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Die nächste Schadenportal-Generation steht in den Startlöchern

Stefan Endres

Bereits vor drei Jahren hatte das Lackiererblatt das Thema Schadenportale aufgegriffen und in einem ersten Überblick Chancen und Risiken des Phänomens benannt. Zuerst in der Branche heiß diskutiert, war es zwischenzeitlich recht ruhig um die Online-Vermarktung von Fahrzeugreparaturen geworden. Manche Anbieter haben sich wohl sogar still und heimlich aus dem Markt verabschiedet. Im vergangenen Jahr nun hat die Thematik wieder Fahrt aufgenommen, denn gleich zwei Kundennetzwerke von großen Lackherstellern sind Kooperationen mit Schadenportalen der nächsten Generation eingegangen. Ein wichtiger Schritt, denn zukünftig wird sich auch für Autolackier- und Karosseriefachbetriebe ein Teil der Kundenakquise in die Online-Welt verlagern. Welche Unterschiede es zu reinen Bietportalen der ersten Generation gibt, wo der konkrete Nutzen für den Werkstattbetrieb liegt und von welchen weiteren digitalen Initiativen die Reparaturbranche profitieren kann, all das hat das Lackiererblatt in zwei Interviews mit Colormotion (BASF Coating GmbH) und Acoat Selected, dem Premium-Netzwerk von AkzoNobel, nachgefragt. Unsere Gesprächspartner waren die Colormotion-Leiterin Martina Fischer, der Acoat Selected Manager DACH Kai Gräper und Armin Dürr, Technical Manager DACH AkzoNobel Vehicle Refinishes.
Frau Fischer, Sie haben in den letzten Monaten einige Angebote für die Reparaturfachbetriebe in Ihrem Netzwerk geschaffen, die diese bei der Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit angesichts der fortschreitenden Digitalisierung unterstützen sollen. Was sind das für Angebote und wie profitieren K&L-Betreibe genau?
Digitale Lösungen stehen bei uns klar im Fokus und werden tendenziell zunehmen. Letztes Jahr haben wir mit der Kooperation mit der Bosch-Tochter Drivelog einen wichtigen Schritt in die Digitalisierung der Privatkundenakquise gestartet. Wir sehen immer mehr, dass sich Autofahrer zunächst im Internet über Möglichkeiten einer Reparatur informieren. Gerade bei kleinen Schäden, bei denen keine Versicherung einbezogen ist, möchte der Kunde die für ihn optimale Werkstatt finden. Die Suche startet wie die allermeisten Suchen heutzutage bei Google. Hier müssen wir versuchen, unsere Kunden dabei zu unterstützen, online präsent zu sein. Immer mehr Menschen vertrauen im Netz Plattformen, auf denen Angebote gebündelt werden. Neben einer Homepage, die die Visitenkarte des Unternehmens darstellt, sollten Unternehmen also auch auf Plattformen gefunden werden, mit denen unabhängige Anbieter mehrere Angebote vergleichen und die Zufriedenheit durch den Nutzer, also den Autofahrer, bewerten lassen.
Unsere gerade abgeschlossene Kooperation mit Fixico geht genau in diese Richtung. Während bei Drivelog der Autofahrer zunächst für einen Kostenvoranschlag zum Betrieb kommt, kommen hier Fotos vom Schaden per Email zu Fixico. Dort sitzen Gutachter, die die Fotos sichten und bewerten. Sind die Fotos aussagekräftig, so werden sie an die mitmachenden Betriebe in der direkten Umgebung des Autofahrers geschickt. Diese können nun einen Kostenvoranschlag machen und ihre Leistungen detailliert darlegen. Kommt eine Reparatur zustande, zahlt der Betrieb für den Service zehn Prozent Provision an Fixico.
Stichwort Fixico, es ist noch gar nicht lange her, da hatten Reparaturportale keine sonderlich gute Reputation in der Branche, kurz darauf scheiterte gar eine interessante Initiative des ZKF an mangelnder Akzeptanz. Was ist an Ihrem Angebot anders bzw. neu, wo liegt der Nutzen für die Reparaturfachbetriebe?
Natürlich ist eine gewisse Skepsis gegenüber Onlinegeschäften verständlich. Und man muss hinzufügen, dass nicht alle Angebote in der Vergangenheit erfolgreich waren. Dadurch kann man das Vertrauen der Betriebsinhaber leicht verspielen. Wir haben im Falle Fixico lange überlegt, ob das Angebot für unsere Partnerbetriebe einen Mehrwert bietet. Hier haben wir uns mit dem ColorMotion-Beirat zusammengesetzt und Vor- und Nachteile diskutiert. Wir haben auch einige Betrieb in Holland besucht und die dortigen Betriebsinhaber nach Feedback befragt. So können wir nun guten Gewissens sagen, dass wir an die Idee von Fixico glauben und dass wir überzeugt sind, dass die Online-Kundenakquise auch in Deutschland Erfolg haben wird. Entscheidend ist hier, dass der Betrieb selbst entscheiden kann ob er ein Angebot abgeben möchte oder nicht. Ist die Auslastung gerade gering, bietet er an. Bei Kapazitätsengpässen muss er nicht mitbieten. Er kann außerdem Zusatzleitungen anbieten, die sein Angebot trotz höherem Preis für den Autofahrer interessant machen, wie zum Beispiel eine Fahrzeugwäsche oder ein kostenloser Leihwagen. Er kann auch Zeiten angeben, wann der Schaden repariert werden soll – so können Phasen mit geringer Auslastung ideal überbrückt werden. Entscheidend ist hier der Fokus auf die Reparatur von kleinen Schäden. Bei Parkremplern oder anderen Kratzern kann man anhand von Fotos einen realistischen Preis einschätzen. Große strukturelle Schäden werden nicht über Fixico angeboten.
Abschließende Frage: welche weiteren Entwicklungen in Sachen Digitalisierung sehen Sie auf die Werkstattbetriebe zukommen?
Die handwerkliche Arbeit unserer Kunden bleibt auch zukünftig analog, und das ist auch gut so. Die Wege zu neuen Kunden, aber auch der gesamte Prozessablauf werden jedoch zunehmend digitaler. Darin sehen wir große Chancen. Beispiele wie das Daisy Wheel, neue Online-Weiterbildungen oder auch Werkstattmanagementsysteme bieten Chancen durch die Digitalisierung erfolgreicher zu werden. Wir statten derzeit unsere Vertriebsmitarbeiter mit neuen Tablets aus, mit denen sie Bestellverhalten und Umsatzentwicklung gemeinsam mit den Kunden nachverfolgen und planen können. Vor Ort können hiermit auf einem Tablet beim Kunden vor Ort Umsatzverlauf und wichtige Kennzahlen grafisch aufbereitet besprochen werden. Dies ermöglicht eine viel bessere Übersicht für den Kunden und eine Optimierung in der Kundenbetreuung. Noch in diesem Jahr werden wir weitere spannende digitale Lösungen auf den Markt bringen, die die Arbeit unserer Kunden vereinfachen und optimieren werden. Wir sehen die digitale Entwicklung als Chance. Richtig angewendet kann sie die Betriebe durch intelligente Softwarelösungen sowohl administrativ entlasten, als auch für mehr Umsatz sorgen.
Frau Fischer, vielen Dank für das Gespräch.

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