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In Zukunft besser aufgestellt

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In Zukunft besser aufgestellt

Beim Branchentreff des ZKF standen Zukunftsthemen und neue Wege im Mittelpunkt

Quelle: ZKF

Es war ein historisches Treffen des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) in Wolfsburg: Die Mitgliederversammlung hatte kurz vor dem 70. Branchentreff den Antrag zur Mitgliedschaft im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) auf den Weg gebracht. „Wir werden uns in Zukunft gemeinsam besser aufstellen“, zeigte sich ZKF-Präsident Peter Börner in seiner Grundsatzrede vor den rund 400 Teilnehmern überzeugt. „Die Bewältigung neuer Herausforderungen wird nur gelingen, wenn wir uns verbrüdern mit den Gleichgesinnten in unserer Branche – und das ist auch der ZDK.“

Veränderung und Strategien

Neue technische Entwicklungen und sich stark verändernde Mobilitätskonzepte würden dafür sorgen, dass sich auch das Berufsbild im Karosserie- und Fahrzeugbau sowie dem Kfz-Gewerbe noch stärker verändern wird. Hinzu käme ein dauerhafter Fachkräftemangel. In einer engen Zusammenarbeit mit dem ZDK könne es gelingen, mehr Karosserie-Fachkräfte auf einem hohen Niveau auszubilden. Gleichzeitig steigere der anhaltende Preiskampf in der Versicherungswirtschaft den Kostendruck weiter erheblich. Immer neue gesetzliche Vorgaben schränkten den Handlungsspielraum der Unternehmer

ein. „Diese dramatischen Veränderungen lassen sich besser gemeinsam bewältigen“, erklärte Peter Börner.

Aufgaben für die Zukunft

Eine zentrale Aufgabe für die Zukunft sei die Telemetrie und die daraus entstehenden neuen Serviceleistungen rund um das Fahrzeug. „Uns im ZKF wird es alleine nicht gelingen, eine Telemetrie-Datenbank aufzubauen“, betonte der ZKF-Präsident. Diese Datenbank sei aber Voraussetzung dafür, dass freie Werkstätten und damit auch Reparaturfachbetriebe künftig noch im Bewusstsein des Autofahrers vorkommen. „Gemeinsam müssen wir erreichen, dass wir auf den Bildschirm des Fahrzeuges kommen.“

„Schon heute haben wir mit dem ZDK bereits viele erfolgreiche Lösungen für unsere Mitgliedsbetriebe geschaffen“, unterstrich Peter Börner während des Branchentreffs in Wolfsburg. Dazu zählte er die Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL), die Arbeit des Kraftfahrzeugtechnischen Institutes (KTI) sowie die Gemeinschaftsentwicklung des Multimarken-Diagnosegerätes EuroDFT.

Bereits seit fast zwei Jahren ist die webbasierte Wissensdatenbank repair-pedia online und wird von mehr als 1.000 Mitgliedsbetrieben genutzt. „Die Zusammenarbeit mit der EUROGARANT AutoService AG zeigt, welche starken Lösungen der Verband und die AG gemeinsam entwickeln können“, so der ZKF-Präsident. Heute haben die Fachbetriebe des ZKF Zugriff auf 280.000 Reparaturanleitungen und -tipps.

Begrenzte Ressourcen

Insgesamt beschrieb Peter Börner die Auslastung in den Betrieben des Nutzfahrzeug-Neubaus, der Reparatur und Restaurierung als sehr gut. „Wir kämpfen jedoch mit unerreichbaren Zeitvorgaben und kaum zu findendem Fachpersonal, ständig steigenden administrativen Aufgaben und anschließender Kürzung unserer Leistungen.“ Nach wie vor steige die Anzahl und Komplexität der Schäden, die Anzahl der Handwerksbetriebe und Autowerkstätten gehe jedoch zurück. „Was uns nicht gelingt, ist, Angebot mit Nachfrage und Preis in Einklang zu bringen.“

Der ZKF-Präsident warnte davor, den ruinösen Wettbewerb der Versicherer und Rechnungskürzer so weiter fortzusetzen. „Wenn hier nicht umgedacht wird, dann wird sich die Zahl der Werkstätten im Verhältnis zu den Schäden deutlich verringern und die Schadenlenkungs-Branche findet zukünftig keine ausreichenden Ressourcen mehr für die Reparatur.“

Arbeitszeitvorgaben

Deutliche Kritik übte Peter Börner an den Arbeitszeitvorgaben für die Schadenkalkulation, die als Grundlage für die Berechnung des Reparaturaufwandes dienen. „Die Vorgaben sind eine Katastrophe. Jährlich sammelt die IFL über 400 Beweise dafür, dass die Arbeitszeiten nicht stimmen.“ Kein Wunder, erklärte der ZKF-Präsident, die Zeiten seien ursprünglich ausschließlich für Garantiearbeiten zwischen Automobilhersteller und Vertragshändler vereinbart worden.

