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Rarität in Adriablau

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Rarität in Adriablau

Porsche 356 von Meisterhand restauriert

Quelle: Standox

Die Restaurierung alter Porsches aus den 50er- und 60er-Jahren ist für Bernd Aberle Alltag. Doch vor kurzem hatte er ein besonders seltenes und wertvolles Modell in seiner Werkstatt – mit einem prominenten Besitzer.
Fällt der Name „Porsche“, hat heute jeder sofort das Modell 911 vor Augen, eine der Design-Ikonen des 20. Jahrhunderts. Doch im Grunde begann die Porsche-Legende schon mit dem Vorgängermodell 356. Das wies bereits alle Elemente der klassischen Porsche-Silhouette auf, hatte aber noch die etwas üppigeren und rundlicheren Formen der 50er-Jahre. Nur rund 77.000 Porsche 356 liefen zwischen 1948 und 1965 vom Band – kein Vergleich zu den Produktionszahlen, die der Neunelfer mittlerweile erreicht hat. Entsprechend rar sind die 356er geworden: Nur noch etwa 900 Fahrzeuge dieses Typs dürften in Deutschland zugelassen sein, die meisten aus den Modell-Generationen B und C der frühen 60er-Jahre. Viel seltener sind Exemplare des Typs A, der bis 1959 gebaut wurde. Und die wenigen erhaltenen Modelle vom Typ 356 A Carrera von 1955 – übrigens der erste Porsche, der diesen legendären Namen trug – kann man buchstäblich an einer Hand abzählen.
Klangvoller Name
Oldtimer-Experte Bernd Aberle kennt sich mit alten Porsches aus. In seinem Restaurationsfachbetrieb in Winnenden bei Stuttgart hat er regelmäßig Modelle aus den 50er- oder 60er-Jahren stehen. „Aber ein 356 A Carrera“, sagt er, „das war sogar für mich etwas ganz Besonderes. Erst recht, als ich den Namen des Besitzers hörte.“ Ein alltäglich klingender Name – doch nicht für jemanden, der sich für Autorennsport interessiert: John Watson war in den 70er- und 80er-Jahren eine feste Größe in der Formel 1. Der Brite, mittlerweile 67, fuhr über 150 Grand Prix, gewann fünf davon und schaffte es x-mal aufs Treppchen. 1982, in seinem besten Jahr, belegte er in der Fahrerwertung Platz 3.
Mit der Instandsetzung seines Porsche 356 beauftragte er Bernd Aberle. Und der erkannte schnell, dass der seltene Oldtimer eine Komplettrestaurierung brauchte. Um die Technik und den Motor, einen Vierzylinder-Boxer mit 1,5 Litern Hubraum, kümmerte sich Aberles Kollege Wolfgang Reile im nur ein paar Kilometer entfernten Haubersbronn. „Wolfgang ist nicht nur hierzulande einer der bekanntesten Fachleute für alte Porsches“, erklärt Aberle. „Und er ist einer der ganz wenigen, die sich noch mit diesem speziellen Motor, dem so genannten Königswellen-Motor, auskennen.“
Zahn der Zeit hinterlässt Spuren
Die Restaurierung der Karosserie war hingegen Bernd Aberles Aufgabe. „Im Wageninneren war noch alles im Originalzustand“, berichtet er. „Mit etwas Patina zwar, aber gut erhalten.“ Äußerlich hingegen hatte an dem über fünf Jahrzehnte alten Veteranen der Zahn der Zeit seine Nagespuren hinterlassen. „Der Wagen hatte offenbar lange in einer feuchten Garage gestanden“, vermutet Aberle. „Stellenweise hatte er Blasen geworfen und Rost angesetzt, zum Beispiel unter den Türblechen.“
Aberle machte sich ans Werk: Er setzte zunächst die Karosserie rundum instand und tauschte beschädigte Bleche aus. Dann behandelte er die komplette Karosserie mit Standox EP-Grundierfüller und trug eine blaue Basislackierung auf. „Ich habe, um möglichst nah an den Urzustand heranzukommen, mit einem konventionellen Lack mit Lösemitteln gearbeitet“, erklärt Aberle. „Für historische Fahrzeugen ist das zulässig.“ Bei der Farbe bat Aberle den Standox Experten Marco König um Hilfe. Der ermittelte mit dem Farbtonmessgerät Genius IQ den Porsche-Farbton „Adriablau“ von 1955 und lieferte auch gleich die exakte Lackmischformel. Aberle: „Das Ergebnis war perfekt.“ Beim Klarlack setzte Aberle auf eine heute nur noch selten angewandte Technik: Er lackierte eine Schicht, schliff sie danach an, um sie zum Schluss zu polieren. „Ein sehr arbeitsaufwendiges Verfahren“, sagt er. „Aber damit erhält man einen dünnen, elastischen Lackauftrag und einen feinen Glanz, der überhaupt nicht speckig wirkt.“ Eine Technik, die Aberle noch aus der Zeit kannte, als er in der Werksreparatur der Daimler-Luxusmarke Maybach lackierte.
Gut drei Monate dauerte die komplette Restaurierung des Carrera – kein ganz billiges Vergnügen für den Besitzer. Doch John Watson bekam erstklassige Qualität für sein Geld. „Er war begeistert, als er kam, um den Wagen abzuholen“, freut sich Aberle. Natürlich nahm der Ex-Formel 1-Pilot sein „Schätzchen“ nicht einfach mit, sondern machte zunächst eine Probefahrt. „Und da konnte man mal sehen, was ein früherer Profi-Rennfahrer so alles drauf hat“, schwärmt Aberle. „Die Souveränität und Gelassenheit, mit der John Watson den Wagen bewegt hat, waren wirklich beeindruckend.“

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