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„Betriebe für die Zukunft ausrichten“

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„Betriebe für die Zukunft ausrichten“

Viktor Richtsfeld, Mitglied der WOLF-Geschäftsführung, über Markt- und Techniktrends

MR

Herr Richtsfeld, Wolf ist als Anlagenlieferant breit aufgestellt, zum einen im klassischen Karosserie- und Lackierbetrieb, zum anderen im Autohausbereich sowie in der Industrielackierung – wo sehen Sie derzeit am meisten Dynamik?
Obwohl der Reparaturmarkt in Deutschland kein Wachstumsmarkt ist, gibt es viele Betriebe, die durch neue Investitionen ihre Stellung am Markt festigen und ausbauen wollen. Wir registrieren diesen Trend bei K & L-Betrieben ebenso wie im Autohaus-Bereich. Im Handel sehen wir speziell bei einem Fahrzeughersteller schon seit geraumer Zeit starke Aktivitäten, die Servicekompetenz im Autohaus zu stärken und die Reparaturen im eigenen Haus durchzuführen. Es gibt aber auch Unternehmen, die diese Ziele nicht mehr verfolgen, sei es durch ungelöste Nachfolgeregelungen oder andere Gründe. Im Industriebereich spüren wir die Dynamik z. B. in der Kunststoffteile- und Carbonteile-Lackierung. So bauen wir derzeit für einen stark wachsenden Zulieferer neue Lackieranlagen auf, die hinsichtlich der Klimatisierung höchste Ansprüche erfüllen müssen.
Ein Motor für Investitionen im Karosserie- und Lackbereich scheint Schadenmanagement zu sein. Viele Großbetriebe stellen sich im Hinblick auf effizientere Bearbeitung gesteuerter Schäden neu auf. Wie nehmen Sie diesen Trend wahr?
Für uns ist es immer interessant, Partner von Unternehmern zu sein, die Ihre Betriebe für die Zukunft ausrichten, und diese Ziele gemeinsam zu realisieren. Viele Betriebe haben ja klein angefangen und stehen jetzt vor neuen Herausforderungen. Wer seinen Kundenstamm erweitern und vom Schadenmanagement profitieren will, muss Komplettleistungen bieten können, d. h. Karosserie- und Lack, Elektronik-Prüfungen, Garantien und natürlich einen exzellenten Service. Dies erfordert nicht nur große Investitionen, sondern auch entsprechendes Fachwissen und attraktive Arbeitsplätze für die Mitarbeiter, die heute nicht mehr so leicht zu finden sind. Wir realisieren auch im Jahr 2015 neue Großprojekte. Ein sehr großes Lackierzentrum wird zum Beispiel im Raum Nürnberg-Fürth entstehen.
Wie hoch ist der Modernisierungsbedarf im klassischen K & L-Betrieb – gibt es einen Investitionsstau?
Neben dem Neugeschäft arbeiten wir auch kontinuierlich an Modernisierungsaufträgen für unsere Anlagen, die teilweise schon 20 Jahre und älter sind. Auch wenn diese Anlagen noch einwandfrei funktionieren, ist eine Modernisierung aus energetischer Sicht sinnvoll. War früher die Wärmerückgewinnung das entscheidende Mittel zur Energieeinsparung, so kann heute mit moderner Steuerungstechnik ein weiteres deutliches Einsparpotenzial im Strom- und Wärmeverbrauch erzielt werden. Nach der Besichtigung vor Ort bieten wir unseren Kunden die für ihre Anlage beste und wirtschaftlichste Lösung an.
Halten die derzeit niedrigen Energiepreise Kunden nicht davon ab, in die energetische Sanierung zu investieren?
Nein, im Gegenteil. Spürbar gesunken ist ja lediglich der Ölpreis. Das Kostenbewusstsein bezüglich des Energieverbrauchs ist unverändert hoch und nimmt eher zu, zumal die Energiepreise mittelfristig wieder deutlich ansteigen werden. Wir haben immer mehr Kunden, die bei Investitionen in unsere Anlagentechnik Förderprogramme in Anspruch nehmen. Dafür benötigt man energiesparende Lösungen.
Derzeit wird viel über gasbetriebene oder klassische IR-Strahler in der Kabine diskutiert, zum anderen ermöglichen schnell trocknende Klarlacke und Füller auch schnellere Trocknung bzw. Trocknung bei niedrigerer Temperatur, ohne anlagentechnisch aufrüsten zu müssen. Welchen Einfluss hat dies auf Ihr Geschäft?
