Musterbleche richtig spritzen und archivieren
Auf der Suche nach dem passenden Farbton ist das Spritzen eines Musterblechs ein entscheidender Arbeitsschritt. Trotz Farbtonmessgeräten, ständig optimierten Datenbanken und Farbtonfindungssystemen behält das selbst gespritzte Muster seinen Wert. Denn viele neue Farbtöne sind extrem anfällig für Schwankungen. Aber auch beim Klassiker Schwarz, ob als Uni- und Effektfarbton, empfiehlt sich eine selbst lackierte Farbton-Dokumentation. „Ein Grund dafür ist, dass die Musterbleche größer sind als die Colorbox-Abbildungen“, erklärt Armin Sauer, bei Standox Coloristik-Experte und Schulungsleiter. „Dazu kommt, dass Schwarzfarbtöne schwierig zu beurteilen sind, da wenig „Farbe“ reflektiert wird. Außerdem verkratzen Schwarzfarbtöne sehr schnell, sodass bei Lackierungen am Fahrzeug immer wieder neue Muster mit lackiert werden sollten.“ Aber nicht nur Schwarztöne sind alles andere als einfach zu treffen. Armin Sauer: „Es werden immer mehr Dreischichtfarbtöne in die Automobilserienlackierung aufgenommen, um die Wertigkeit der Fahrzeuge zu erhöhen. Hierbei handelt es sich um Dreischicht-Perlmuttlackierungen oder um eingefärbte Klarlacke, die abhängig von der Schichtstärke und der Anzahl der Spritzgänge den Farbton beeinflussen.“ Grundsätzlich sollten immer mindestens zwei Musterbleche mit unterschiedlicher Spritztechnik lackiert werden, damit die individuelle Handschrift des Lackierers mit in das Ergebnis der Farbton-Musterbleche einfließt. Moderne Hilfsmittel wie Farbtonmessgeräte und Spritzmuster können dabei perfekt kombiniert werden. So können beim Abspeichern der kundeneigenen-Formeln, die mit dem Farbtonmessgerät erstellt wurden, die Farbmetrikdaten dieser Formel zugeordnet werden, sodass diese mit in die Farbtondatenbank aufgenommen werden. Das Beschriften der Musterbleche mit der Farbton-Mischformel und dem Barcode-Etikett ist darüber hinaus wichtig, damit sich die Farbtöne fehlerfrei auffinden lassen.
Spezialfall Matt
Besondere Bedeutung kommt den Musterblechen bei matten Fahrzeugen zu. Die unterschiedlich starke Mattierung des Klarlacks hat auch direkte Folgen auf die Farbtonwahrnehmung. Mit zunehmendem Mattgrad werden Farbtöne fahler und verlieren an Brillanz. Einfluss auf das Erscheinungsbild und den Glanzgrad haben unter anderem
- die Schichtstärke des einzelnen Spritzgangs bzw. der Gesamtschicht.
- die Spritzweise (fett, verhalten, großer oder kleiner Pistolenabstand)
- die Zwischen- oder Endablüftzeit
- die Trocknungstemperatur und Art
- die Kabinen- und Materialtemperatur
- Härter und Verdünner.
Daher wird deutlich, dass nur durch mindestens ein Spritzmuster der Glanzgrad für eine Reparatur bestimmt werden kann.
Praxis-Tipp
Organisation ist alles, das gilt auch für das Spritzen von Musterblechen. Praktischerweise verfährt man folgendermaßen: Nehmen Sie in die Spritzkabine, in der bereits ein Auftrag zu bearbeiten ist, den ausgemischten Lack für den Folgeauftrag mit, dazu Ihre Muster-
bleche. Lackieren Sie den Reparaturauftrag. Während der Auftrag ablüftet, lackieren Sie
Ihre neuen Spritzmuster in einer geschützten Ecke. Erstellen Sie sich am besten zwei
Musterbleche. Lackieren Sie beide Bleche wie gewohnt. Beim zweiten Blech legen Sie auf dem nassen Basislackfilm einen halben Spritzgang (Finishgang) nach. Nach der Trocknung wird der Klarlack auflackiert. Durch den Finishgang lagern sich die Effektpigmente an der Oberfläche ab, wodurch der Farbton heller erscheint (1 x Normal, 1 x Finishgang). Beide Lackierungen trocknen gemeinsam. Ist der Farbton des Spritzmusters in Ordnung, kann der entsprechende Auftrag sofort lackiert werden. Die jeweiligen Farbtonprüfungen nehmen Sie möglichst bei Tageslicht (Nordlicht) oder mit Tageslichtlampen aus mehreren Blickwinkeln vor, um Changier- oder Flopeffekte bei Metallic- bzw. Perlfarbtönen richtig zu beurteilen. Ganz wichtig: Farbtonmuster sollten immer sofort richtig beschriftet und archiviert werden.
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