„Auf der Übertragungskette zwischen Dienstleistern, die die Zeiterfassung per 3-D-Zeichnung vornehmen und erfassen, bis in die Software der Werkstätten, gehen viele Daten verloren. Zudem werden Zeitvorgaben oft aus Vorgänger- und Vergleichsmodellen mathematisch auf das neue Modell hochgerechnet.“ Das insgesamt produziert elementare Fehler, hieß es in Wolfsburg. „Diese falschen Vorgaben werden dann den Werkstätten als Basis ihrer Kalkulation vorgeschrieben, von denen wir alle wissen, dass diese weder nachvollziehbar noch erreichbar sind.“ Nach wie vor stehe die Branche auch vor einem weiteren Problem, verursacht durch die Rechnungskürzungen der Versicherer und Prüfdienstleister.

Renditedruck steigt

Diese Situation und der wachsende administrative Aufwand in den Fachbetrieben erhöhen den Renditedruck auf die Werkstätten. Abzüge, Arbeitszeiten, Rechnungen und Fachkräftemangel belasten laut ZKF-Branchenbericht 2017 die Branche. Der EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, lag bei 4,8 Prozent: Die durchschnittlichen Stundensätze bei 98 Euro (Karosserie) und 105 Euro (Lackierung ohne Material). Insgesamt lag die Betriebsleistung der Unternehmen im Durchschnitt bei 1,6 Millionen Euro. „Dass wir immer noch Geld verdienen, wenn auch erschreckend wenig, liegt nicht an den Konditionen, sondern an unserer Kundenstruktur“, kommentierte Peter Börner die Entwicklung. Privat-, Stamm-, Industrie- und ungesteuerte Direktkunden würden wesentlich zu dem Ergebnis beitragen. „Diese Kundengruppen werden jedoch weniger, da sich das Verhältnis der jungen Generation zum Automobil ändert und immer mehr Versicherer Verträge mit Werkstattbindung verkaufen.“

Nutzfahrzeug-Neubau

Der Zentralverband vertritt auch die Interessen der Betriebe, die Aufbauten für Nutzfahrzeuge fertigen. Die wirtschaftliche Situation in dieser Branche sieht laut Branchenbericht 2017 negativ aus. Mit einem durchschnittlichen Umsatz von 4,5 Millionen Euro und einem EBITDA von 0,9 Prozent bleibt rein rechnerisch ein operativer Gewinn vor Steuern, Investitionen und Abschreibungen

von 40.000 Euro. „Auch im Nutzfahrzeugbereich gelingt es uns nicht, Angebot, Nachfrage und Preis in Einklang zu bringen“, erklärte Peter Börner. „Wenn Betriebe hier ein neues Werkzeug kaufen, ist das Betriebsergebnis gleich negativ. Ist das zu glauben?“ Zudem belasten die Handwerksbetriebe die gesetzlichen Vorgaben zur Ermittlung und Nachweis von Abgasemissionen und Verbrauch nach dem Nutzfahrzeug- Um- oder -Ausbau. Einige Hersteller aus der Industrie würden die Betriebe zwar mit Berechnungsprogrammen unterstützen, viele OEMs könnten jedoch noch gar keine Lösung anbieten. Peter Börner sieht hier in der fortschreitenden Elektromobilität gerade im Nutzfahrzeugbereich perspektivisch eine Entlastung durch den Wegfall der Prüfungen. „Es gibt in dieser Situation auch Chancen“, hob der ZKF-Präsident in seiner Grundsatzrede hervor. „Wenn die Industrie es kaum schafft, Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb auf die Straße zu bringen, dann könnten Nachrüstlösungen der Handwerksbetriebe oder Konzepte wie Street-Scooter neue Möglichkeiten eröffnen.“ Der Zentralverband unterstützt die Betriebe mit zahlreichen Maßnahmen, um sich im Wettbewerb des Nutzfahrzeugbaus zu behaupten. Darüber hinaus wird das deutschlandweite Servicenetzwerk der

Eurogarant-Fahrzeugbau-Fachbetriebe (EFF) umstrukturiert und leistungsstärker aufgestellt.

Für frischen Wind sorgen

Über die Zukunft des Zentralverbandes diskutieren regelmäßig junge Betriebsinhaber, die sich zum Querdenkerkreis zusammengeschlossen haben. Was bewegt die nächste Generation, wie können sich die Verbandsstrukturen ändern? Peter Börner nannte einige Themen, die die Querdenker besprechen: Abschaffung der Dreigliedrigkeit im Handwerk, Umgang mit der Tarifbindung in der Ausbildung oder Unterstützung bei der Betriebsnachfolge.

Für ZKF-Präsident Peter Börner sind Querdenkerkreis und Ausschüsse des Verbandes wichtige Säulen einer lebendigen und starken Verbandsstruktur.

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