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Am Puls der Zeit

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Der Deutsche Lackierertag 2015 greift brandaktuelle Themen auf

Michael Rehm

Der Deutsche Lackierertag fand am 15. und 16. Mai bei Standox in Wuppertal statt. Der BFL-Vorsitzende Paul Kehle nutzte bei seiner Begrüßung die Gelegenheit, dem Lackhersteller zum in diesem Jahr gefeierten 60-jährigen Firmenjubiläum zu gratulieren. Über 300 Gäste, darunter mehr als 200 Inhaber und Mitarbeiter von Lackier- und Karosseriebetrieben, waren der Einladung nach Wuppertal gefolgt. Es erwartete sie ein Mix aus Vorträgen und Diskussionen zu Themen, die die Branche aktuell bewegen.
Kritische Töne zu VW
In seinem Grußwort ging Karl-August Siepelmeyer bereits auf eines der drängendsten Probleme der Betriebe, die VW-Initiative zum „Originallack“ ein: „Problematisch wird es aus unserer Sicht, wenn der VW-Konzern mit der ihm eigenen Marktmacht über seine VW-Servicepartner, die Lackierarbeiten an freie und unabhängige Lackierfachbetriebe vergeben, dazu zwingt, Druck auf die freien Lackierfachbetriebe auszuüben, um neben den genannten Gewährleistungs-, Garantie- und Kulanzschäden für alle VW-Lackieraufträge – und wohl möglich darüber hinaus – „Volkswagen Original Lack“ zu verwenden und hierzu das gesamte Equipment für eine Qualitätslackierung einschließlich der dazu notwendigen Räumlichkeiten vorzuhalten. Aus fachlicher Sicht ist dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar“, so Siepelmeyer weiter, „da die auf dem deutschen Markt tätigen Premium-Lackhersteller allesamt über qualitativ hochwertige Produkte verfügen, die in der Regel bei den verschiedenen Automobilherstellern entsprechende Herstellerfreigaben besitzen. Es wird daher sehr genau zu beobachten sein, mit welchen Mitteln die gewünschte Verwendung von „Volkswagen Original Lack“, insbesondere über den Umfang der Gewährleistungs-, Garantie- und Kulanzschäden hinaus, im Einzelfall im Markt umgesetzt wird. Hier sind die betroffenen Betriebe aufgerufen, einen engen Austausch mit ihren jeweiligen Verbänden vorzunehmen, um gegebenenfalls auch verbandsseitig juristisch zu prüfen, ob hier nicht wettbewerbsbeinflussende Maßnahmen vorliegen. Am Ende aber wird einmal mehr der betroffene Lackierbetrieb vor der Entscheidung stehen, dem Drängen seiner VW-Partner nachzugeben, oder Aufträge an Wettbewerber zu verlieren.“
Kompaktes Know-how
Unter dem Titel „Macht automatisiertes Fahren unsere Branche überflüssig“ beschäftigte sich im Anschluss daran Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik AZT, mit dem Einfluss von Fahrerassistenzsystemen auf die Unfallhäufigkeit. Die Systeme kommen, so lautete sein Fazit, und sie werden die Zahl der Unfälle auch reduzieren. Allerdings dauere es zum einen noch einige Jahre, bis der Fahrzeugbestand auf breiter Basis mit entsprechenden Systemen ausgestattet ist. Zum anderen gibt es, so verdeutlichte Dr. Lauterwasser am Beispiel Parkschäden, auch Faktoren, die diesem Effekt entgegenwirken. Höherer Fahrzeugbestand, im Schnitt größere Fahrzeuge bei gleicher Parkraumbemessung und nicht zuletzt eine Gewöhnung des Fahrers an das Piepsen des Abstandwarners hätten bisher eine nennenswerte Reduzierung der Parkschäden verhindert.
„Prozessoptimierung im Bestand – Kür oder Pflicht“ nannte sich der Vortrag von Alexander Hennemann, Lack Consulting, und Werner Krause, Geschäftsführer der Firma Krause Karosserie in Neuss. Beide berichteten anschaulich, wie die Firma Krause nach eingehende Analyse in einem längeren Prozess Abläufe optimiert, Wege verkürzt und Zeiten minimiert hat – im laufenden Betrieb.
