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Sensibler Werkstoff

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Sensibler Werkstoff

Bei der Aluminium-Reparatur muss sensibel vorgegangen werden. Gefragt sind innovative Werkzeuge.

Uwe Meuren

Komplette Karosserien oder einzelne Bauteile aus Aluminium zu fertigen, ist einer der wichtigsten Trends im Fahrzeugbau. Was das Fahrzeug allerdings leichter macht, macht die Reparatur schwerer. Karosseriebetriebe müssen ihre Reparaturmethoden auf das Material einstellen. Bevor an das verbeulte Blech Hand angelegt wird, gilt es, einige
Grundsätze zu beachten: Aluminium steht in seinen Crasheigenschaften dem schweren Bruder Stahl in nichts nach. Dennoch ist der Werkstoff deutlich sensibler, und bei Karosserieschäden gilt es einmal mehr nach einer materialschonenden Reparaturmöglichkeit zu suchen. Bei Karosserien oder Karosserieteilen aus Leichtmetall ist es generell ratsam, zerspanungsfrei zu reparieren.
Saubere Trennung
Auch für das Werkzeug gelten besondere Regeln: Aluminium-Werkzeug darf ausschließlich für Arbeiten mit diesem Werkstoff herangezogen werden, einmal an Stahl oder Eisen eingesetzt, ist das Werkzeug für künftige Alu-Arbeiten unbrauchbar. Klinische Sauberkeit ist daher nicht nur ratsam, sondern Grundlage für eine fach- und sachgerechte Reparatur. Der bei Schleifarbeiten anfallende Staub muss zwingend abgesaugt werden, da feiner Aluminium-Schleifstaub hochexplosiv ist. Auch bei der Ausführung der Werkzeuge gibt es einiges zu beachten. So sind besonders bei Schlagwerkzeugen stets leichte Varianten zu wählen, um ungewollte Deformationen zu vermeiden. Schleifgeräte sollten mit feiner Körnung und geringer Drehzahl arbeiten, um keine groben Spuren zu hinterlassen. Vorsichtig agieren müssen Mechaniker auch mit Wärmequellen, die jedoch zur Reparatur nahezu unerlässlich sind. Während die Wärmeleistung der Heißluft-Föhns zu gering ist, hat die Flamme des autogenen Schweißgerätes schnell die ideale Arbeitstemperatur des Aluminium-Bleches überschritten und großen Schaden angerichtet. Je nach Bauteil und Legierung liegt die optimale Bearbeitungstemperatur zwischen 150 und 400°C. Mit einem alten Hausmittel lässt sich die maximale Temperatur messen, die das Aluminium verträgt: Die Stellen, die erwärmt werden sollen, bestreicht man mit Kernseife. Unter Einfluss der Wärme beginnt sich die Seife zu verfärben. Ist sie dunkelbraun, hat das Leichtmetall die maximale Wärmeaufnahme erreicht.
Erster Schritt: Kleben
Die bei der Bearbeitung von Stahlblech etablierten Auszieh-Systeme eignen sich auch für Aluminium. Worauf es dabei ankommt, soll am Miracle AluRepair-System gezeigt werden.
Mit Klebekits lassen sich im lackierten Zustand bereits bis zu 80 Prozent der Beschädigungen richten. Wichtig dabei: Es müssen speziell für Aluminium konstruierte weiche Klebepads verwendet werden, die so ausgebildet sind, dass sie sich nahezu endlos aneinander reihen lassen, ohne dabei die später benötigte Kraftlinie zu unterbrechen. Die Klebeseite ist verzahnt, denn so lässt sich mit Hilfe des Spezialklebers die nötige Haftung herstellen. Pro Pad finden sich bis zu vier Zughaken, mit denen während der Richtarbeit die Kraft von der Zugbrücke auf das Material übertragen wird. Die Vorgehensweise ist denkbar einfach: Mit einem Spezialreiniger wird das Zentrum der Delle gereinigt, die Klebepads werden in ausreichender Zahl mit dem Spezialkleber gesetzt, und nach kurzer Ablüftzeit lassen sich Strong-Puller, Line-Puller oder AiroPower Presse einhaken und unter Vorspannung bringen. Mit reichlich Gefühl lässt sich der Schaden so, je nach Ausmaß, ganz oder zumindest zum größten Teil ausmassieren.
Wärme, Zug und Schläge
Für hartnäckige oder schwerere Deformationen lassen sich mit dem AluRepair-System von Carbon auch schwerere Geschütze auffahren. Das Herzstück des Reparatur-Sets ist das MA-6 Aluminium-Schweißgerät mit spezieller Schweißpistole zum Aufschweißen der Bits. Damit die zwölf unterschiedlich starken und legierten Aluminium-Bits auf der lackfreien und gut gesäuberten Karosserie halten, kommt ein spezielles Schutzgasgemisch zum Einsatz, das mit bis zu 13 Litern/min durch das Schlauchpaket fließen soll. Die Durchflussmenge lässt sich, ebenso wie die Schweißzeit, über eine einfache Steuerung einstellen.
Die Alu-Bits werden per Lichtbogen auf die Schadstelle geschweißt. In die spezielle Schweißpistole eingesetzt, steuert das Gerät den Schweißvorgang über die im Display eingestellten Parameter automatisch. Dazu zählt auch der Abhub zwischen dem Bit und der Karosserie, damit der nötige Lichtbogen entsteht. Sind die Alu-Bits in Reih und Glied über die Schadstelle aufgeschweißt, lässt sich die Zugstange durch die Ösen führen. Dann werden die Miracle-Komponenten eingehängt. Über die Spindel kann nun Vorspannung in die Schadstelle eingebracht werden. Mit Wärme und leichten Schlägen mit dem Spezialhammer sowie dem permanenten Nachjustieren der Vorspannung lässt sich die Beschädigung Stück für Stück herausarbeiten.
Durch das geringe Gewicht der Zuggeräte aus Aluminium-Titan-Legierung kann der Anwender ohne fremde Hilfe den Strong- und Line-Puller einhängen und so kontrolliert Vorspannung in die Schadstelle bringen. Die robuste Bauweise und Konstruktion der Miracle-Bauteile führt zu einer enormen Stabilität und Langlebigkeit im rauen Werkstattbetrieb. Dass das System in der Praxis nicht nur bei Stahl überzeugt, belegen die Freigaben und Empfehlungen zahlreicher Automobilhersteller wie VW oder Audi.

