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Kernkompetenz Karbon

Design
Kernkompetenz Karbon

Beim Highend-Veredler Mansory sind die Werkstoffe so exklusiv wie die Lackierungen

Michael Rehm

Schimmerndes Chromorange, mattes Perlmuttweiß oder Haselnussbraun mit Echtgold-Kontrasten – die Farbtöne, die man im Showroom des Fahrzeugveredlers Mansory im oberpfälzischen Brand bewundern kann, sind so individuell wie die Fahrzeuge selbst – und auch so exklusiv. „Farbe ist bei der Individualisierung von Fahrzeugen ein sehr wichtiges Element“, erklärt Ralph D. Niese, bei Mansory Marketing- und PR-Manager, „den Farbton sieht man schließlich als erstes. Und mit bestimmten Farbtönen verbinden viele unserer Kunden spezielle Wünsche, Vorstellungen oder auch Erinnerungen. Der eine hat vielleicht schon einen Oldtimer in einem ganz bestimmte Ton, ein anderer möchten gerne denselben Farbton am Auto haben wie auf der Yacht oder dem Flugzeug.“ Dass der Preis der Lackierung bei Mansory keine entscheidende Rolle spielt, wird hier schon deutlich – zumindest nicht für sich betrachtet. „Bei den Fahrzeugen, die wir veredeln, wird wenig über Einzelpositionen gesprochen“, betont Ralph D. Niese, „wir bieten ein Gesamtpaket an.“
Nur die absolute automobile Oberklasse wird hier veredelt; von Aston Martin bis Rolls Royce, von Lamborghini bis Bugatti. Dass ein Auto, das bereits in der Basisversion – wenn das Wort in dem Zusammenhang erlaubt ist – über eine Million Euro kostet, noch einmal um etwa denselben Betrag aufgewertet wird, ist dabei keine Seltenheit. Die Kundschaft für diese Art der Wertsteigerung kommt häufig aus Regionen, in denen man zum Zeigen des meist frischen Reichtums noch ein unverkrampftes Verhältnis hat: aus Russland etwa, den Golfstaaten oder aus China.
Anschluss muss passen
Ein Kernelement der Mansory-Veredelung ist der Ersatz der serienmäßigen Karosserie-Außenhaut durch selbst designte und produzierte Karbonelemente. Ob Lamborghini Gallardo oder Bugatti Veyron – von der Originalkarosserie bleibt oft nur der Rahmen übrig, über den ein neuer Karbon-Maßanzug gezogen wird. Ein Vorteil der Mansory-Karbonteile besteht darin, dass sie an den Original-Befestigungspunkten montiert werden, sodass auch Karosserie-Tuning mit Hilfe von Teilen möglich ist, die bei den Mansory-Partnern vor Ort eingebaut werden. Gefertigt werden die Karbonteile in einem Tochterunternehmen in Tschechien, nicht weit von der Mansory-Zentrale in Brand entfernt. „Die Karbonherstellung ist nicht nur eine unserer Kernkompetenzen“, erklärt Ralph D. Niese, „Karbon ist ein optisches Stilmittel, das uns geprägt hat und bei dem wir uns auskennen wie kein zweiter.“ Und Karbon ist nicht gleich Karbon. Etliche Varianten können hergestellt werden, von extrem fein bis zu grob geflochtenem Gewebe, von Strukturen mit eingearbeiteten Kupferfäden bis hin zu Geweben, bei denen durch kunstvolles Flechten unterschiedlich breiter Kohlefasern ganz neue Muster und Strukturen entstehen. Optisch zum Tragen kommen diese Varianten natürlich nur, wenn sie auch am Fahrzeug zu sehen und nicht deckend überlackiert sind. Sichtkarbon ist die große Spezialität von Mansory, was in zweierlei Hinsicht extrem hohe Ansprüche stellt. Zum einen muss bereits während der Produktion der Karbonteile exakt berechnet und berücksichtigt werden, wie die Gewebetrukturen in angrenzenden Karosserieteilen aufeinandertreffen, ob Linien zum Beispiel nahtlos weitergeführt werden oder sich in einem ganz bestimmten Winkel begegnen. Ähnlich viel Know-how verlangt die Lackierung der Teile. „Der Lackaufbau beim Sichtkarbon besteht aus einem transparenten Primer, auf den mindestens zwei Schichten Klarlack folgen“, erklärt Torsten Dettner, Bezirksleiter Nordbayern beim Lackhersteller Lesonal, der die Firma Mansory betreut. „Um die schwarzen Fasern zu schützen, müssen UV-Inhibitoren sowohl im Primer aus auch im Klarlack enthalten sein.“ Um spiegelglatte Oberflächen zu erhalten, wird sehr sorgfältig und zeitaufwendig zwischengeschliffen und abschließend intensiv poliert. Kaum ein Fahrzeug verlässt das Haus, an dem nicht wenigstens einzelne Karosserieelemente in Sichtkarbon verwendet werden, bei Sondermodellen wie dem Lamborghini Aventador Carbonado besteht sogar die komplette Karosserie aus dem Hightech-Material. Bei der Farbwahl gibt es hier mehrerer Alternativen: schwarz matt, schwarz glänzend oder mit eingefärbtem Klarlack farbig schimmernd.
Selters-Blau
Bei deckend lackierten Fahrzeugen nähert man sich dem endgültigen Farbton oft in Etappen an. „Das Lesonal-Farbpaspelsystem dient dabei im ersten Schritt dazu, einen Ton grob festzulegen“, erklärt Torsten Dettner. „Gemeinsam überlegt man dann, ob und in welche Richtung man den Farbton noch verfeinern oder variieren könnte.“ Parallel dazu erhalten die Mansory-Kunden Designskizzen, die das komplette Fahrzeug im künftigen Farbton zeigen. Praktisch, aber nicht weniger herausfordernd ist es natürlich, wenn Mansory-Kunden ihr Farbmuster gleich mitliefern. „Für ein Fahrzeug, das nach Japan ging, bestand unsere Vorlage aus einer hellblauen Seltersflasche“, erinnert sich Torsten Dettner. „Der Farbton sollte transparent und metallisch blau wirken – genauso wie die Flasche. In der Lesonal-Coloristik entwickelten wir dann einen Lackaufbau aus einem chromartigen, extrem feinen Silber, über das ein lasierendes Hellblau gelegt wurde.“ Fertig war der Flascheneffekt. „Bei einem Kunden wie Mansory betritt man eben auch als Lackhersteller manchmal Neuland“, resümiert Dettner. „Auf der anderen Seite profitieren vom extrem hohen Anspruch an die Oberflächen und von den intensiven Erfahrungen, die wir mit Untergründen wie Carbon machen, alle Kunden.“

