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Spachteltypen in der Autoreparatur

Technik
Spachteltypen in der Autoreparatur

Spachtelmassen müssen die unterschiedlichsten Anforderungen erfüllen

Spachtelmassen werden bei sehr vielen Aufträgen im Lackier- und Karosseriebetrieb eingesetzt. Im Laufe der Zeit wurden sie optimiert und neuen Entwicklungen angepasst.

So werden moderne Automobile im Sinne eines verbesserten Korrosionsschutzes aufwändig verzinkt. Diese Verzinkung stellt hinsichtlich der Haftung hohe Anforderungen an Spachtelmassen, sodass Qualitäten entwickelt werden mussten, die eine Haftung der Spachtelmasse garantieren. Auch der zunehmende Einsatz von Kunststoffteilen bedeutete für die Entwicklung von Spachtelmassen eine Herausforderung. Standard-Qualitäten haften nicht auf thermoplastischen Kunststoffoberflächen, so dass auch hier spezielle Typen entwickelt werden mussten.
In der Autoreparatur wird eine Vielzahl von Spachteltypen eingesetzt.
  • Füllspachtel dienen zum Füllen tiefer Unebenheiten und werden in der Regel als erste Schicht auf die Karosserie aufgetragen. Meist handelt es sich dabei um Standard-Qualitäten mit guter Schleifbarkeit.
  • Feinspachtel können eine feine, porenfreie Oberfläche erzeugen und werden bei größeren Schäden oftmals im Nachgang an den Füllspachtel aufgetragen, um die Oberflächenqualität zu verbessern.
  • Leichtspachtel werden ebenfalls zum Füllen tiefer Unebenheiten eingesetzt. Auf Grund des hohen Anteils an Leichtfüllstoffen – das sind spezielle, mikrofeine Hohlkörper – lassen sich diese Qualitäten extrem leicht und schnell schleifen.
  • Universalspachtel haften auf allen im Automobilbereich verwendeten Blechen, also auch auf verzinkten Karosserien. Die modernen Typen lassen sich auf Grund ihrer Füllstoffe auch als Feinspachtel verwenden, da man mit ihnen eine feine und porenfreie Oberfläche erzielen kann.
  • Glasfaserspachtel sind ebenfalls zum Füllen sehr tiefer Unebenheiten geeignet. Durch die enthaltenen Glasfasern, die als Verstärkungen dienen, können hiermit auch rostnarbige Teile der Karosserie gespachtelt werden.
  • Kunststoffkonturenspachtel eignen sich, um kleinere Schäden wie zum Beispiel Kratzer an den Kunststoffteilen eines Automobils beheben.
  • Pinselspachtel sind zur Reparatur von kleinsten Schäden und Schleifriefen geeignet. Die Qualitäten sind so eingestellt, dass man die Spachtel mit einem speziellen Pinsel applizieren kann.
  • Spritzspachtel eignen sich zum großflächigen Füllen von kleineren Unebenheiten. Sie werden als letzte Schicht vor der Lackierung aufgetragen. Spritzspachtel werden immer häufiger durch Dickschicht-Füller abgelöst.
  • Hochtemperaturspachtel halten höhere Einbrenntemperaturen aus als die übrigen Spachtelmassen.
  • Hartspachtel werden verwendet, um schwierige Stellen an der Karosserie wie zum Beispiel Kotflügelbördel oder Türecken zu reparieren. Solche Spachtel sind zum einen hart genug, um den Belastungen Stand zu halten. Auf der anderen Seite sind sie elastisch genug, um Karosserieschwingungen und -bewegungen mitzumachen. MR
Generell muss eine hochwertige Spachtelmasse im Vakuumverfahren hergestellt werden, um bereits während der Produktion die Porenfreiheit der Masse sicherzustellen. Eventuelle Lufteinschlüsse führen zu kleinen Bläschen, die bei der Applikation Löcher in der Spachtelschicht bewirken und damit zu Nacharbeit führen können. Gefährlich sind auch eventuell vorhandene Grobteilchen in der Masse. Sie könnten zu Löchern oder Furchen in der Spachtelschicht führen und sind aus diesem Grund unbedingt zu vermeiden. Gefragt sind grundsätzlich Qualitäten, die eine gute Ziehfähigkeit bei gleichzeitiger Standfestigkeit aufweisen. Außerdem muss der Spachtel gut füllend sein und auf dem zu behandelnden Untergrund optimal haften. Die ausgehärtete Masse muss sich leicht und schnell schleifen lassen und sollte das Schleifpapier so wenig wie möglich zusetzen. Um das gesamte Reparaturergebnis nicht zu beeinträchtigen, sollte der Spachtel beim Aushärten weder beifallen noch anderweitig die Lackierung beeinflussen.

Wie funktioniert ein Spachtel?
Spachtelmasse setzt sich zusammen aus Bindemittel, Füllstoffen (z.B. Talkum), Pigmenten und Hilfsstoffen. Das Bindemittel ist ungesättigtes Polyesterharz, gelöst in Styrol (UP-Harz). Durch die Härter-Zugabe (Peroxid) wird eine radikalische Copolymerisation zwischen Polyesterharz und Styrol gestartet, d.h. es entsteht ein dreidimensionales Netzwerk aus den Bausteinen Polyesterharz und Styrol: Der Spachtel härtet aus. Nachdem etwa 20 Prozent dieses Netzwerks aufgebaut sind, geliert der Spachtel bereits. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass das Styrol eingebaut wird. Styrol ist dabei nicht primär Lösemittel, sondern wichtiger Baustein. Wenn etwa bis zur Gelierung zu viel Styrol durch Verdunstung verloren geht, (z.B. auf Grund sehr niedriger Schichtstärke) kann es zu unvollständiger Härtung kommen.