Je mehr Produkte es am Markt gibt, umso präziser müssen die Kunden beraten werden. Mit welchen Produkten werden welche Effekte erzielt, und wo sind die Grenzen? Diese Beratung ist zum Beispiel bei der Wahl des Trocknungsverfahrens wichtig. In der letzten Zeit haben wir bei größeren Projekten auch zusätzliche Kabinen mit einem Infrarot-trockner eingebaut. Wir bezeichnen diese Kabinen als Schnellläufer-Kabinen. Da der Vorteil der Infrarottrocknung nicht im Energieverbrauch pro Minute, sondern in der verkürzten Trocknungszeit liegt, können IR-Kabinen wirtschaftlich betrieben werden, wenn sie mit dem geometrisch passenden Teilespektrum ausgelastet werden und die Trocknungsflächen klein sind. Dies ist ein interessantes Thema. Die Entwicklung von Klarlacken, bei denen die Trocknungstemperaturen gesenkt werden können, eröffnet bei der Wärmeversorgung neue Möglichkeiten. Dies wird dazu führen, dass bei Verwendung dieser Lacke auch der Trockenprozess mit einer Warmwasserbeheizung aus Blockheizkraftwerken oder dem Fernwärmenetz, sofern keine zu niedrigen Rücklauftemperaturen vorgegeben werden, realisierbar ist.
Wenn man die Projekte betrachtet, die Wolf in letzter Zeit realisiert hat, fällt ein starker Auslandsanteil auf – von Saudi-Arabiens größter Lackierwerkstatt in Ryadh bis zur Lehrwerkstatt der schweizerischen technischen Fachschule Winterthur – wo liegen für Sie als Anlagenbauer besonders dynamische Märkte?
Unser Hauptmarkt ist Deutschland. In Deutschland, in Österreich und in der Schweiz befinden sich die Kunden mit den höchsten Ansprüchen. Diese Ansprüche haben uns auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Natürlich haben wir auch anspruchsvolle Kunden im Ausland, die auf die Wolf-Technologie setzen. Aktuelle Beispiele sind neue Autohaus-Projekte in Istanbul und in Dubai. Im Anlagenbau ist der Absatz ins Ausland jedoch nicht so einfach. Man braucht vor Ort kompetente Partner, die mit den örtlichen Vorschriften und Genehmigungen vertraut sind.
Sehen Sie im Auslandsgeschäft auch Risiken?
Wie schnell sich das Exportgeschäft ändern kann, sehen wir derzeit an der politischen Situation in Russland. Auch unvorhergesehene Währungseffekte wie z.B. in der Schweiz beeinflussen das Auslandsgeschäft. Darauf kann man sich schlecht vorbereiten. Auch Terminpläne und Baufortschritte sind für uns nicht so gut kalkulierbar wie im Inland. Grundsätzlich sichern wir uns gegen finanzielle Risiken so gut wie möglich ab. Ein gewisses Maß an Risikobereitschaft muss man aber eingehen können, und wie gesagt, man braucht auch gute Partner vor Ort.
Welches technische Optimierungspotenzial sehen Sie noch im Bereich der Kombikabinen?
Unsere Anlagen sind auf einem sehr hohen Entwicklungsstand. Zuletzt haben wir unsere neue LED-Steuerung präsentiert, die sehr erfolgreich angenommen wird. Aber unsere Entwicklungen gehen weiter. Wir haben immer wirtschaftlich sinnvolle und gewinnbringende Lösungen in den Markt gebracht. Dies werden wir auch mit unserer nächsten Entwicklung unter Beweis stellen.
Welche Rolle spielt die IT – dass etwa Energieverbräuche auftragsbezogen visualisiert werden?
Die moderne Informationstechnik wird immer mehr in den Anlagenbereich einziehen, sowohl bei der Anlagen-Fernüberwachung als auch bei der Betriebsdatenerfassung. Wir bieten heute bereits die Möglichkeit, den Energieverbrauch zu erfassen und zu dokumentieren. Unser Vorteil ist, dass wir nicht nur eine Elektroabteilung, sondern auch eine EDV-Abteilung haben und somit auch kundenbezogene Lösungen bei der Datenerfassung realisieren können. Bei Lackieranlagen im Industriebereich, z.B. für die Zulieferindustrie, haben wir solche Auswertungen bereits realisiert. Obwohl der durchschnittliche Reparaturbetrieb diese Anforderungen bis jetzt noch nicht stellt, sehen wir, dass das Interesse an der Betriebsdatenerfassung steigt, insbesondere bei jungen Unternehmern. Mit unserem Energiekostenrechner können die Energiekosten pro Auftrag exakt erfasst werden. Dies ist ein wichtiges Hilfsmittel für das interne Controlling bzw. die Kalkulation für den Lackierauftrag.
Herr Richtsfeld, vielen Dank für das Gespräch.

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