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Zeit für Veränderung

25 Jahre Lackiererblatt
Zeit für Veränderung

Zeit für Veränderung

25 Jahre Lackiererblatt, das ist schon eine ganz schön lange Zeit – einerseits. Andererseits gehört das Lackiererblatt, wie Sie in unserer kleinen Rundschau auf andere Jubiläen im Karosserie- und Lackbereich sehen können, damit eher zu den Branchenjunioren, was ja auch sein Gutes hat. Also kein Gang ins Archiv, kein Sichten vergilbter Schwarz-Weiß-Fotos, kein Sortieren verstaubter Manuskripte. Zum Jubiläum wollen wir zwar auch ein wenig zurück, aber in erster Linie nach vorne, auf künftige Branchenentwicklungen schauen.

Immerhin, ein Blick in unsere Jahresbände, in denen wir lückenlos alle bisher erschienenen Hefte versammelt haben, durfte es im Vorfeld unseres Jubiläums schon sein. Wenn man so durch dieses 25-bändige Archiv blättert, stößt man auf eine seltsame Mischung aus Beiträgen, die spürbar Staub angesetzt haben, und solchen, die erstaunlich aktuell geblieben sind.

Zur ersten Kategorie gehören natürlich alle Beiträge, die mit der IT, oder, wie wir früher sagten, der EDV, zu tun haben. „Bildschirmtext als neues Kommunikationsmedium“ für Fahrzeuglackierer stellten wir 1993 vor, „Neuester Trend: Onlinebanking“ hieß es 1998, und natürlich haben wir es nicht versäumt, Sie zur Jahrtausendwende gebührend vor dem „Millennium-Bug“ zu warnen, der alles zum Ein- und Abstürzen zu bringen drohte, es letztlich aber doch unterließ.

Andere Themen tauchen immer wieder auf und haben nichts von ihrer Aktualität verloren. Wie man dem Nachwuchsmangel in der Branche begegnen soll, wurde schon 1993 diskutiert. Die Fiktive Abrechnung, das Beilackieren, die Schwierigkeit der Farbtonfindung, die Beschleunigung der Abläufe im Betrieb (heute „Prozessoptimierung“ genannt), Multifunktionsarbeitsplätze, UV-Lacke – all dies wurde, man glaubt es kaum, schon weit in den 90ern des vergangenen Jahrtausends und seither immer wieder im Lackiererblatt thematisiert.
Was besonders auffällt, ist, wie lange es manchmal braucht, bis Veränderungen, die auf der Hand zu liegen scheinen, tatsächlich umgesetzt sind. Ein schönes Beispiel dafür ist der Wasserbasislack, wahrscheinlich die einschneidendste Technologieveränderung der 25-jährigen Lackiererblatt-Geschichte. In unserem Gründungsjahr 1992 wurden die Materialien eingeführt, erst von einem, dann bald von allen großen Herstellern. Es schien nur eine Frage von ganz kurzer Zeit zu sein, bis alle Werkstätten umgestellt sein würden. Die Technologie war scheinbar mühelos beherrschbar, das gesellschaftliche Klima wie gemacht für umweltfreundliche Materialien, Gesetzesentwürfe einzelner Bundesländer wurden formuliert, um den Einsatz der Wasserbasislacke schnellstmöglich verbindlich vorzuschreiben. Dennoch dauerte es ganze 15 Jahre, bis 2007 durch eine entsprechende VOC-Verordnung die Wasserbasislacke – in Deutschland – für alle zum Standard wurden. Begleitet wurde dies über all die Jahre im Lackiererblatt und anderen Medien durch zahlreiche Artikel, die dringend darauf hinwiesen, dass die Wasserbasislacke unmittelbar vor der Tür stehen.