In Ausbildung und Werkzeug investiert

Günter Lakaff (59) ist Inhaber und Geschäftsführer eines freien Karosseriefachbetriebes in Saarbrücken. Der gelernte Karosseriebaumeister und Fahrzeugbautechniker beschäftigt zehn Mitarbeiter, die auf einer Fläche von 1.000 m² Karosserie- und Lackierarbeiten durchführen.
Herr Lakaff, seit wann führen Sie Reparaturen an Aluminium-Fahrzeugen oder Aluminium-Komponenten durch?
Seit 1998 bieten wir offiziell auch Aluminium-Reparaturen an. Bis dahin haben wir uns wegen mangelnder Kenntnisse und fehlendem Equipment nicht an die Reparaturen getraut. Schließlich legen wir Wert auf Qualität. Und die kann nur stimmen, wenn das Umfeld stimmt.
Welche Investitionen haben Sie seither getätigt?
Insgesamt haben wir seit unserem Leichtmetall-Start gut 50.000 Euro in Werkzeuge, Gebäude, Arbeitsplätze und Schulungen investiert. Davon entfallen auf die Miracle-Systeme für die Außenhaut-Instandsetzung von Stahl und Alu etwa 20.000 Euro.
Wie hoch ist der Anteil der Aluminium-Reparaturen, gemessen an Ihrem gesamten Auftragsvolumen?
Bei uns machen Aluminium-Reparaturen gut zehn Prozent aus. Aber der Anteil steigt. Immer mehr Fahrzeughersteller fertigen wenigstens einige Komponenten aus Aluminium. Vom größer werdenden Kuchen wollen wir uns rechtzeitig ein großes Stück sichern.
Warum haben Sie sich für das Miracle AluRepair-Kit entschieden?
Zum einen stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber die Funktion spielt die wichtigste Rolle: Das System von Carbon ist leicht und von einem Mann zu bedienen. So haben sich die Kosten schnell amortisiert.
Sie reparieren Aluminium-Schäden auch im Auftrag von Vertragswerkstätten, Flottenbetreibern und Versicherungen. Welche Auflagen wurden von den Auftraggebern gefordert?
Neben geschultem Personal, das ständig weitergebildet wird, auch ein Profi-Equipment. Viele Versicherungen fragen heute direkt nach, ob wir mit Miracle arbeiten.
Wenn Sie Ihre Aluminium-Tätigkeit Revue passieren lassen – haben sich alle Aufwendungen getragen, und würden Sie es wieder so tun?
Noch haben sich die Kosten nicht komplett amortisiert, zumal ich auch stets weiter investiere. Ich bin aber überzeugt, dass wir schon bald in die Gewinnzone fahren. Ob ich es wieder so machen würde? Auf jeden Fall, denn jede Aluminium-Entscheidung ist eine Entscheidung für die Zukunft.
Herr Lakaff, vielen Dank für das Gespräch!

