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Imposante Dimensionen

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Imposante Dimensionen

Die IFTEC in Leipzig ist Spezialist für die Instandsetzung und Lackierung von Schienenfahrzeugen

Michael Rehm

Dass man sich bei der Unfallschadenreparatur auch überregional um Aufträge bemühen muss, ist heute an der Tagesordnung. Sich aber deutschland-, ja europaweit auf die Suche nach Unfallfahrzeugen zu begeben, ist schon etwas ungewöhnlich. Für Henri Muck, der bei der IFTEC in Leipzig für das Lackiererteam verantwortlich ist, sind Aufträge aus aller Welt normal, denn seine rund 15 Lackierer beschäftigen sich nicht mit Straßen-, sondern mit Schienenfahrzeugen. Der Markt für diese Aufträge ist relativ transparent. „Oft kann man es ja den Medien entnehmen, wenn irgendwo bei einem Schienenfahrzeug ein größerer Schaden entstanden ist“, weiß Muck. „Meine Kollegen vom Vertrieb werten solche Informationen aus und bewerben sich um die entsprechenden Aufträge.“ Häufig kommen aber auch die Kunden von sich aus auf die IFTEC zu, denn es gibt nicht viele Werkstätten mit vergleichbarer Kapazität und Ausstattung.
Großer und kleiner Check
Die IFTEC GmbH & Co. KG, ein 2004 gegründetes Gemeinschaftsunternehmen der Leipziger Verkehrsbetriebe und der Siemens AG, das mit rund 500 Mitarbeitern zuletzt 58 Millionen Euro Umsatz erzielte – beschäftigt sich natürlich nicht nur mit Reparaturen, sondern auch mit Instandhaltungsarbeiten. Nach exakt definierten Kilometer- oder Betriebsstundenleistungen unterziehen Verkehrsbetriebe Waggons und Triebwagen unterschiedlich aufwendigen Überholungen. Während bei „kleinen“ Checks nur Ausbesserungsarbeiten oder kleine Reparaturen am Lack gefragt sind, enthält eine Generalüberholung, die alle acht Jahre oder nach 500.000 Kilometern fällig ist, auch eine komplette Neubeschichtung. Nicht nur, weil der Zustand der Lackierung nach solch einem langen Zeitraum nicht mehr der allerbeste ist, sondern auch, weil sich in diesem Zeitraum meist auch Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild des Verkehrsbetriebes ergeben haben, die dann umgesetzt werden. Die Straßenbahnflotte der Leipziger Verkehrsbetriebe LVB sorgt quasi für die Grundauslastung des Betriebs. Alleine aus dem Bestand der LVB ließe sich für eine Instandhaltungswerkstatt dieser Größenordnung allerdings keine gleichmäßige Auslastung erzielen. Konsequent hat sich die IFTEC daher auch bei Überholungen und Instandhaltungen zum Dienstleister für Verkehrsbetriebe aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland entwickelt.
50 Meter lange Kabine
15 ausgebildete Fahrzeuglackierer und zwei Auszubildende sind in Henri Mucks Team beschäftigt. Ihren Job verrichten sie in einer beeindruckenden Anlage, die 2014 von der Firma Durst geliefert und installiert wurde. Die Lackierkabine erstreckt sich auf eine Länge von 50 Metern und ist dreifach teilbar, sodass vom Kleinteil bis zu kompletten Waggon alles unter optimalen und energieeffizienten Bedingungen lackiert und auch bei bis zu 60 Grad getrocknet werden kann. Acht Arbeitsfahrkörbe in der Kabine und sechs in der Vorbereitung sorgen für gute Zugänglichkeit. „Natürlich unterscheidet sich die Arbeit bei uns von der in Fahrzeuglackierung“, erklärt Henri Muck. Es gelten zum Beispiel für das Schweißen und Kleben an Schienenfahrzeugen andere Normen und Richtlinien. Extrem wichtig ist bei uns auch der sachgerechte Umgang mit der mechanischen Konstruktion von Wagenkasten und Fahrwerk sowie eine gute Kenntnis der elektronischen Komponenten.“
Von Edelstahl bis Holz
Eine Besonderheit stellen auch die Untergründe dar. „Durch das unterschiedliche Alter und die unterschiedliche Herkunft der Wagen bearbeiten wir hier Stahlblech, Aluminium, GFK, Edelstahl und manchmal auch Holz“, erklärt Henri Muck. Ungewöhnlich ist auch der hohe Anteil an Spachtelarbeiten, was dem Alter der Fahrzeuge und der Qualität der Untergründe geschuldet ist, die die Lackierer vorfinden. „Wir verwenden meistens einen Glasfaserspachtel“, erläutert Henri Muck, „und für besonders große Flächen einen Spachtel, der extrem lange offen ist und sich so perfekt modellieren lässt.
Die Lackierung erfolgt ähnlich wie bei der Fahrzeuglackierung mit der Fließbecherpistole. „In der Regel wird auf einen Epoxyprimer der zum jeweiligen Auftrag passende Spachtel aufgetragen“, berichtet Phlipp Vergin, der als Techniker der Firma Braune die IFTEC betreut und mit Lackmaterialien von Lechler Coatings und Spachtel von Carsystem beliefert. „Darauf folgt ein Schleiffüller und dann je nach Auftrag ein wasserbasierender Basislack plus hochfestköperreichem kratzfestem Klarlack oder ein UHS-Unilack.“ Bei kritischen Farben – Gelb ist ja im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel nicht selten – wird vor dem Decklack ein Tönfüller aufgetragen. Die IFTEC hat sich, obwohl das Unternehmen nicht unter die einschlägigen Regelungen fällt, für einen VOC-konformen Lackaufbau entschieden. „Die VOC-konformen Materialien, die wir verwenden, funktionieren einwandfrei“, begründet Henri Muck, „und eine nachhaltige, umweltverträgliche Arbeitsweise kann auch bei der Bewerbung um Aufträge ein Argument sein:“ Sehr wichtig ist neben einem konkurrenzfähigen Preis die Schnelligkeit. In Zeiten knapper Kassen halten städtische Verkehrsbetriebe möglichst wenige Ersatzwagen vor, sodass längere Ausfälle nur schwer kompensiert werden können. „Dadurch, dass wir in unserer Anlage sowohl energiesparend über Nacht, wenn es eilt, aber auch mit 60 Grad wie in einer Pkw-Kabine trocknen können, haben wir alle Optionen“, erklärt Henri Muck. „Flexibilität ist ein starkes Argument.“

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