„Beim Spachtel schwört jeder auf sein Produkt“
Wir sprachen mit Thomas Weppner, bei der Vosschemie GmbH Produkt- und Marketingmanager im Geschäftsbereich Automotive, und Dr. Wolfgang Kollvitz, Leiter Labor und Entwicklung.
Herr Weppner, Herr Dr. Kollvitz, welche neuen Entwicklungen gibt es im Bereich der Spachtelmassen ?
Es gibt nichts wirklich grundlegend Neues für den Car Refinish. Der Trend geht immer noch zu den Leichtspachteln wie zum Beispiel unserem Multi Light. Auch moderne Untergründe wie etwa Aluminium haben keine neuen Spachtelqualitäten erfordert, da hier Multispachtel ihren vollen Anwendungsbereich finden.
Beinflusst die VOC-Gesetzgebung die Entwicklung von Spachtelmassen?
Nein, denn Spachtel hat einen Lösemittelgehalt unter 250 Gramm pro Liter. Der genaue Prozentsatz in der fertigen Mischung ist darüber hinaus sehr schwer zu bestimmen.
Welche Rolle spielen heute UV-Spachtel?
Im Autoreparaturbereich so gut wie keine. Es handelt sich hier um eine winzig kleine Randgruppe. In anderen Bereichen wie der Holz- oder Kunststoffverarbeitung gibt es dagegen UV- Spachtel schon sehr lange. Vom Know-how und der technischen Umsetzung her könnten wir, wenn Bedarf bestehen würde, solche Materialien innerhalb kürzester Zeit herstellen.
Welche Chancen hat heute in der Autoreparatur ein „Universalspachtel“?
Dazu sollte man den Begriff „Universal“ genau definieren. Wenn damit ein Spachtel gemeint ist, der auf allen metallischen Untergründen ebenso wie auf Kunststoffen funktionieren und außerdem für grobe ebenso wie für feine Spachtelarbeiten eingesetzt werden soll, dann muss ich sagen: So ein Produkt wird es nicht geben. Dafür sind die Untergründe und Anwendungsbereiche zu verschieden. Durchaus machbar ist aber eine Kombination aus Grob- und Feinspachtel. Je nachdem, wie der Anwender arbeitet, ist ein solcher Spachtel in beiden Bereichen problemlos einsetzbar. Ich brauche dann nur einen Spachtel im Programm und ergänze diesen je nach Spezialfall durch Spezialspachtel.
Welche unterschiedlichen Spachtelqualitäten sollte ein Betrieb einsetzen, um den Anforderungen gerecht zu werden?
Ich denke, hier reichen zwei Standard- Spachtel und drei Spezialspachtel völlig aus. Standard sollte ein Füll- und ein Feinspachtel sein, als Spezialspachtel würde ich einen Faser-, einen Kunststoff- und einen Hartspachtel einsetzten. Diese Hartspachtel erleben gerade wieder eine Renaissance. Nachdem einige Fahrzeughersteller das Verzinnen verboten haben, sind Hartspachtel wie unser Steel-Spezialspachtel stark im Kommen. Für eingeschweißte Seitenteile oder beim Teilersatz sind diese Spachtel hervorragend geeignet, um die Schweißnähte zu überspachteln. Hierzu nehmen wir auch gerade an einer Studie des Allianzzentrums in München Teil, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt.
Grundsätzlich spielen bei der Wahl des Spachtels aber auch sehr individuelle Anwendervorlieben eine Rolle. Beim Thema Spachtel hat jeder Karosseriebauer oder Lackierer ein anderes Empfinden und schwört auf „sein“ Material.
Der eine mag einen beigen Spachtel, der andere einen weißen und der dritte möchte einen grauen. Von diesen drei Personen hätte der eine gerne einen soften, der andere einen festen und der dritte einen sehr leicht aufzuziehenden Spachtel. Drei Anwender, drei verschiedene Spachteltypen! Nicht umsonst haben wir über 120 verschiedene Spachtelrezepturen in unserem Archiv.
Wie hat sich Ihr Spachtel-Mischautomat etabliert?
Sehr gut, wir sind sehr zufrieden damit. Nachdem wir die letzten beiden Jahre damit verbracht haben, die Maschine weiter zu entwickeln, stehen wir heute vor einem absoluten Top-Produkt aus dem Hause Vosschemie. Etliche Verbesserungen und Tipps der täglichen Anwender haben dazu beigetragen, dass wir heute dieses konkurrenzlose Produkt auf dem Markt haben. Niemand auf dem Autoreparaturmarkt ist in der Lage, einen fertig gemischten Spachtel in einer solchen Homogenität und Blasenfreiheit zu erzeugen wie wir. Dadurch spart der Anwender nicht nur Zeit beim Anmischen des Spachtels, sondern auch für Nachspachtelungen oder Nacharbeiten, wenn nach dem Trocknen eine Blase sich nach außen gebildet hat. Wir erreichen also absolute Prozesssicherheit für den Anwender, egal ob in der Lackiererei oder in der Serienfertigung. Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr sowohl im Inland als auch im Ausland etwa 400 Maschinen in den Markt bringen werden.
Für welche Betriebsgröße empfiehlt sich die Anschaffung?
Für Industriebetriebe jeder Größenordnung, die spachteln müssen. Die absolute Prozesssicherheit und Reproduzierbarkeit im Bereich des Spachtelns sollte hier im Vordergrund stehen.
Für den Autolackier- und Karosseriebetrieb empfiehlt sich die Maschine nach unseren Erfahrungen ab einem Spachtelverbrauch von mindestens 30 Kilo im Monat.
Herr Weppner, vielen Dank für das Gespräch. MR

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