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Wenn Farbe aus dem Wasser kommt

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Wenn Farbe aus dem Wasser kommt

Mit Wassertransferdruck Marktnischen besetzen

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Ob Carbon-Look, Marmor-Effekt, Schlangenhaut- oder Wurzelholz-Design – für hochwertig wirkende Oberflächen gibt es unter Auto- und Motorrad-liebhabern immer einen Markt. Und nicht nur dort: Etliche Gegenstände, von der Computer-Tastatur bis zur Handyschale, werden heute in individuellen Gestaltungen angeboten. Bei der Art der Ausführung hat der Kunde im Automobilbereich die Qual der Wahl. So kann er beispielsweise Carbon-Effekte mit Hilfe von bedruckten Folie nachzustellen versuchen, was in der Regel die preiswerteste, aber auch die am wenigsten „echt“ und hochwertig wirkende Möglichkeit darstellt. Die teuerste Möglichkeit besteht dagegen darin, echte Carbon- oder Wurzelholzteile zu ordern, doch spielt hier, abgesehen davon, dass es die passenden Teile im gewünschten Material oft nicht gibt, bei etlichen Kunden der Geldbeutel nicht mit. Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit, eine Vielzahl von Designs und Strukturen auf Metall- oder Kunststoffgegenstände zu übertragen: den Wassertransferdruck. Diese Technik wird im großen Maßstab beispielsweise dazu verwendet, die strukturierten Panels beim smart City-Coupé zu bedrucken (das Lackiererblatt berichtete in Ausgabe 2/2003).
Ideal im Lackierbetrieb
Doch auch für Handwerksbetriebe gibt es Umsetzungen des Verfahrens. „Ideal aufgehoben ist der Wassertransferdruck im Lackierbetrieb“, ist Jürgen Mohrmann überzeugt. Der Lackierermeister aus dem westfälischen Löhne bietet seit knapp zwei Jahren die Technik an und ist damit in eine Nische gestoßen, von der er selbst noch nicht weiß, wie groß sie eines Tages werden könnte. „Momentan gehören vor allem Motorradfahrer und -tuner zu unserer Kundschaft“, berichtet Mohrmann. „Hier ist der sportliche Carbon-Look mit Abstand Spitzenreiter in der Hitliste der gefragten Designs.“ An seiner eigenen Maschine, einer Kawasaki Z 1000, hat Jürgen Mohrmann fast alle Kunststoffelemente – Spiegel, Heck, Seitendeckel, Bremsflüssigkeitsbehälter – mit Carbonmuster veredelt und damit ein Ausstellungsstück geschaffen, das immer wieder die Blicke der Motorradfans, die in den Betrieb kommen, auf sich zieht. Ein anderer Weg, den Jürgen Mohrmann geht, um die Motorrad-Klientel zu erreichen, ist das Schalten von Anzeigen in Zeitschriften, die auf Motorrad-Tuning spezialisiert sind. „Man erreicht auf diesem Wege einen großen Kreis an Interessenten aus allen Teilen der Republik“, hat Jürgen Mohrmann erfahren, „dabei ist es nicht immer notwendig, dass jemand mit seinem Motorrad in die Werkstatt kommt. Häufig werden uns die zu beschichtenden Anbauteile auch per Post zugeschickt. „Für uns ist das eine praktische Lösung. Wir sparen uns die Demontagearbeiten und können uns auf das Bedrucken konzentrieren.“
Wurzelholz: edel, aber einfach
Nicht ganz so oft gefragt wie Carbon, aber immer noch ein Renner im Programm sind Wurzelholz-Effekte in verschiedenen Variationen. Durch die Wahl der Untergrundfarbe steht ein breites Spektrum an Varianten zur Verfügung. „Ob Felgen, Außenspiegel, Armaturenbretter oder Motorabdeckungen – für Tuning-Fans haben wir schon etliche Teile im Wurzelholz-Look beschichtet.“
Neu im Angebot sind dagegen Schlangenhaut- und Leopardenfell-Muster, die Mohrmann unter dem Titel „Dschungelfieber“ bewirbt: „Vielleicht können wir damit auch ein bisschen auf der Dschungel-Welle mitreiten“, hofft der Lackierer .
Synergien nutzen
Dass der Wassertransferdruck idealerweise im Lackierbetrieb angesiedelt ist, liegt nicht nur daran, dass es ohne die Möglichkeit, Metall- und Kunststoffteile professionell vorzubehandeln, zu grundieren und abschließend mit einer oder mehreren Schichten Klarlack zu übeziehen, sinnlos wäre, eine solche Leistung anzubieten. Es gibt auch etliche Berührungspunkte zwischen Lackierer-Stammkundschaft und anvisierten Neukunden. „In unserem Fall harmoniert das Angebot darüber hinaus auch hervorragend mit Beschriftungen und Werbedesign, einem anderen Standbein unseres Betriebs“, erklärt Jürgen Mohrmann. „Speziell in diesem Bereich sind die Kunden häufig darüber überrascht, was mit dem Transferdruck alles möglich ist.“
Kosten und Aufwand
Wie hoch liegt nun der Eintrittspreis für Betriebe, die die Wassertransferdruck-technik anbieten möchten? „Eine Anlage in einer vernünftigen Größenordnung mit Belüftung und Spülbecken dürfte etwa 12.000 Euro kosten“, schätzt Jürgen Mohrmann. Aufs Schätzen ist er angewiesen, weil er seine eigene Anlage vor knapp zwei Jahren selbst gebaut hat. Ziemlich genau kennt Jürgen Mohrmann dagegen die Preise, die seine Kundschaft für die Lackierungen aus dem „Wasserbad“ zu zahlen hat: „Eine Felge in Wurzelholz kostet 160 Euro und ein Spiegel 70. Bei dieser Dienstleistung legen die meisten Kunden Wert auf Pauschalpreise. Dem kommen wir entgegen.“
Die reinen Kosten für die Folie belaufen sich für eine Felge auf etwa zehn Euro. Bedenkt man den Aufwand, der durch das Vorbereiten der Werkstücke und das Auftragen des Klarlacks entsteht, sind die Preise moderat – auch die Tuning-Kundschaft ist preissensibel geworden.
Zu den „Einstiegskosten“ rechnet Jürgen Mohrmann auch das Lehrgeld, das er zahlen musste, bis die notwendige Ergebnissicherheit erreicht war. „Ein, zwei Monate gingen sicherlich ins Land, und etliche Meter Folie lösten sich buchstäblich in Nichts auf, ohne dass die Beschichtung verkauft werden konnte.“ Heute jedoch beherrscht nicht nur Jürgen Mohrmann, sondern auch sein Auszubildender Sebastian Rode die Technik perfekt – so perfekt, dass Mohrmann sich schon überlegt, den Bereich Wassertransferdruck auszubauen und eine größere Anlage anzuschaffen.

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