Ob Soul Red von Mazda, Valenzia Orange von Ford oder Rosso Competizione von Alfa Romeo – Effektfarbtöne mit eingefärbten Klarlacken haben sich etabliert, stellen Lackierer aber häufig vor Probleme. Dirk Sauer, Technischer Manager bei Axalta, im Gespräch über einen anhaltenden Trend.
Herr Sauer, mit dem farbgebenden Basislack und dem glanz- und schutzgebenden Klarlack sind doch eigentlich die Komponenten für das optisch perfekte Lackergebnis gegeben. Wofür braucht es da eingefärbte Klarlacke?
Die Automobilhersteller nehmen den Faktor Farbe seit einigen Jahren intensiver in den Blick. Die Karosserieformen werden sich ähnlicher, daher gerät die Lackierung zu einem immer wichtigeren Unterscheidungsmerkmal. Und hier kommt der eingefärbte Klarlack ins Spiel. Mit diesem lässt sich eine Intensität, Brillanz und Tiefe erzielen, die Sie mit Basislack und transparentem Klarlack niemals erreichen können.
Wie wird dieser Effekt erzielt?
Ein normaler Klarlack sorgt für Glanz und Schutz des darunterliegenden farbigen Basislacks. Ein eingefärbter Klarlack sorgt zusätzlich dank seiner farbgebenden Pigmente dafür, dass der Farbton des Basislacks intensiviert, aber nicht überdeckt wird. Es entsteht der Eindruck einer leichten Dreidimensionalität und größerer Tiefe des Lackes.
Gibt es im Lackierprozess deutliche Unterschiede?
Definitiv. Für unsere Kunden stellt sich die Lackierung eines Fahrzeugs mit eingefärbtem Klarlack als besondere Aufgabe dar, weil sie nicht nur den korrekten Farbton, sondern auch die Brillanz mit Hinblick auf die erforderliche Tiefenwirkung des Klarlacks erzielen müssen. Nur der Lackierfachmann kann aufgrund von erstellten Farbmusterkarten im direkten Vergleich zum Fahrzeug über den Umfang der Reparatur entscheiden. Ebenso urteilt er über die Notwendigkeit der Einlackierung in angrenzende Bereiche bzw. Bauteile. Damit stellt er sicher, dass eine Zweitlackierung und damit ein erhöhter Kostenaufwand von vornherein schon ausgeschlossen werden.
Sie empfehlen zudem grundsätzlich eine Finalisierung mit transparentem Klarlack?
Ja. Dies ist im Sinne einer hohen Prozesssicherheit. Die abschließende Schicht der transparenten Klarlackapplikation gewährleistet nicht nur die UV-Stabilität des eingefärbten Klarlackes und eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber aggressiven Umwelteinflüssen, sondern garantiert zugleich eine einwandfreie Lackoberfläche und Qualität, die den Anforderungen einer fachgerechten Reparaturlackierung entspricht.
Eingefärbte Klarlacke sind also eine besondere Herausforderung für den Lackierer?
Zumindest muss er die einzelnen Arbeitsschritte und den Zeiteinsatz ein wenig anders planen. Belohnung ist aber ein besonders brillantes Farber-gebnis.
Ihre Einschätzung: Sind eingefärbte Klarlacke eher eine Eintagsfliege oder ein bleibender Trend?
Mit Sicherheit ein bleibender Trend, dem mittlerweile alle Automarken folgen. ■