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Bunter, grauer, grober, feiner

Technik
Bunter, grauer, grober, feiner

Das Farbtonlabor leistet unverzichtbare Arbeit für die Werkstätten

Michael Rehm

Der Fall kommt jeden Tag in etlichen Werkstätten vor und beginnt meist ganz unspektakulär. Ein beschädigtes Fahrzeug, wenige Jahre alt, soll repariert werden. Die Suche nach dem passenden Farbton fördert zwar den Standardfarbton nebst einigen Varianten zutage, einer genauen Prüfung halten aber weder Standardfarbton noch Nuancen stand. Der am Fahrzeug vorliegende Farbton ist ein anderer. Nur welcher? Und wie kommt man dahin? Und zwar möglichst schnell? Oft ist genau das der Zeitpunkt, in dem ein Lackierer zum Telefon greift. Ist er PPG- oder Nexa Autocolor-Kunde, landet er im Hildener Farbtonlabor bei Solvejg Zimmer, Dirk Dey und ihren Kolleginnen. „Viele Farbtonprobleme lassen sich bereits am Telefon klären“, berichtet Dirk Dey, der den Farbtonservice leitet. „Oft wissen wir aufgrund unserer Informationen aus dem Markt über bestimmte kritische Farbtöne bereits Bescheid oder haben Varianten entwickelt, die der Kunde vielleicht noch nicht kennt. Manchmal liegen natürlich auch Fehler beim Mischen oder anderswo im Farbtonprozess vor, die eine Abweichung verursacht haben.“ Aber die telefonische Farbtonberatung stößt auch an Grenzen, manchmal sind es sprachliche. „Nicht-Coloristen sind es natürlich nicht gewohnt, sich so präzise über Farbtöne zu unterhalten wie wir“, erklärt Dirk Dey. „Es reicht uns aber nicht, wenn gesagt wird, ein Ton sei heller. Wir müssen wissen: Ist er heller und grauer oder heller und bunter? Und wenn er bunter ist, in welche Richtung geht er? Die Kunden sehen das alles, sie sind ja Spezialisten, aber die Unterschiede zu beschreiben ist nicht einfach.“
Muster in Mengen
Führt die telefonische Fehlersuche nicht zum Erfolg, dann muss ein Originalmuster des betreffenden Fahrzeugs her, idealerweise ein Tankdeckel. „Da Tankdeckel aber oft aus Kunststoff bestehen, bitten wir die Kunden zu prüfen, ob der Farbton des Deckels auch identisch ist mit dem Farbton der Reparaturstelle“, berichtet Solvejg Zimmer, die das Farbtonlabor leitet.
Geht ein Musterteil im Labor ein, werden zunächst anhand der vorliegenden Angaben der Standardfarbton des Objektes und die entsprechenden Nuancen ermittelt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich entsprechende Muster im Farbtonarchiv finden. Falls nicht, wird ein Aufspritzmuster des Standardfarbtons bzw. der Nuance erstellt, die dem Farbton des Tankdeckels am nächsten kommt. Parallel dazu wird der Tankdeckel im Labor unter die Lupe, besser gesagt, unters Mikroskop genommen, um zu überprüfen, welche Pigmentierung das Muster aufweist. Dann folgt der erste visuelle Vergleich zwischen dem ermittelten Farbton und dem Tankdeckel – ein Arbeitsschritt, der viel Erfahrung, ein geschultes Auge und optimale Lichtbedingungen erfordert. Bei diesem Vergleich wird entschieden, in welche Richtung die Originalrezeptur verändert werden muss, um zum Farbton des Tankdeckels zu gelangen. Grüner, blauer, heller, dunkler, grauer, bunter, grober, feiner – um all diese Eindrücke in konkrete Änderungen der Lackrezeptur umzusetzen, bedarf es jahrelangen, intensiven Trainings. Passt der nachrezeptierte Farbton nach der ersten visuellen Prüfung noch nicht perfekt, erfolgt eine weitere Umstellung der Farbtonrezeptur. „Wir arbeiten so lange an der Farbtonformel, bis man im besten Fall ein einzelnes Karosserieteil lackieren kannt“, betont Solvejg Zimmer. „Im Zweifel bauen wir eine bestehende Farbtonformel auch komplett neu auf, wenn der nachzustellende Farbton dies verlangt.“

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