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Tiefglanz in Perfektion

Design
Tiefglanz in Perfektion

Bei Riva RAM werden die legendären Kreationen von Carlo Riva restauriert und lackiert

Michael Rehm

Elfenbeinweiß, Hummerrot, Bermudagrün – das Farbtonspektrum, mit dem bei Riva RAM gearbeitet wird, ist seit Jahrzehnten dasselbe, und es ist überschaubar. Am wichtigsten ist ohnehin der Klarlack, der in etlichen Schichten, jeweils mit immer feiner werdendem Zwischenschliff, auf das edle Mahagoniholz aufgetragen wird. Nicht zu vergessen das Chrom, das hier auf Beschlägen, Leisten, Schriftzügen und selbst auf den Motoren blitzt.
Wir sind in Sarnico am Ufer des Lago d´Iseo, wo eine kleine Werft, die Riva RAM (für Revisione, Assistenza, Moto-scalfi) das Erbe des legendären Bootsbauers Carlo Riva bewahrt. Gleich gegenüber, im Stammwerk auf der anderen Straßenseite, werden auch heute noch neue Riva-Boote, besser gesagt Yachten, gebaut. Die Kultmarke Riva wurde allerdings im Jahr 2000 an das italienische Marinekonsortium Ferretti verkauft, das wiederum 2012 von einem chinesischen Investor übernommen wurde. Die neuen Riva-Yachten sind aus Aluminium, Kunststoff und Fiberglas, sie sind elegant, luxuriös und, natürlich, sündhaft teuer. Die Frage, ob sie noch echte Rivas sind, beantwortet Anselmo Vigani, Neffe des legendären Carlo Riva und Geschäftsführer von Riva RAM, das sich noch in Familienbesitz befindet, ebenso höflich wie ausweichend. Viel hat man wohl nicht mehr miteinander zu tun.
Know-how erhalten
Das Riva-Herz schlägt heute bei Riva RAM, in der Wartungs- und Restaurationswerft, die 1956 von Carlo Riva gegründet wurde, als hätte er geahnt, dass auch gut ein halbes Jahrhundert später Kunden aus aller Welt weder Kosten noch Aufwand scheuen würden, um die Boote, die schon damals schwimmende Statussymbole und Stil-ikonen zugleich waren, in tadellosem Zustand zu erhalten. Die eigentliche Idee von Carlo Riva war, zumal für die damalige Zeit, innovativ: Das komplette Know-how, das in Sachen Wartung und Restaurierung vorlag, sollte bei Riva RAM versammelt sein, hier sollten für Händler, Werkstätten und auch interessierte Kunden aus aller Welt einheitliche Prozesse für Wartung, Pflege und Reparatur der Riva-Boote entwickelt werden.
Etwa 5.000 Riva-Holzboote wurden insgesamt gebaut, vom Flaggschiff Aquarama über die Ariston bis zur Junior. Rund die Hälfte existiert noch – und ihr Wert erhöht sich permanent. Restaurierungen der immer rarer werdenden Meisterwerke lohnen immer mehr. „Ein Boot in diesem Zustand wäre vor fünf Jahren kaum bei uns gelandet“, meint Anselmo Vigani und zeigt auf eine stark malträtierte Aquarama, die gerade frisch eingetroffen ist und die letzten Jahre auf den Bahamas verbracht hat – ob immer über oder auch mal unter Wasser, ist auf den ersten Blick schwer erkennbar. Doch Preise jenseits von 500.000 Euro für manche gut erhaltene oder perfekt restaurierte Riva machen auch umfangreichste Restaurierungen sinnvoll.
Klarlack-Orgie
40 bis 50 Boote werden bei Riva RAM pro Jahr in Top-Zustand versetzt. Das Spektrum der Arbeiten reicht von der einfachen saisonalen Auffrischung der Optik bis zur Komplett-Restaurierung. Praktisch immer enthalten ist eine partielle oder komplette Erneuerung der von Salz und Sonne angegriffenen Lackierung. Die dabei verwendeten Materialien wurden bis vor einigen Jahren gleich um die Ecke vom 1883 in Sarnico gegründeten Lackhersteller Stoppani produziert, der 2007 von Lechler Coatings übernommen wurde. Noch heute tragen viele der bei Riva verwendeten Lackmaterialien das Stoppani-Logo, darunter so sagenumwobene wie die „Pasta Mogano“, eine dünne Beize, die zum Auffrischen des Mahagonitons und zum Farbangleich zwischen alten und neu eingefügten Mahagonipartien dient. Sie bildet die Grundlage für eine Klarlack-Orgie aus bis zu 22 Schichten, mal mit dem Pinsel, mal mit der Spritzpistole aufgebracht. Zwischen den einzelnen Schichten liegen exakt definierte Trocknungs- und Ruhephasen und natürlich auch zahlreiche Schleifgänge. Den Abschluss bilden zwei Lackiergänge mit UV-blockendem Klarlack und danach eine sorgfältige Politur. „Wenn eine Aquarama lackiert wird, schlägt das mit etwa 350 Arbeitsstunden zu Buche“, erklärt Anselmo Vigani lächelnd, „und nicht wenigen Kunden ist die Lackierung so lieb und teuer, dass sie unsere Boote nach jeder Fahrt wieder aus dem Wasser nehmen – oder sie am liebsten gar nicht ins Wasser lassen.“
Für Nachwuchs gesorgt
Ausgeführt werden alle Arbeiten bei Riva RAM von einem Team von derzeit 18 Spezialisten, die meisten unter ihnen sind Bootsbauer und Schreiner.
Neben dem zweiköpfigen Lackiererteam spielt auch das Engine-Team, das sich um die Wartung oder gegebenenfalls auch Restaurierung der bei Riva immer großzügig dimensionierten Motoren kümmert, eine wichtige Rolle. „Nachdem der Entschluss gefallen war, bei Riva keine Holzboote mehr zu bauen, mussten wir uns beeilen, das Know-how der älteren Experten auf die jüngeren zu übertragen“, erinnert sich Anselmo Vigani. „Wir haben Teams aus erfahrenen und neuen Fachleuten gebildet.“ Der Übergang ist gelungen. Es ist mittlerweile ein recht junges Team von Kunsthandwerkern mit höchstem Qualitätsanspruch, das da konzentriert und scheinbar ohne jede Hektik seiner Arbeit in pieksauberen Werkstatthallen nachgeht.
Um Aufträge muss man sich wenig Sorgen machen; nicht nur am Hauptsitz in Sarnico, sondern auch in den Riva RAM-Boat-Service-Stützpunkten Rapallo, Porto Cervo und Monte Carlo. Auch wenn die Anzahl der Riva-Boote begrenzt ist, die Legende Riva lebt – und sie wird gepflegt.

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