Vom ersten Tag an Geld verdienen

Über 140 Miracle AluRepair-Systeme werden heute europaweit eingesetzt – und das ist erst der Anfang. Über die Alu-Reparatur sprachen wir mit Siegbert Müller, Vertriebsleiter der Carbon GmbH und Geschäftsführer der Miracle-Europe GmbH.
Herr Müller, warum haben Sie sich entschlossen, ein spezielles Miracle AluRepair-System zu konstruieren?
Immer mehr Automobilhersteller fertigen ganze Fahrzeuge oder zahlreiche Komponenten aus Aluminium. Derzeit gibt es über 200 Modelle mit Karosserie- oder Anbauteilen aus Alu. Da war es nur eine logische Konsequenz, dass wir unser bereits etabliertes und bekanntes Miracle-System auf den Umgang mit Leichtmetall trimmen. Was sich einfach anhört, war ein schweres Stück Arbeit: Wir haben mehr als zweieinhalb Jahre am AluRepair-System gearbeitet und dabei viel mit Audi getestet, entwickelt und verbessert, um unser System auf den sensiblen Werkstoff abzustimmen.
Es gab auch eine Zeit vor „Miracle AluRepair-System“. Wie haben Sie diese erlebt?
Viele Betriebe behandeln Aluminium immer noch wie Stahl: trennen, tauschen, fügen. Neben mangelnder Prozesssicherheit waren es vor allem die schlechten Reparaturergebnisse der bisher üblichen mit Kondensator-Entladungstechnik arbeitenden Bolzenschweißverfahren, die nach einer Alternative verlangten. Jeder Techniker, der schon einmal mit Aluminium gearbeitet hat, kennt die Grenzen der bisherigen Reparaturmethoden, und Fahrzeughersteller wie VW und Audi haben sich deshalb nicht mit den Resultaten der herkömmlichen Instandsetzungen zufrieden gegeben.
Kommen Betriebe mit Ihrem System ganz ohne Trennen aus?
Natürlich nicht. Es gibt Deformationen, bei denen Miracle an seine Grenzen stößt. Aber grundsätzlich lassen sich mehr als 70 Prozent der Schäden, bei denen jeder Mechaniker schneiden würde, mit unserem System zerstörungsfrei richten.
Welche Unterstützung lassen Sie den Betrieben zukommen, die mit Miracle arbeiten?
Wer mit seinem Handwerk Geld verdienen will, muss nicht nur fingerfertig sein, sondern auch betriebswirtschaftlich denken. Mit unserem Komplettsystem „Werkzeug und Marketing“ können Werkstätten ihre Leistungen auch professionell und kostengünstig bewerben.
Allerdings ist es mittlerweile so, dass Kfz-Versicherer, aber auch Flottenbetreiber oder Mietwagenfirmen ihren Partnern moderne Reparaturmethoden wie Miracle ohnehin zwingend vorschreiben.
Warum?
Ganz einfach: Mit Miracle AluRepair- System lassen sich vermeintlich schwere Schäden verhältnismäßig günstig reparieren, was dem Fahrzeugbesitzer bzw. der Versicherung jede Menge Geld sparen kann. Außerdem bedeutet ein Schnitt stets einen Eingriff ins Gefüge, was einem Auto nie gut tut.
Welche Reaktionen auf das System erhalten Sie aus dem Markt?
Entscheidend ist, was Praktiker über Miracle sagen – und deren Meinung ist durchweg positiv: Das System ist stabil, sauber verarbeitet und für die Praxis gemacht.
Allerdings nehmen wir Anregungen aus der Praxis immer auf. Sollte sich daraus eine Verbesserung ergeben, lassen wir dies natürlich in die Weiterentwicklung des Systems ein- fließen.
Gibt es viele Kunden, die das herkömmliche Miracle-System im Betrieb haben und mit der Alu-Version ihr Equipment erweitern?
Für die Aluminium-Reparatur braucht der Betrieb beinahe alle Komponenten des Stahl-Systems. Damit ist es gerade für unsere bestehenden Kunden sehr einfach, in die neue Technik einzusteigen. Weil immer mehr Fahrzeughersteller Aluminium verarbeiten, sehen sie AluRepair als Wettbewerbsvorteil und als Zukunftssicherung. Neukunden, die beide Techniken nutzen möchten, können durch günstige Leasingraten schon ab dem ersten Tag bares Geld verdienen.
Herr Müller, vielen Dank für die Informationen.
Uwe Meuren

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