Wenn man so will, gibt es also offenbar noch eine dritte Kategorie von Beiträgen, außer den aus der Zeit gefallenen und den zeitlos aktuellen: Beiträge, die Sachverhalte sehr früh und sehr richtig erfassen, die allerdings leicht danebenliegen, was die Zeitleiste anbelangt. Erstaunt hat mich zum Beispiel beim Durchblättern unserer Jahresbände eine Interviewaussage von Egbert Steenhuis, dem damaligen Sikkens-Geschäftsführer, zum Thema Schadensteuerung: In eineinhalb Jahren werde, so Egbert Steenhuis, durch den Einfluss der Schadensteuerung „im Reparaturgeschäft der Kuchen verteilt sein“. Die Aussage stammt – aus dem Jahr 1998! Fast 20 Jahre später, aus heutiger Sicht gesehen, ist der Satz geradezu visionär, denn dass die Schadensteuerung in Deutschland einmal so bedeutend werden sollte, erkannten damals nur Wenige. Zeitlich verschätzte sich unser Interviewpartner dagegen ein wenig. Pünktlich, aber am falschen Tag, sozusagen. Der Kuchen wurde in der Zwischenzeit noch mehrmals verteilt, und der Prozess hält immer noch an. Zum Glück, denn so hatte eine ganze Branche Zeit, Antworten auf neue Fragestellungen zu finden und sich, bei allen Schwierigkeiten, auch auf das Thema Schadensteuerung einzustellen.

Vielleicht erleben wir gerade eine Phase, in der ganz ähnliche Meldungen die Diskussion prägen. Meldungen über Fahrerassistenzsysteme, die die Zahl der Unfälle und damit der Fahrzeugreparaturen drastisch verringern werden, Meldungen über den sinkenden Stellenwert des Autos als persönlichem und damit zu hegen- und pflegendem Besitz, Meldungen über die kommende Verbannung des Fahrzeugs aus den Innenstädten und, und, und. All diese Nachrichten und Analysen lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Die Reparaturbranche steckt unmittelbar vor oder eigentlich schon mitten in einer tiefen Krise. Schaut man aber auf die Daten und Fakten, auf Fahrzeugbestände, Unfallzahlen, Schadensummen, dann sprechen die eine andere Sprache. Die Lackier-und Karosseriebranche erweist sich trotz aller Schwierigkeiten immer noch als ziemlich robust. Auch hier scheinen, ähnlich wie beim Wasserlack und bei der Schadensteuerung, gewisse Entwicklungen klar vorhersehbar zu sein – nur wird die Geschwindigkeit, mit der sie eintreffen, wahrscheinlich deutlich überschätzt.

Natürlich ist das kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen und sich zu sagen, dass es so schlimm schon nicht kommen wird. Im Gegenteil, die „Übergangsphase“ muss genutzt und aktiv gestaltet werden. Bestehende Geschäftsfelder müssen überprüft und optimiert, neue, zusätzliche Felder erschlossen werden. Die handwerklichen Lackier- und Karosseriebetriebe haben durch ihre Flexibilität, ihr Know-how, ihre Vielseitigkeit und nicht zuletzt ihre Kostenstruktur allen Grund, diese Veränderungen optimistisch anzugehen. Es würde mich freuen, wenn das Lackiererblatt auch die nächsten 25 Jahre diesen Prozess begleiten und kommentieren und Sie dabei mit Informationen aus der Branche unterstützen darf – im gedruckten Heft und online.

Sehr herzlich bedanken möchte ich mich bei dieser Gelegenheit bei allen, die uns durch all die Jahre unterstützt haben, bei allen Lesern, Abonnenten und Usern, bei allen, die uns mit Informationen, Bildern, Texten und Ideen zu Beiträgen versorgt haben, bei den Verbänden, die mit uns zusammengearbeitet haben – ganz zuvorderst natürlich bei „unserer“ Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer – und natürlich auch bei unseren Inserenten, die das Lackiererblatt von Anfang an unterstützt haben. Ihnen allen wünschen wir viel Erfolg auch in den nächsten 25 Jahren!

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