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Bundesleistungssieger Jan Agha Habibi im Interview

Bundesleistungssieger 2021: Jan Agha Habibi im Interview
Mut, Glück und Disziplin

Mit 14 Jahren alleine aus Afghanistan geflüchtet. Danach mit 16 Jahren die Mittelschule abgeschlossen. Mit 21 Jahren zum Bundesleistungssieger der Fahrzeuglackierer gekürt – Jan Agha Habibi im Interview.

Jan Agha Habibi steht vor dem Eingang des Lack- und Karosseriebetriebes Peter Maierhofer im unterfränkischen Triefenstein. Hier hat der 21-Jährige ein neues Leben begonnen. Uns erzählte er von der Flucht aus seinem Heimatland Afghanistan, seiner Ausbildung zum Fahrzeuglackierer und seiner Auszeichnung zum Bundesleistungssieger der Fahrzeuglackierer 2021.

Frisch gebackener Bundesleistungssieger der Fahrzeuglackierer 2021 – wie ist es Dir nach deinem Sieg
ergangen?

Jan Agha Habibi: Ich habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut und durfte tolle Tage in Wuppertal genießen. Als ich in den Betrieb zurückkam, haben sich meine Kollegen alle mit mir gefreut.

Wie bist du auf das Design für deine Arbeit beim Bundesleistungswettbewerb gekommen?

Habibi: Ich habe mich mit meinem Lehrer von der Handelskammer unterhalten und wir haben online recherchiert, ein paar Folien ausgedruckt und das dann als Foliendesign weiterentwickelt.

Designlackierungen machst Du im
Arbeitsalltag ja eher selten.

Habibi: Genau, eigentlich gar nicht. Ab und zu nehme eine Platte mit in die Kabine und probiere manche Farben und Effekte aus. Richtige Designlackierungen haben wir aber nur in der Ausbildung in der Handwerkskammer gelernt.

Wie bist Du auf Deinen Beruf gekommen?

Habibi: Als ich in der Mittelschule war, habe ich verschiedene Praktika gemacht und Handwerksberufe wie Maurer, Zimmermann oder Fliesenleger ausprobiert. Fahrzeuglackierung hat mir am besten gefallen: Ein Auto mit einer kaputten Stoßstange und vielen Kratzern wieder instandzusetzen ist einfach ein schönes Gefühl. Beim Praktikum hier im Betrieb Peter Maierhofer durfte ich von Beginn an mitanpacken, die Kollegen haben mich nett aufgenommen und im Anschluss habe ich eine Bewerbung für die Ausbildung geschrieben.

Was gefällt Dir am besten an Deinem Beruf?

Habibi: Eigentlich alles. Spachteln, Beulen oder Dellen aus dem Auto entfernen, die Arbeit mit den Farben, sogar Schleifen.

Als 14-Jähriger bist Du aus Afghanistan nach Deutschland geflohen.

Habibi: Genau, mit 14 Jahren musste ich mein Heimatland verlassen und dann hat es ein Jahr gedauert, bis ich in Deutschland ankam. Meine Stationen auf der Flucht waren der Iran, acht Monate die Türkei und dann bin ich über Griechenland, Mazedonien und Ungarn hier hergekommen. Zuerst war ich in Passau und bin von dort aus nach Ahlfeld gekommen, da war ich drei Jahre lang in einer Gruppe unbegleiteter Minderjähriger. Ich habe drei Jahre meine Schule gemacht, dann die Mittelabschluss-Quali bekommen und meine Ausbildung hier angefangen.

Wie war das mit der deutschen Sprache für Dich in der Berufsschule, da gab es ja keinen Deutschunterricht mehr nebenher?

Habibi: Nein, wenn ich dort etwas nicht verstanden habe, musste ich zur Nachhilfe, mit meinem Chef oder daheim mit meiner Freundin, die ich hier in Deutschland kennengelernt habe, lernen.

Was würdest Du sagen, ist bei Dir richtig gut gelaufen? Was war dein Glück, dass das bei Dir gleich so gut gelaufen ist mit der Schule und der Ausbildung?

Habibi: Ein bisschen lag es daran, dass ich vor allem am Ende in der Gruppe unbegleiteter Minderjähriger in Ahlfeld eine wirklich gute Betreuung hatte. Ein paar Lehrer haben mir ehrenamtlich Nachhilfe gegeben, das war wirklich nett von denen.

Wo möchtest Du in Zukunft beruflich hin?

Habibi: Ich möchte jetzt erstmal ein paar Jahre arbeiten und Erfahrung sammeln, und dann möchte ich noch meinen Meister machen. Wenn alles gut läuft, vielleicht mal einen eigenen Betrieb führen.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft. am■

www.lackiererblatt.de


Betriebsinhaber Peter Maierhofer unterstützte Habibi von Anfang an.

Von Anfang an engagiert dabei

Wenn Integration so mustergültig funktioniert, muss alles passen. Im Fall von Jan Agha Habibi stimmte auch die Betreuung beim „Autoteam Maierhofer“ perfekt. Betriebsinhaber Peter Maierhofer: „Jan hat bei uns vom ersten Tag an mitanpacken dürfen, wurde gefragt, was er lernen möchte, und es hat nie geheißen, dass etwas nicht möglich ist.“ Umgekehrt zeigte auch der junge Afghane von Beginn an außerordentliches Engagement. „Gerne blieb Jan mal länger nach der Arbeitszeit, zum Beispiel um eigene Projekte zu lackieren, und bemühte sich darum, schnell die deutsche Sprache zu lernen“, erinnert sich Peter Maierhofer. Den Betriebsinhaber macht es stolz, den besten Fahrzeuglackierer Deutschlands zu beschäftigen: „Wir haben uns alle sehr für Jan über seinen Sieg beim Bundesleistungswettbewerb gefreut.“


Ein vollständiges Video
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