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Vom Vorführmeister zum Prozessberater

Know-how
Vom Vorführmeister zum Prozessberater

Der Beruf des Anwendungstechnikers hat sich gewandelt

Wenn auf der Meisterschule die Frage gestellt wird, welcher Beruf danach angestrebt wird, dann ist ein Job ganz vorne dabei: Anwendungstechniker. Auch bei Yvonne Hofbauer war das nicht anders. Die 23-jährige Fahrzeuglackiererin absolvierte in Regensburg die Meisterausbildung und setzte gleich noch den Betriebswirt des Handwerks drauf. Seit Anfang des Jahres ist sie für Lackhersteller R-M als Anwendungstechnikerin im Süden Deutschlands unterwegs – zunächst noch begleitet von erfahrenen Kollegen, aber bald auf eigene Faust. „Für mich hat sich die Anwendungstechnikerin schon während der Meisterausbildung als Wunschberuf herausgestellt“, erzählt Yvonne Hofbauer. „Ich wollte im späteren Beruf immer schon viele verschiedene Betriebe sehen, mit Menschen umgehen und ihnen etwas beibringen, gleichzeitig aber auch selbst immer etwas dazulernen und auf dem neuesten Stand sein. Als Anwendungstechnikerin ist das praktisch garantiert, denn wir erhalten ja ständig Weiterbildungen, das ganze produkt- und anwendungstechnische Know-how des Herstellers steht zur Verfügung.“ Eine einheitliche Ausbildung zum Anwendungstechniker gibt es nicht; die Lack- und Zubehörhersteller formen sich die künftigen Technikerinnen und Techniker entsprechend dem Zuschnitt der späteren Tätigkeit. Der eine ist mehr beim Kunden, der andere eher im Schulungszentrum, der eine tritt gemeinsam mit dem Händler auf, der andere ist als Solist auf Tour.

Fehler vermeiden statt beheben
„Der Beruf des Anwendungstechnikers hat sich in den letzten Jahren ziemlich verändert“, weiß Otto Klein, Vertriebsleiter R-M Autoreparaturlacke Deutschland. „Wir benutzen intern oft noch die Bezeichnung Vorführmeister, und früher war das auch tatsächlich die primäre Tätigkeit. Der Vorführmeister kam zum Kunden, wenn ein neues Produkt auf den Markt kam, führte es vor und begleitete eventuell noch die Produkteinführung im Betrieb. Die zweitwichtigste Funktion war die eines Pannenhelfers. Wenn irgendetwas beim Kunden nicht geklappt hat, forderte er den Vorführmeister an, der es dann wieder in Ordnung brachte. Heute dagegen spielt das Troubleshooting eine untergeordnete Rolle, sondern wir versuchen, Probleme zu erkennen, bevor sie sich negativ bemerkbar machen.“
Damit dies gelingt, ist man bei R-M dazu übergegangen, für die Anwendungstechniker statt häufiger Stippvisiten seltenere längere Aufenthalte beim Kunden einzuplanen. „Wo dies vom Kunden gewünscht wird, vereinbaren unsere Anwendungstechniker einen Termin und nehmen sich Zeit, um den gesamten Prozess zu beobachten. Gemeinsam mit den Kunden wird dann vom Beginn bis zum Ende der Reparatur geschaut, wo Schwachstellen liegen und wo der Prozess schneller und sicherer – oder auch kostensparender gemacht werden kann.“
Wirtschaftliche Efizienz zählt
Dass eine Anwendungstechnikerin wie jetzt Yvonne Hofbauer auch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung hat, liegt ganz auf dieser Linie. „Die wirtschaftliche Effizienz von Prozessen oder auch der wirtschaftliche Einsatz von Materialien und Ressourcen spielen heute eine viel größere Rolle als früher“, erklärt Otto Klein. „In Zeiten von Schadenmanagement und knappen Zeitvorgaben muss man möglichst effizient zum Ergebnis kommen. Vielleicht wäre heute die passendste Bezeichnung für den Job Prozessberater – oder, wie bei Frau Hofbauer, Prozessberaterin.“
Immer häufiger sind Frauen auch als Anwendungstechnikerinnen unterwegs. „Vorrang hat immer die fachliche Qualifikation“, betont Otto Klein, „und hier ist es wahrscheinlich auch heute noch so, dass eine Frau fast besser sein muss, um sich durchzusetzen. Ist diese fachliche Basis gegeben, dann ist aber auch die Akzeptanz bei den Kunden genau dieselbe wie bei einem männlichen Kollegen. Ein kleiner Vorteil besteht vielleicht darin, dass eine weibliche Anwendungstechnikerin im in der Regel von Männern ausgeübten Lackiererberuf auf eine gewisse Neugier und entsprechende Aufmerksamkeit stößt. Aber letztlich müssen männliche wie weibliche Anwendungstechniker beim Kunden beweisen, dass sie technisch topfit sind und ihr Wissen auch an den Mann – und die Frau bringen können.“
Keine Abstriche
Von spezieller Rücksichtnahme auf Frauen im vermeintlichen „Männerberuf“ Fahrzeuglackierer will Yvonne Hofbauer nichts wissen. „Fahrzeuglackierer ist heute ein Beruf, der mit der richtigen Schutzausrüstung und dem passenden Equipment weder gesundheitsgefährdend noch schmutzig noch körperlich besonders belastend ist“, erklärt sie. „Aber es ist und bleibt Handwerk – als Frau muss man anpacken und genau dieselben Tätigkeiten machen wie ein Mann, sonst wird man auch nicht ernst genommen. Das war schon während der Lehre so, und das wird als Anwendungstechnikerin nicht anders sein.“ Michael Rehm

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