Thomas Ramdohr, ebenfalls Lack Consulting, beschäftigte sich am zweiten Tag mit dem „Stundenverrechnungssatz – gefühlt, geschätzt, gerechnet?“. Sein dringender Rat an die Lackierer: Mindestens einmal im Jahr den Stundenverrechnungssatz berechnen, aber dennoch fühlen und schätzen, wie der eigene Satz ins lokale Marktumfeld passt. Besonderes Augenmerk gelte es darüber hinaus auf das Thema Ersatzteilmargen zu legen. Die Rentabilität eines Auftrags sinkt dramatisch, wenn Ersatzteile vom Kunden oder Auftraggeber bereitgestellt werden, rechnete Ramdohr vor.
Zum zwischen Versicherern und Betrieben immer wieder heiß diskutierten Thema „Materialindex“ nahm Norbert Hermann (Referat Reparaturforschung Allianz Zentrum für Technik) Stellung. Er erklärte, wie sich der Index zusammensetzt, welche Einflüsse berücksichtigt sind. Seine dringende Empfehlung lautete, den Index selbst regelmäßig, insbesondere bei Änderungen der betriebsspezifischen Gegebenheiten zu überprüfen.“
Der mit Spannung erwartete erste öffentlichen Auftritt von Pierre Legarth, pierre.dk Autolakering, der gemeinsam mit Thorsten Lucassen über die „Expansion von pierre dk in den deutschen Reparaturmarkt“ berichten wollte, wurde zu einem Solo für den früheren Betriebsinhaber, jetzt Betriebsleiter Lucassen. Er stellte den Zuhörern aus Unternehmersicht dar, welche Optionen die Übernahme seines Betriebs durch die dänische Kette eröffnete.
Vernetztes Auto – und dann?
Neofitos Arathymos (Geschäftsführer ZDK Technik) führte die Teilnehmer des Lackierertages im Anschluss daran in die Zukunft des vernetzten Autos. Dass ab dem Jahr 2018 jährlich drei Millionen vernetzter Fahrzeuge neu zugelassen werden, wird, so Arathymos, dafür sorgen, dass Fahrzeughersteller die Einzigen mit einem privilegierten Kontakt zum Kunden des Betriebes sowie einem privilegierten Online-Zugang zu allen Daten des Kraftfahrzeuges sein werden. Hier muss es gelingen, den freien Betrieben ein Gegengewicht zu verschaffen.
Zum viel diskutierten Thema „Einstieg in Mechanik und Service“ sprachen Sven Kopplin (Konzeptmanager Bosch Car Service) und Betriebsinhaber Andreas Lau (Lau Lackiercenter GmbH und Bosch Service aus Schönberg). Sehr anschaulich zeigte Andreas Lau seinen Kollegen auf, welche Möglichkeiten eine entsprechende Geschäftserweiterung bietet und wie in seinem Betrieb das Thema Mechanik gelebt wird.
Der Fachmann entscheidet
Zu einem Highlight des Lackierertages wurde erwartungsgemäß die Diskussion zum Dauerbrennerthema Beilackieren. An der Diskussionsrunde nahmen Norbert Hermann (AZT), Rechtsanwalt Elmar Fuchs (BVSK), Ralf Graf (ZAK, Kfz-Sachverständiger), ZKF-Präsident Peter Börner, Andreas Keller (Standox, Vorstand Repanet) sowie Betriebsinhaber Kay Dähn teil. Einigkeit bestand weitgehend darüber, dass aufgrund der immer komplizierteren und vielfältigeren Serienlackierungen Beilackieren an der Tagesordnung ist. Keine Einigkeit wurde darüber erzielt, wann und von wem der Posten Beilackierung veranschlagt werden soll. Für Betriebsinhaber Kay Dähn war der Fall klar: „Nur der Lackierer kann nach Erstellung eines Musterbleches entscheiden, ob eine Beilackierung erforderlich ist.“ Dem widersprachen die Vertreter der Sachverständigen – schließlich müsse auch der fiktiv abrechende Kunde zu seinem gesetzlich verbrieften Recht kommen – was nur geht, wenn bereits im Gutachten das Beilackieren als Reparaturweg vorgesehen wird. Einigkeit wird hier schwerlich zu erzielen sein.
AZT-Experte Norbert Hermann schlug vor, zur Klärung des Sachverhalts eine Fachgruppe mit Versicherern, Sachverständigen und Verbänden ins Leben zu rufen, was auf allgemeine Zustimmung stieß.
Wie gewohnt beim Lackierertag zeigten in Wuppertal auch die Werkstattausrüster starke Präsenz. Bei 25 Ausstellern bot sich den Teilnehmer die Gelegenheit, sich ein umfassendes Bild über neue Produkte und Technologien zu machen.

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