“, so Marc Hiltscher. „Dabei geht es uns vor allem um Authentizität. Parallel dazu arbeiten wir aktuell an einem Unternehmensflyer explizit zur Weitergabe an den Schulen. Hier stellen wir Personen vor, die ihre Ausbildung bei uns im Haus absolviert haben und heute in leitenden Positionen tätig sind. So sehen junge Menschen, welche Perspektiven etwa der Beruf des Fahrzeuglackierers ihnen bieten kann, Stichwort positives Image.“

Auch bei der BERGER GmbH setzt man auf webbasierte Möglichkeiten. So gibt es auf der Homepage des Unternehmens eine eigene Azubi-Seite mit Informationen zu den Ausbildungsberufen des Betriebes. Darüber hinaus arbeitet der PPG-Partnerbetrieb ebenfalls mit einem Facebook-Account, bietet hier Einblicke in den Betrieb, die Arbeiten und das Fach-Knowhow. „Zusätzlich gehen wir aktiv an die Schulen, platzieren dort Aushänge und nehmen an Ausbildungsmessen teil“, so Detlef Berkenhoff. „Auf solchen Veranstaltungen kommt man intensiv ins Gespräch mit den Jugendlichen, insbesondere, wenn man gleichzeitig zum Beispiel ein spannendes Exponat zeigt, an das die Schüler möglicherweise schon einmal selbst Hand anlegen können. Ist jemand dabei, bei dem wir ein gutes Gefühl haben, geben wir unsere Kontaktdaten weiter und bieten ein Schülerpraktikum an.“ Damit, so der Unternehmer, schlüge die Werkstatt zwei Fliegen mit einer Klappe: „Während eines Praktikums können wir direkt erkennen, wie die Fähigkeiten und Kompetenzen des Jugendlichen tatsächlich gelagert sind, und wir können uns einen ersten Eindruck voneinander verschaffen. Stimmt hier alles, haben wir möglicherweise schon unseren neuen Azubi gefunden.“

Testen, ob es passt

Dass Praktika generell Sinn machen, darüber sind sich Marc Hiltscher und Detlef Berkenhoff einig. „Bei der Einstellung neuer Azubis ist es sicherlich hilfreich, wenn man schon viele Jahre ausbildet. Da erarbeitet man sich ein gewisses Gespür für die Auswahl – vorausgesetzt, man hat überhaupt genug Bewerber!“, so Marc Hiltscher. „Bei uns werden alle Bewerber zu einem Praktikum eingeladen, bei dem beide Seiten abschätzen können, ob es das Richtige ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten Jugendlichen zuvor nicht handwerklich aktiv waren, da ist es schon sehr gut, wenn sie das ein paar Tage testen können.“ Eine Aussage, die Detlef Berkenhoff bestätigt: „Auch wir spüren, dass sich immer weniger Jugendliche für die Ausbildungsplätze in unserem Unternehmen bewerben und dass es schwieriger wird, passende Personen zu finden“, so Detlef Berkenhoff.

Deswegen legt er bei Bewerbungsschreiben und später im Bewerbungsgespräch den Fokus darauf, die Motivation des Bewerbers zu identifizieren. Wieso möchte der Jugendliche zum Beispiel Fahrzeuglackierer werden? Was sind seine Zukunftspläne? Und was erwartet er von der Ausbildung? Hat der Unternehmer ein positives Bild vom Bewerber, absolviert dieser ein drei- bis achttägiges Praktikum im Betrieb. Dabei achtet die BERGER GmbH etwa darauf, wie sich der Jugendliche anstellt: Ist er handwerklich fähig? Führt er auch unliebsame Arbeiten ohne Diskussion durch? Passt er ins Team? Wenn der Gesamteindruck passt, wird ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Ähnlich agiert auch der PPG-Partnerbetrieb Hiltscher GmbH. Entscheidend ist für Marc Hiltscher letztlich eine gesunde Grundeinstellung: „Alles Weitere kann man in der Ausbildung erlernen. Der Wechsel von der Schule in die Arbeitswelt ist ein großer Umbruch für junge Menschen. Hier sind wir Betriebe gefordert, die Auszubildenden abzuholen und ihnen die Leidenschaft für unseren Beruf zu vermitteln.“ Wer also morgen noch qualifizierte Mitarbeiter haben will, muss heute bereit sein, sich zu engagieren und zu zeigen: Das hier ist ein toller Beruf mit vielen Möglichkeiten – auch zur späteren gemeinsamen Weiterentwicklung.

Ein Fazit: Ausbilden kostet – Zeit, Geld, Mühe, bei dem einen Auszubildenden mehr, bei einem anderen weniger. „Ja, das ist richtig“, sagt Marc Hiltscher. „Ausbilden heißt aber vor allem, in die eigene unternehmerische Zukunft zu investieren. Wenn ich als Unternehmer das nicht umsetze, stehe ich am Ende ohne Fachkräfte da.“ Und Detlef Berkenhoff ergänzt: „Darüber hinaus hat es weitere Vorteile, junge Menschen im Betrieb zu haben: Mit der Zeit altert natürlicherweise die Betriebsstruktur, die Bereitschaft langjähriger Mitarbeiter, bei Veränderungen und Innovationen mitzuziehen, nimmt gleichermaßen ab. Jüngere Kollegen haben in der Regel eine offenere Wahrnehmung, ziehen in erforderlichem Tempo mit. Zum Teil begegnen sie Veränderungen – etwa bei Prozessoptimierungen, Innovationsprojekten oder beim Einsatz neuer Technologien – aufgrund Ihrer offenen Sichtweisen flexibler als Kollegen, die schon länger dabei sind. Deren Erfahrungen wiederum sind zur Entscheidung ebenso wichtig. Der gesunde Mix ist die wirksame innerbetriebliche Aufstellung. Das unterstützt auch den Betrieb dabei, schneller und besser auf den rasanten Wandel des Marktes reagieren – das darf man nicht vergessen.“ ■

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