Startseite » Technik »

Industrielackierung als neuer Schwerpunkt

Industrielackierung wird zum Kerngeschäft
Kernkompetenz: Lackieren

Das Lackierzentrum Schmitz verlagert seinen Schwerpunkt von der Reparatur- auf die Industrielackierung

Wer die großzügige Lackierhalle des Lackierzentrums Horst Schmitz betritt, blickt in einen etwas in die Jahre gekommenen, aber immer noch den Stand der Technik repräsentierenden Fahrzeuglackierbetrieb. Zwei Kombikabinen mit dazwischenliegendem Trockner, mit Hebebühnen und Absaugung ausgestattete Vorbereitungsplätze, Infrarotstrahler, alles blitzsauber. Zu Hochzeiten waren in dem nahe Eisenach im thüringischen Marksuhl angesiedelten Betrieb 25 Mitarbeiter beschäftigt – ausschließlich in der Fahrzeuglackiererei. „In den 90ern und Anfang der 2000er-Jahre haben wir hier in zwei Schichten gearbeitet“, erinnert sich Firmenchef Horst Schmitz. „Ob Autohäuser, Privatkunden oder Versicherungen – die Bude war immer voll.“ Davon ist heute nichts zu sehen; zwar sind an einem Spritzstand im ehemaligen Finishbereich der Werkstatt einige Mitarbeiter mit der Lackierung von Kleinteilen und ein paar Meter weiter mit der Kontrolle fertig beschichteter Teile beschäftigt, ein Fahrzeug sucht man aber in der Werkstatthalle an diesem Tag vergeblich. Gegen Wochenmitte seien einige Autoaufträge angekündigt, berichtet der Fahrzeuglackierermeister, und demnächst stehe auch wieder ein Oldtimerprojekt an.

Die Zukunft nebenan
Dass er dies so gelassen konstatiert, liegt daran, dass er in der Reparaturlackierung längst nicht mehr die Zukunft seines Unternehmens sieht. Die Zukunft lässt sich nebenan besichtigen, im 2004 erbauten Industrielackierbetrieb, der unter dem Namen Polybema firmiert. An zwei hochmodernen Lackierstraßen – einer vollautomatischen und einer, die je nach Auftrag teilmanuell oder ebenfalls automatisch betrieben werden kann – werden Kunststoff- und Metallteile vorbehandelt, gereinigt und lackiert. Ein großer Teil der Lackieraufträge stammt aus der Automobilindustrie. Die Kooperation kam bereits relativ früh zustande. „Mitte der 90er Jahre – wir waren damals noch ausschließlich in der Fahrzeuglackierung unterwegs – kam Opel Eisenach auf uns zu“, erinnert sich Horst Schmitz. „Wir hätten doch eine sehr moderne Lackieranlage, ob wir nicht ‚just in time‘ Spoiler für Opel lackieren könnten. Klar können wir die lackieren, hab ich gesagt, ich wusste nur nicht, was ‚just in time‘ bedeutete – aber das haben wir dann schnell gelernt.“
Heute arbeitet die Polybema wie in der Industrielackierung üblich eng mit den Auftraggebern verzahnt. Kein Auftrag ist wie der andere, sodass in der Regel gemeinsam Spezifikationen der Lackierung definiert werden. Prototypen und Bemusterungsteile werden lackiert, Prüf- und Qualitätssicherungsmethoden festgelegt und mit dem Auftraggeber besprochen. Einige Prüfungen wie Glanzgrad- oder Haftungsmessungen können im kleinen firmeneigenen Labor ausgeführt werden, je nach Auftrag können aber auch externe Prüflabore eingeschaltet werden. „Manche Arbeitgeber, speziell aus der Automobilindustrie geben aber auch ganz exakt an, welches Material in welcher Schichtdicke mit welchem Glanzgrad aufgetragen wird – und die Preise für das Material haben sie auch schon verhandelt.“
Richtiger Schritt
Entscheidend ist im Industriebereich neben Prozesssicherheit und damit konstanter Qualität Termintreue. Zu spät ans Band zu liefern kommt teuer. Und auch die Kalkulation von Aufträgen hat ihre Tücken. „Es gibt im Industriebereich keine Schwackeliste und keine Kalkulationssoftware“, erklärt Horst Schmitz, „sodass auch wir anfangs Lehrgeld zahlen mussten, weil wir uns das eine oder andere Mal verkalkuliert hatten. Die Industrielackierung ist kein Selbstläufer. Zu Beginn sind auch schon mal Teile kaputt gegangen oder nicht rechtzeitig fertig geworden. In der Summe hat sich der Schritt in die Industrielackierung als goldrichtig erwiesen.“ Schnell nach dem Einstieg kamen weitere Auftraggeber aus der deutschen Automobilindustrie hinzu, die heute fast komplett bei Polybema vertreten ist. Auch Hersteller aus anderen Branchen wie der Medizintechnik oder dem Friseurbedarf wurden auf das thüringische Lackierunternehmen aufmerksam. „Das hat sich ganz langsam, aber sehr kontinuierlich gesteigert“, erklärt Horst Schmitz, „und unsere technische Ausstattung wurde entsprechend dem Auftragsspektrum ausgebaut.“ Als große Stärke sieht Tim Schmitz, Sohn des Firmenchefs, wie sein Vater Fahrzeuglackierermeister und heute Produktionsleiter, die Flexibilität des Unternehmens: „Wir können an den Spritzständen und in den Kabinen der Fahrzeuglackierwerkstatt Prototypen oder Kleinserien beschichten, für die es sich bei vielen Herstellern nicht lohnt, einen Lackierprozess zu entwickeln. Daneben sind wir mit unseren neuen Lackierstrecken aber auch in der Lage, voll- oder teilautomatisch große Mengen von Teilen bis zu einer bestimmten Größe nicht nur vorzubehandeln und zu lackieren, sondern auch per Sieb- oder Tampondruck zu bedrucken. Dieses Leistungsspektrum, verbunden mit konstanter Qualität, spricht sich unter bestehenden und potenziellen Auftraggebern herum, sodass so mancher Auftrag quasi von alleine, durch Mund-zu-Mund-Propaganda entstanden ist.“
Erweiterung geplant
So steht bereits die nächste Erweiterung des Industrielackierbereichs auf dem Plan, eine dritte Lackierstraße soll in wenigen Monaten entstehen. Und sogar die Fahrzeuglackierung bekommt auf diese Art neue Impulse. „Immer häufiger kommt es vor, dass Kunden aus dem Industriebereich fragen, ob wir eigentlich auch Autos lackieren können“, amüsiert sich Horst Schmitz. „Dass wir früher ausschließlich das gemacht haben, will kaum einer glauben.“
Michael Rehm

Unternehmen im Fokus
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Lackiererblatt 2
Aktuelle Ausgabe
02/2024
EINZELHEFT
ABO
FACEBOOK


Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de