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Auf moderne Materialien setzen

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Auf moderne Materialien setzen

Auf moderne Materialien setzen
Herr Sauer, ist es heute bei der Oldtimerrestaurierung noch möglich, die früher verwendeten Lackqualitäten zu erhalten? Und ist es erlaubt, sie zu verwenden?

Für uns als großen Hersteller ist es natürlich nicht mehr sinnvoll, beispielsweise reine Nitrolacke anzubieten. Aus Umweltschutz und anderen gesetzlichen Vorgaben ist es auch nicht mehr erlaubt, solche Materialien einzusetzen.
Trotzdem gibt unter Oldtimerrestauratoren ja zwei Fraktionen: solche, die möglichst alles „original“ haben wollen, und solche, die beim Lack auf moderne Materialien setzen.
Das ist richtig. Das zeigt sich sehr gut an den für Oldtimer typischen Uni-Lackierungen. Der modernere und leistungsfähigere Lackaufbau ist Uni-Zweischicht. „Hardliner“ setzen dagegen auf Uni-Einschicht, was wir aber ebenfalls anbieten können. Von „Original-Materialien“ wie etwa Nitrolacken würde ich allerdings dringend abraten. Reine Nitrolacke dürfen nicht mit anderen Materialien in Spritzkabinen eingesetzt werden, da ihr Flammpunkt unter 21 Grad liegt und es zu Selbstentzündungen kommen kann. Das bedeutet, nach jedem Einsatz von Nitrolacken müssten die Filter gewechselt werden, was sehr kostenaufwendig ist. Abgesehen davon stellt sich aber die Frage, welchen Sinn es haben soll, Materialien einzusetzen, die die wertvolle Karosserie schlechter schützen als moderne Lacke.
Vielleicht trifft man damit die Originalfarbtöne besser. Oldtimer-Experten schwärmen ja oft vom tiefen Glanz des schwarzen Nitrolackes…
Dazu muss man aber sagen, dass der Glanz im Falle der Nitrolacke nicht alleine von den Materialien kam, sondern nur durch das intensive und häufig notwendige Polieren bewirkt wurde. Bei einer Zweischichtlackierung kann durch Schleifen und Polieren des Klarlackes derselbe Effekt erzielt werden.
Wie gut stehen überhaupt die Chancen, mit modernen Lacken und Pigmenten die historischen Farbtöne zu treffen?
Meiner Erfahrung nach haben wir mit 99 Prozent der Oldtimerfarbtöne keine Probleme. Natürlich wurden früher andere Pigmente benutzt, zum Beispiel Bleiweiß oder Cadmiumrot. Wenn wir diese Pigmente heute in einer Rezeptur einsetzen würden, bekämen wir Probleme mit der Berufsgenossenschaft. Da diese Pigmente heute als gesundheitsgefährdend eingestuft sind und aus diesen Gründen nicht mehr verarbeitet und hergestellt werden, muss nach Alternativ-Pigmenten gesucht werden. Aber wie gesagt, wir kriegen die Farbtöne auch mit modernen Lacksystemen hin.
Wie weit reicht Ihre Farbton-Datenbank zurück?
Die gängigen Farbtöne der letzten 30 bis 40 Jahre haben wir präsent. Einige verbreitete ältere Farbtöne haben wir im Rahmen einer Sonderserie „Standox Classic Colors“ rezeptiert. Aber natürlich gibt es nicht für alle Oldtimerfarbtöne fertige Rezepturen.
Wie gehen Sie also vor, wenn ein Kunden einen Farbton zur Restaurierung eines Oldtimers benötigt?
In der Regel versuchen wir, ein lackiertes Teil, beispielsweise einen Tankdeckel vom entsprechenden Fahrzeug zu bekommen. Noch besser ist ein Teil aus dem Innenbereich, das nicht so verwittert oder ausgeblichen ist. Der Farbton wird dann mit dem Farbtonmessgerät vermessen, und auf der Basis dieser Daten berechnen wir die Startrezeptur. Von erfahrenen Coloristen wird die Startrezeptur so lange optimiert, bis eine gute Farbtonübereinstimmung erzielt wird. Diese fertige Mischformel kann dann über die Standox-Mischanlage ausgemischt werden. MR

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