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„Wir wollen eine Ausbildungsmarke werden“

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„Wir wollen eine Ausbildungsmarke werden“

„Die Lackiererei“ in Marktheidenfeld geht in Sachen Ausbildung ungewöhnliche Wege

Es ist gar nicht ganz so einfach, Olaf Schlaich in diesen Wochen ans Telefon zu bringen. Eben hat das Regionalfernsehen bei ihm gedreht, regionale und überregionale Zeitungen waren vor Ort, um über den Betrieb zu schreiben, das Radio war auch schon da. Anlass für all das war ein Bericht im „handwerk magazin“, betitelt mit „Suche Lehrling, biete Auto“. Dort wurde Schlaichs Betrieb „Die Lackiererei“ in Marktheidenfeld als Unternehmen präsentiert, das mit ungewöhnlichen Ideen Auszubildende sucht, fördert und an sich bindet.

Herr Schlaich, um Auszubildende zu finden und zu binden, tun Sie einiges: Sie zahlen über Tarif, es gibt Prämien für gute Noten, ein Firmenauto, Zuverlässigkeitsprämien – warum tun Sie das alles?
Aus ganz nüchternen Überlegungen heraus: Früher konnte man, wenn die Erträge nicht gestimmt haben, das über einen höheren Stundenverrechnungssatz zu regeln versuchen. Heute ist das durch den großen Einfluss der Schadensteuerung kaum mehr möglich. Daher muss ich versuchen, effizienter zu werden, durch entsprechende Technik und sparsamen Einsatz der Arbeitsmittel. Das geht aber nur mit Mitarbeitern, die dieses Prinzip verstehen und leben, die technisch auf dem aktuellsten Stand sind und mit den Ressourcen des Betriebs verantwortungsvoll umgehen. Auf dem freien Markt gibt es die schlichtweg nicht. Deswegen besteht die beste Lösung darin, solche Mitarbeiter selbst auszubilden. Und je besser meine Auszubildenden sind, desto effektiver können sie schon in der Lehre mitarbeiten, desto nahtloser können sie später als Gesellen einsteigen.
Welche Rolle spielt beim Finden und Motivieren von Auszubildenden die Vergütung?
Eine große, wie in jedem Beruf. Wenn Sie den von der Kammer empfohlenen Tariflohn betrachten, reicht der weder für einen Gesellen noch für einen Auszubildenden – schon gar nicht, wenn es im Umfeld auch nur halbwegs attraktive Arbeitsmöglichkeiten in der Industrie gibt. Wer die Mitarbeiter schlecht bezahlt, produziert Schwarzarbeiter, die sich abends verausgaben und am nächsten Tag im Betrieb schlapp sind. Sie müssen also drauflegen – natürlich nicht mit der Gießkanne. Aber wenn ich im Bewerbungsgespräch sage, das ist der Tariflohn, und wir legen diese Summe drauf, zeigt das schon Wirkung. Wichtig ist dabei, dass Bonusleistungen nicht einfach so verteilt werden, sondern an klare Bedingungen geknüpft sind.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen? Bei einem Notenschnitt von 1,5 erhalten unsere Auszubildenden für ein Jahr einen Kleinwagen gratis. Tankgutscheinen können sie sich über eine Zuverlässigkeitsprämie sichern, die unter anderem Fehlzeiten im Betrieb berücksichtigt. Das spornt unsere Auszubildenden an und führt auch dazu, dass sich bei uns Kandidaten bewerben, die für sich die Chance sehen so etwas zu erreichen, sprich: wir erreichen den motivierteren Teil der möglichen Bewerber.
Welche Maßnahmen gelten für die Ausbildung selbst? Was mache Sie anders als andere?
Ich denke, man muss das, was in der Schule vermittelt wird, im Betrieb auf jeden Fall vertiefen und ergänzen. Auf der Berufsschule kann aus den unterschiedlichsten Gründen, auf die ich jetzt gar nicht eingehen möchte, der Stoff vielfach nicht so vermittelt werden, dass der Auszubildende das Gelernte im Betrieb direkt umsetzen kann. Wir organisieren deshalb selbst für unsere Auszubildenden Schulungen im Betrieb, bei denen ich oder der Werkstattmeister Themen wie Füllern oder Finish durcharbeiten. Auch die Weiterbildungsangebote unserer Lieferanten können da sehr hilfreich sein, zu denen ich Mitarbeiter und auch Auszubildende regelmäßig schicke. Ebenso wichtig ist aber auch, dass die Auszubildenden das, was sie in der Schule lernen, auch im Betrieb anwenden können. Auch der Auszubildende sollte regelmäßig füllern oder lackieren, der Azubi als Schleif-Spezialist ist wirklich nicht mehr zeitgemäß.
Welche Wege schlagen Sie ein, um an Auszubildende zu kommen?
Die klassischen Wege über die Schulen oder die Berufsberater der Arbeitsämter haben nach meiner Beobachtung an Bedeutung verloren. gfgroße Rolle spielen heute die digitalen Medien – zum Beispiel schauen sich potenzielle Auszubildende heute mit Sicherheit die Website des Unternehmens an, bei dem sie sich bewerben wollen. Auch soziale Netzwerke gewinnen an Bedeutung. Wir sind selbst auf facebook, und natürlich tauschen sich unsere Auszubildenden per facebook auch mit ihren Freunden aus. Natürlich geht es da auch um die Arbeitsstelle.
Welche Perspektiven können Sie über die Ausbildung hinaus geben?
Natürlich in erster Linie die Übernahme. Aber wir sind auch sehr offen, was die weitere Qualifikation angeht, erörtern zum Beispiel gemeinsam mit den Auszubildenden die Möglichkeit, Stipendien zu bekommen, etwa für die Meisterausbildung.
Welches Echo bekommen Sie eigentlich von Kollegenbetrieben auf Ihre Ausbildungs-Aktivitäten?
Na ja, die Ausbildungs-Aktivitäten selbst sind im Kollegenkreis nicht so stark Thema, das Medienecho, das wir mit dem Thema Ausbildung ausgelöst haben, umso mehr.
Was ja nur in Ihrem Sinne ist…
Natürlich, wir wollen in unserer Region eine Ausbildungsmarke werden.
Herr Schlaich, vielen Dank für das Gespräch. Michael Rehm

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