Von der Form zum Karbon-Karosserieteil
Zunächst wird auf Basis des am Computer erstellten Designs eine CNC-gefräste Positiv-Form hergestellt. 1 Auf diese werden dann mehrere Schichten Karbonmatten auflaminiert, miteinander verbunden und im so genannten Autoklaven, s.u., gehärtet. So entsteht eine besonders stabile Negativ-Form, die im Prinzip unbegrenzt lange für die Produktion der Karbonteile verwendet werden kann. Die Formen für die Produktion der Teile werden, nach Hersteller und Modell sortiert, sorgfältig aufbewahrt. 2 Bei der Produktion der Karosserieteile werden in diese Negativ-Formen drei Schichten vorab bereits mit Harz getränkte Carbonfasermatten eingelegt, zugeschnitten, präzise angepasst und mit der Form verbunden 3. Die komplette Form mitsamt der eingelegten neuen Karbonschichten wird mit Kunststofffolie überzogen, vakuumiert 4 und in den Autoklaven gelegt. Dabei handelt es sich um einen speziellen Aushärteofen, in dem der Unterdruck permanent kontrolliert und bei Bedarf wieder auf den Sollwert gebracht wird. Gleichzeitig herrscht im Autoklaven selbst ein Überdruck von fünf Atü, der zusammen mit dem in der Folie herrschenden Unterdruck bewirkt, dass die Karbonschichten sich intensiv miteinander verbinden. 5 Rund vier Stunden bleiben die Teile bei Temperaturen von 60 bis 120 C° im Autoklaven, danach wird die Folie entfernt und die neuen Karbonteile werden von den Formen getrennt.

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