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Kein Produkt,       ein Prozess

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Kein Produkt,       ein Prozess

Der Lackier- und Karosseriebetrieb Ambra implementiert das Fixline-System von Symach

Dass bei Neubauprojekten von Lackierbetrieben der Lackieranlagenhersteller die Planung gravierend beeinflusst, liegt auf der Hand. Egal, ob Vorbereitungszone, Lackier- oder Trockentrakt – all diese Bereiche werden durch vom Anlagenbauer gelieferte Technik geprägt. Eher ungewöhnlich ist es dagegen, wenn ein als Hersteller von Trocknungsbögen bekannter Hersteller wie die italienische Firma Symach einen kompletten Betrieb plant und mit eigenem Equipment ausstattet, so geschehen beim der Firma Ambra im norditalienischen Brescia. „Symach ist zwar als Hersteller von gasbetriebenen Strahlersystemen bekanntgeworden“, erklärt Geschäftsführer Osvaldo Bergaglio, „und auch heute noch stehen die Trockner im Zentrum unseres Geschäfts. Wir haben aber schon vor Jahren begonnen, auch Lackier- und Trocknungskabinen und darüber hinaus eine breite Palette weiterer Geräte zu entwickeln, die man in einem Lackierbetrieb benötigt.“ Das komplette Know-how des Unternehmens in diesem Bereich bündelt sich in einem „Fixline“ genannten prozessorientierten Anlagenkonzept, das der Hersteller mit Firmensitz nahe Bologna bereits in einigen Betrieben in und außerhalb Europas realisiert hat. In Italien wurde das Konzept nun erstmals bei Ambra konsequent umgesetzt.

Staus vermeiden
Der Planung nach dem Fixline-Prinzip liegen zwei Leitgedanken zugrunde: Zum einen sollen Fahrzeugbewegungen möglichst vermieden, zum anderen Trocknungszeiten auf ein Minimum reduziert werden. Für ersteres sorgt eine am Schadenumfang orientierte Verteilung der Aufträge auf unterschiedliche Stationen, wo sie dann ohne Rangieren entweder komplett abgearbeitet oder lackierfertig gemacht werden, sowie eine lackierstraßenartige Auftragsabwicklung mit Querverschub. Für die Minimierung der Trockenzeiten sorgt naheliegenderweise der flächendeckende Einsatz der Symach-Strahlertechnologie. „Eines der Kernprobleme vieler Lackierbetriebe besteht darin, dass die überwiegende Anzahl an Aufträgen kleine bis mittelgroße Schäden sind, die Anlagen sind aber so konzipiert, als ob das Gros der Schäden mittlerer bis größerer Natur wäre“, erläutert Osvaldo Bergaglio seinen Ansatz. „Die Folge sind Staus und Störungen im Ablauf.“ Um hier Entlastung zu schaffen, hat man bei Symach bestimmte Kategorien von Schäden definiert und ihnen feste Reparaturprozesse sowie eigens gestaltete Bereiche zugeordnet.
Je nach Schadenumfang
Fahrzeuge, bei denen nur ein Teil, klassischerweise die Stoßstange, betroffen ist, machen üblicherweise 20 bis 30 Prozent der Aufträge aus. Sie werden an der so genannten „Fixstation“ repariert. Dabei handelt es sich um eine Kabine mit reduzierter Luftleistung, die mit einem gasbetriebenen einflügligen Strahler ausgestattet ist. Ein Mitarbeiter repariert an diesen Multifunktionsplätzen ein Fahrzeug von Anfang bis Ende.
Fahrzeuge mit zwei bis drei beschädigten Teilen stellen erfahrungsgemäß mit 50 bis 60 Prozent die Mehrzahl der Aufträge dar. Für sie wurde die Fixline-Anlagenkonstellation entwickelt. Dabei handelt es sich um linear angeordnete Arbeitsstationen, an denen vom Spachtelauftrag bis zum Demaskieren alle Prozessschritte erledigt werden. Den Anfang bilden Vorbereitungsstationen, an denen Spachtelauftrag, Füllerauftrag und alle damit verbundenen Schleifarbeiten erfolgen. Zwei an Deckenschienen montierte Strahler sorgen für schnelle Trocknung. An diese Plätze schließt sich ein Maskier- und Reinigungsplatz an, auf den der eigentliche Kabinentrakt folgt. Dieser besteht aus einer mit dem Infrarotbogen ausgestatten „Spraytron“-Kombikabine und, daran angeschlossen, einer „Kombitron“ genannten, ebenfalls mit Strahler ausgestatten Trocknungskabine. In der Spraytron-Kabine wird Nass-in-nass-Füller und Basislack appliziert und getrocknet, Klarlack wird lediglich appliziert. Getrocknet wird dieser, um schnelleren Durchlauf zu gewährleisten, in der Kombitron-Kabine. An den Kabinentrakt schließt sich ein Abkühl- und Demaskierplatz an. All diese Stationen liegen in einer Linie und sind mit einem Schienensystem versehen, sodass ein Fahrzeug, ohne rangiert werden zu müssen, durch den kompletten Prozess geschleust werden kann.
Eine dritte Auftragskategorie betrifft schließlich Schäden mit vier und mehr betroffenen Teilen an Fahrzeugen, die in der Regel nicht mehr fahrbar sind. Sie werden zunächst an Karosseriestationen bearbeitet, bis sie für die eigentlichen Lackierarbeiten in die Fixline-Straße eingeschleust werden können.
„Jeder Lackierbetrieb hat im Grunde ähnliche Aufträge, nur ist die Verteilung zwischen leichten, mittleren und schweren Schäden unterschiedlich“, erläutert Osvaldo Bergaglio. „Bevor ein Betrieb nach dem Fixline-Prinzip geplant wird, benötigen wir daher präzise Angaben über Anzahl und Art der Schäden, die dort bearbeitet werden. Auf dieser Basis wird dann errechnet, wie die Gewichtung zwischen den einzelnen Arten von Arbeitsstationen erfolgen soll.
Umstellung zahlt sich aus
Ambra-Geschäftsführer Luca Gazzoli verfolgte mit der Fixline-Umstellung ein klares Ziel: 22 Lackierdurchgänge pro Tag sollten mit der neuen Anlage erreicht werden – mindestens. „Die neue Anlage gibt uns extrem viel Flexibilität, um auf Auftagsspitzen reagieren zu können und für steigende Auftragszahlen gewappnet zu sein“, berichtet Gazzoli. Geichzeitig erfordert die Planung des täglichen Werkstattablaufs etwas mehr Aufwand, denn die Vorteile des Fixline-Systems wirken sich nur aus, wenn definiert wird, an welchen Stationen und in welcher Reihenfolge die Aufträge erledigt werden.“ „Für die Mitarbeiter ist die Umstellung mit einer Lernphase verbunden, die wir intensiv begleiten“, berichtet Andrea Neri, bei Symach technischer Berater. „Wenn die Abläufe aber einstudiert sind, ist die Arbeit nicht nur schneller, sondern auch angenehmer. Im Grunde verkaufen wir mit Fixline kein Produkt, sondern einen Prozess.“ MR

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